Teuflische Lust
an.
Cornelia hatte sich während ihrer Abwesenheit um ihren Gingerkater gekümmert, der in diesem Zeitraum gut gefüttert worden war, wie sie an seinem Bäuchlein erkannte. Karli hatte sie sehr vermisst. Er ließ sie kaum einen Moment ausden Augen und legte sich, nachdem sie sich vor Erschöpfung ins Bett gelegt hatte, auf ihren Bauch. Alexia war so müde, dass sie bis zum Abend durchschlief und nicht einmal die Zeit fand, ihre Sachen auszupacken.
In der Nacht war sie jedoch vollkommen wach. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um ihren Dämon, der für sie längst nicht mehr so furchteinflößend und erschreckend war. Trotz seines monströsen Äußeren fand sie ihn nicht mehr abstoßend. Im Gegenteil. Sie sehnte sich nach seinen Berührungen, seinem intensiven, hypnotisierenden Blick, in dem sie immer auch Melancholie und Sehnsucht gesehen zu haben glaubte. Sie wünschte sich ihn herbei. Aber Lucas blieb fern. Als hörte er sie nicht.
Drei Tage später wollte sie einen Morgenspaziergang durch den Lazaruspark machen. Der Arzt hatte ihr davon abgeraten, zu früh wieder mit dem Joggen zu beginnen, Bewegung sei aber grundsätzlich nicht verkehrt und der Spaziergang ein guter Kompromiss. Im Park begegnete ihr Frau Wagner, die ihre Einkaufskarre hinter sich herzog. Es musste also Dienstag sein, denn dienstags gingen die meisten Bewohner ihres Hauses einkaufen. Die Geschäfte waren dann viel leerer. Alexia kam mit den Tagen noch immer etwas durcheinander. Aber Frau Wagner und die quietschende Karre waren ein gutes Indiz.
»Guten Morgen«, grüßte sie die ältere Dame.
»Ach, Kind, die kleine Maus hat mir erzählt, was passiert ist. Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser?«
Es war verblüffend, wie schnell sich Neuigkeiten in ihrem Haus herumsprachen. Alexia konnte nur vermuten, dass Cornelia Melli von ihrem Unfall erzählt und diese Frau Wagner davon unterrichtet hatte.
»Esgeht mir schon wieder besser«, sagte Alexia und fügte in Gedanken hinzu: Körperlich zumindest.
Aber sie konnte Frau Wagner nichts vormachen, sie wusste längst, worum es ging. Sie behauptete stets, sie würde alles wissen, sobald sie jemandem in die Augen sah.
»Ich habe noch ein wenig Zeit«, sagte sie und deutete zur Bank. Alexia zuckte die Schultern und setzte sich. Vielleicht tat es ihr gut, darüber zu sprechen. Wenn sie sich jemandem anvertrauen wollte, dann Frau Wagner. Die hatte eine unglaubliche Lebenserfahrung und fand so oft die einfachsten Lösungen, während Alexia sich mit viel komplizierteren Ansätzen den Kopf zerbrach. Natürlich konnte sie schlecht erzählen, dass sie sich in einen Dämon verliebt hatte. Frau Wagner würde sie wohl für verrückt halten. Aber zumindest Andeutungen waren erlaubt.
»Es läuft nicht so, wie ich es mir vorstelle«, begann sie zögerlich.
»Wann tut es das je?«, fragte Frau Wagner zurück und hatte natürlich recht. »Lieben Sie ihn?«
Alexia wusste es nicht. Es war schwer in Worte zu fassen. Fest stand, dass sie sich ohne ihn schlecht fühlte. Und das sagte sie Frau Wagner genau so.
Die nickte.
»Er tut viele Dinge, die mich stören«, fuhr Alexia fort. Dinge, wie mit anderen Frauen zu schlafen und ihnen die Energie zu rauben. Sie konnte das nicht ertragen.
»Niemand ist nur gut oder nur böse«, riss Frau Wagner sie aus ihren Gedanken. »Und alles, was wir tun, kann sich positiv oder negativ auswirken.«
Alexia dachte einen Moment darüber nach, ehe sie Frau Wagner erneut zustimmen musste. Sie dachte an die kleineMelli Braun, die plötzlich mit Marcel liiert war. Ein Traum war für sie dadurch in Erfüllung gegangen. Und ohne Lucas wäre das nie möglich gewesen. Genauso sah es bei Herrn und Frau Mangel aus. Die beiden lebten plötzlich ganz harmonisch miteinander. Man hörte keine gewaltsam zuschlagenden Türen mehr, keinen Streit, und wenn man sie sah, lächelten beide und grüßten freundlich. Sie hatten sich völlig verändert. Auch das war Lucas’ Verdienst.
»Wichtig ist nur, ob man den anderen annehmen kann, so wie er ist. Mit all seinen Fehlern.«
Alexia ließ erschöpft den Kopf hängen. Frau Wagner hatte sicherlich recht. Aber Lucas’ Fehler waren einfach zu groß, zu gewichtig. Wie sollte sie mit einem Mann glücklich werden, der aussah wie ein geflügelter Teufel mit allem, was dazugehörte? Wie sollte sie mit dem Wissen leben, dass der Mann, der zwischen ihren Schenkeln lag und ihr die schönsten Gefühle bereitete, anderen Frauen die Lebensenergie stahl, nachdem er
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