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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Ellison
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herausbekommen. Aber verdammt, er brauchte ihre Hilfe noch ein letztes Mal.
    Also senkte er seine Stimme und beugte sich zu Ruth herunter.
    „Es tut mir leid, Ruth. Ich hatte einen schweren Tag. Ich wollte dich nicht anschreien.“ Sich versöhnlich zu zeigen, war nicht gerade sein ausgeprägtester Charakterzug, und so schniefte sie auch nur und drehte den Kopf zur Seite. Er beschloss, es mit einer anderen Taktik zu probieren.
    „Du kannst es mir sagen. Ich verspreche dir, dass ich nicht sauer werde.“
    Sie hielt den Blick weiter gesenkt und sprach mit ganz kleinlauter Stimme. „Versprochen?“
    „Versprochen.“
    Sie schlang ihre Arme um die Beine, als wenn sie so in sich selber verschwinden könnte. „Mein Laptop steht auf meinem Schreibtisch. Ich habe ihn nicht mitgenommen. Ich dachte, ich käme zwischendurch noch mal nach Hause. Doch dann lief auf einmal alles so durcheinander, ging so schnell … Harvey beschloss, dass er den Jungen hier töten wollte, und wir lagen in unserem Plan zurück und mussten unter Zeitdruck nach Nags Head fahren.“ Sie brach ab, weil sie spürte, dass er kurz vor dem Explodieren stand.
    „Dein Laptop. Mit allen E-Mails?“
    „Ja.“
    Die E-Mails, die direkt zu ihm führten. Nun, es war sowieso beinahe an der Zeit, die Räumlichkeiten aufzugeben, um den letzten Teil des Planes in die Tat umzusetzen. Zeit, seine Ministranten ihre Züge machen zu lassen und zu sehen, ob sie so gut waren, wie er hoffte.
    Ruth schaukelte jetzt stärker vor und zurück. Er musste sie da rausholen, bevor die Trance zu tief wurde.
    „Ruthie, was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass jemand sterben muss? Und zwar heute noch? Nicht Harvey – den kannst du behalten. Ich weiß, dass du ihn magst. Würde dich das aufheitern?“
    Er sah, wie ihre Augen in seine Richtung glitten. Blutrünstiges kleines Biest. Er wusste, dass die Aussicht auf einen Mord ihre Aufmerksamkeit zurückbringen würde.
    „Wer?“, fragte sie mit leiser, kindlicher Stimme.
    „Colleen Keck. Die Bloggerin. Es ist Zeit für sie, zu gehen.“
    Ruth rappelte sich auf Hände und Füße auf und krabbelte mit einem animalischen kleinen Grinsen auf den Lippen zu ihm. Sie schaute ihn um Erlaubnis heischend an und streichelte dann sein Bein.
    „Harvey ist ihr bereits auf der Spur. Er beobachtet sie, seitdem wir North Carolina verlassen haben. Sie war der erste Halt nach unserer Rückkehr. Ich habe ihn oben an ihrer Straße postiert, bevor ich hierhergekommen bin. Er hat alles unter Kontrolle.“
    „Nein, meine Süße. Ich will, dass du es tust.“
    „Warum? Ich meine, nicht dass ich mich nicht darüber freuen würde, das weißt du. Aber ich dachte, du wolltest sie bis zum Ende am Leben lassen? Hast du deine Meinung geändert?“
    Er stand auf und ging zum Fenster, ließ Ruth zusammengesackt auf dem Fußboden zurück wie eine weggeworfene Lotusblüte. „Ja. Ich habe meine Meinung geändert. Das ist mein gutes Recht.“
    „Aber du hast mir immer gesagt, ich soll mich an den Plan halten …“
    „Ruth, kein Aber.“
    Er schaute über seine Schulter. „Nach dem Chaos, das du in North Carolina angerichtet hast? Nein, Ruth. Du wirst nicht dafür belohnt, dass du es vermasselt hast.“
    Vor und zurück. Vor und zurück. Vor und zurück.
    „Schmoll nicht, Ruth. Keck wird dir Spaß machen, versprochen. Sie ist eine Last geworden. Klüger, als gut für sie ist. Sie wird jetzt jede Minute den Opferkreis herausgefunden haben. Diese perversen, dummen Idioten auf ihrer Website haben die Überraschung verdorben. Also muss sie weg, bevor sie irgendjemanden alarmiert. Das ist ein persönlicher Gefallen für mich. Ein sehr großer Gefallen. Du weißt, was passiert, wenn du mir einen Gefallen tust, oder?“
    „Ich darf mir im Gegenzug auch etwas wünschen.“
    „Genau. Du bist ein gutes Mädchen. Jetzt geh. Kümmere dich für mich um diese lästige Schlampe.“
    Ruth stand auf. „Ja, Ewan. Wenn du es sagst.“
    „Ich sage es. Jetzt geh. Ich habe noch andere Dinge zu tun. Und Ruth? Du weißt, was zu tun ist, wenn du gefasst wirst?“
    Ihre Mundwinkel sackten nach unten, und ihr Gesicht wurde ganz weiß. „Ja, Bruder.“
    Er sah ihr hinterher, wie sie aus seiner Wohnung schlich, und seufzte. Vielleicht hätte er dem Impuls, sie in North Carolina sterben zu lassen, doch nachgeben sollen? Nein, was geschehen war, war geschehen. Ihre Fehler würden den Plan nur beschleunigen. Auch wenn die Jackson-Schlampe sehr klug war, konnte sie trotzdem nicht

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