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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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sprichwörtlich einen eigenen Kopf hatten. Er streckte eine Hand aus, zog das Gummi heraus und ließ die Mähne über seine Hände fließen.
    „Ja, das war sie. Eine der Schlimmsten, die ich in letzter Zeit gehört habe. Was nicht weiter überraschend ist. Diese Art von Missbrauch, von tödlichem Missbrauch, der als Liebe getarnt wurde … Kein Wunder, dass er zum Mörder wurde. Er kannte keine andere Art und Weise, mit Leuten zu interagieren.“
    „Aber das ist keine Entschuldigung.“
    „Nein. Nein, das ist keine Entschuldigung. Viele Kinder werden missbraucht und bringen trotzdem keine Menschen um.“ Er schaute zu Taylor. Das Spielerische, das vor ihrem Gespräch mit der Krankenschwester zwischen ihnen geherrscht hatte, war verschwunden.
    „Was legt den Schalter um?“, fragte sie schließlich.
    „Wenn ich das wüsste, wäre ich ein sehr reicher Mann. Jeder Verstand ist anders. Man hat das schon tausend Mal gesehen. Menschen, die nicht missbraucht wurden, tun fürchterliche Dinge. Menschen, die missbraucht wurden, führen ein normales, liebevolles Leben. Es läuft wieder alles auf die alte Frage hinaus: Natur oder Erziehung? Ich glaube allerdings, dass es auch einen genetischen Faktor gibt, eine gewisse Veranlagung, aber die Entscheidung, jemanden zu ermorden, ist genau das: eine freiwillige Entscheidung.“
    „Und wie stehen die Chancen, dass ein Mann zwei Mörder mit zwei unterschiedlichen Frauen in die Welt setzt?“
    „Undenkbar. Ich habe noch nie von so einem Fall gehört. Sicher, Bettys Gene haben eine Rolle gespielt. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich gerne Rogers und Bettys Familiengeschichte näher unter die Lupe nehmen, um zu sehen, ob es irgendwelche Hinweise gibt. Aber da niemand weiß, wer Bettys biologischer Vater war, dürfte das schwer zu machen sein.“
    Taylor wurde ganz still und ließ zu, dass Baldwin ihre Schultern massierte.
    „Wie geht es deinem Bein?“, fragte er.
    „Ganz gut. Ms Potts muss eine verdammt gute Krankenschwester sein. Ich spüre gar nichts mehr.“
    „Die Salbe, die sie aufgetragen hat, enthält Lidocain, ein lokales Anästhetikum.“
    „Clever.“
    Sie umfasste seine Hand und drückte sie gegen ihre Lippen. Ah, das machte ihn verrückt. Sie machte ihn verrückt. Wie konnte er in so einem Augenblick nur an Sex denken?
    Sein Handy klingelte und ließ sie beide wie schuldbewusste Teenager zusammenzucken. Taylor kicherte, als er mit ungelenken Fingern das Handy aus der Tasche zog. Gut, sie fühlte sich schon besser. Melancholie stand ihr nicht.
    „Das ist Hall“, sagte er, bevor er den Anruf mit einem professionellen „John Baldwin“ annahm.
    „Sie ist weg, Mann. Genau wie Sie vermutet haben. Sieht aus, als wenn Ruth Anderson schon vor ein paar Tagen verschwunden wäre. Die Nachbarn haben sie zuletzt am Samstag gesehen, danach aber nicht mehr. Wir haben mehr als genug Spuren in ihrer Wohnung gefunden – inklusive E-Mails mit Anweisungen für die Morde in Nags Head. Der Polizeichef von Durham hat uns einen Durchsuchungsbefehl besorgt, und wir sind hier auf Gold gestoßen. Wir wissen nicht, wo sie hin ist, aber wir wissen, wo sie war. Eine fleißige kleine Biene, die junge Ms Anderson.“
    Baldwin legte eine seiner Lieblings-CDs von einer Band namens Butterfly Boucher ein. Er skippte bis zu dem Song „Another White Dash“, seinem ultimativen Roadtrip-Lied, und summte leise mit. Taylor war erst kurz vor Knoxville eingeschlafen, und er hatte nicht vor, sie zu wecken.
    Hall war der Meinung, dass Ruth Anderson nicht länger in Raleigh oder überhaupt in North Carolina weilte. Denn eine E-Mail von jemandem, den sie noch nicht identifiziert hatten, besagte: „Komm nach N“, wenn es Probleme gäbe.
    Nashville.
    N konnte alles sein, aber der logischste Ort in diesem Szenario war ihre Heimatstadt. Zum Tatort nach Nags Head zurückzukehren wäre Selbstmord, da dort immer noch sehr aktiv ermittelt wurde. Ruths Deckung war aufgeflogen, und ihr Bild tauchte in jeder abendlichen Nachrichtensendung auf. Baldwin fragte sich, was Mrs Anderson wohl von seinem Täuschungsmanöver halten würde, und schob den Gedanken dann schnell beiseite. Er hatte getan, was getan werden musste. Ganz einfach.
    Es war gerade einmal Mitternacht. Gegen drei Uhr morgens würden sie wieder in Nashville sein. Sie hätten ein wenig Zeit, sich zu sammeln, bevor die nächste Phase der Ermittlungen begann. Dass sie nun seine Schwester kannten, würde helfen, den Fall zu einem wesentlich schnelleren

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