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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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Doch so war sie mit ihren Freundinnen in Myrtle Beach, als Errol sich umbrachte. Ewan hatte niemanden, der ihm bei der Planung der Beerdigung seines kleinen Bruders half. Ich erinnere mich, wie er mit leerem Blick am Grab saß. Nachdem er das Mädchen verletzt hatte und verschwunden war, ist die ganze Geschichte immer mehr verblasst und zur Legende geworden. Das Haus wurde von der Bank übernommen und steht seitdem leer. Sie haben es nie verkaufen können. Vermutlich schreien die Wände bis heute.“
    Bei dem Gedanken überlief Taylor ein Schauer. Reflexartig nippte sie an ihrem Tee.
    „Wie war er so?“, fragte Baldwin.
    Ms Potts genoss die Gesellschaft an diesem kalten Abend, und sie war eine geborene Geschichtenerzählerin. Sie wuselte in ihrer kleinen Küche herum, setzte noch eine Kanne Tee auf und stellte einen Teller mit Plätzchen auf den Tisch. Taylors Magen knurrte ganz unladylike. Die Krankenschwester lächelte nur und schob ihr den Keksteller zu.
    „Ewan? Ich wage zu sagen, der war wie seine Mama.“
    „Inwiefern?“
    Sie trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und dachte nach. „Krank im Kopf. Er bemühte sich sehr. Es war herzzerreißend mit anzusehen, wie er gekämpft hat. Als wenn er wusste, dass das, was er tat, falsch und böse war, er aber einfach nicht anders konnte. Nehmen Sie den Hund. Der Pfahl, über den Sie gestolpert sind? Als Ewan ungefähr zehn Jahre alt war, hatten die Copelands einen Hund. Er hatte ihn hinten im Wald bei den Schienen gefunden. Der Junge liebte den Hund. Er schlief mit ihm in einem Bett. Er ging mit ihm spazieren. Er spielte mit ihm. Und als er ihn erschoss und der Hund sterbend im Vorgarten lag, wimmernd und blutend, und er auf das Einzige herabschaute, was in seinem armen kleinen Leben gut gewesen war, weinte er. Ich habe ihn dabei beobachtet. Deshalb weiß ich es. Er war böse, richtig böse. Aber er wollte es nicht sein, glaube ich. Es war wie ein Zwang.“
    Taylor legte ihren halb aufgegessenen Keks zurück auf den Teller. „Sie haben gesehen, wie er seinen Hund erschoss?“
    „Ja, das habe ich. Ich kam gerade von meiner ersten Schicht, habe den Schuss gehört und nach drüben geschaut. Ewan stand da, Schnodder lief ihm aus der Nase über sein Kinn. Ich erinnere mich, dass er den Kopf gehoben und mich angeschaut hat. Er war am Boden zerstört. ‚Ich musste es tun‘, sagte er. ‚Er war verletzt.‘ Aber der Hund war gesund und munter wie eh und je. Er hat ihn getötet, weil er es wollte.“
    Baldwin nickte. „Er hat Schmerz mit Liebe gleichgesetzt. Das hat das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom seiner Mutter ihm beigebracht. Die einzige Möglichkeit, jemandem zu sagen, wie sehr du ihn liebst, ist, ihn zu verletzen. Körperlich zu verletzen. Das verschafft dir Aufmerksamkeit.“
    „Ja, das beschreibt die Situation gut. Betty hat ihre Jungen geliebt, das konnte niemand abstreiten. Aber sie hasste sie auch ein wenig. Wie sonst hätte sie ihnen wieder und wieder Verletzungen zufügen können?“
    Taylor fing Baldwins Blick auf. Langsam bekamen sie ein immer klareres Bild von ihrem Gegner. Wenn sie nicht aufpassten, konnte zu viel Verständnis zu Sympathie für ihn führen. Mit einem Mal hatte Taylor das Gefühl, nur Zeit zu schinden. Es war an der Zeit, zu gehen. Zeit, diesen Mistkerl ein für alle Mal vom Angesicht der Erde zu tilgen.
    „Ms Potts, Sie waren uns eine große Hilfe“, sagte Taylor. „Vielen Dank, dass sie mich so gut versorgt haben. Leider müssen wir jetzt wieder los.“
    Unter schwachem Protest begleitete die Krankenschwester sie zur Tür, wo sie Taylor noch ein paar Kekse in die Hand drückte, die diese dankbar annahm. Sie brauchte den Zuckerschub, auch wenn sie in letzter Zeit ein paar Pfund zugelegt und außerdem heute ein opulentes Mittagessen genossen hatte. Sie versprachen, wieder vorbeizuschauen, sollten sie das nächste Mal in der Stadt sein, und machten sich dann auf den Weg zu Baldwins BMW:
    Die Schlinge zog sich immer weiter zu.

27. KAPITEL
    An: [email protected]
Von: [email protected]
Betreff: Kansas City, MO
    Lieber Troy ,
komme gerade in Kansas City an. Es war eine lange Fahrt. Aber mach dir keine Sorgen, ich habe alles unter Kontrolle .
ZK
    Ein Highway. Wieder einmal. Graue Asphaltbänder, die sich bis in die Ewigkeit zogen. Er wünschte, er hätte mehr Zeit. Dann würde er von der Interstate abfahren und die Landstraße durch die Kornfelder nehmen. Get your kicks on Route 66 . Führte die Route 66 durch Missouri? Er

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