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Teuflische Lust

Teuflische Lust

Titel: Teuflische Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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wurde.
    »Hier«, sagte der Verkäufer, der nicht bemerkt hatte, dass Alexia den Stein längst entdeckt hatte.
    »Ich kann ihn dir mal rausholen.«
    »Ja, bitte.«
    Sie nahm den Stein in die Hand. Er fühlte sich ebenso normal an, wie er aussah. Beim Anblick des ebenfalls kreisrunden Lochs fragte sie sich, wie man ihn eigentlich ausgehöhlt hatte, aber auch der Verkäufer wusste darauf keine Antwort.
    »Den nehme ich«, sagte sie schließlich entschlossen. Einen besseren würde sie auf die Schnelle nicht finden.
    »Soll ich ihn dir einpacken?«
    Siedachte einen Moment nach und schüttelte den Kopf. »Ich trage ihn gleich.« Dann war der Schutz sofort aktiv. Sie schlüpfte mit dem Kopf durch das weite Lederband. Kühl legte sich der Stein auf ihre Brust.
    »Die sollen vor Druden schützen«, erklärte der Verkäufer.
    »Und vor Inkubi«, fügte Alexia hinzu.
    Er zuckte die Schultern und nickte. »Sicher, auch vor denen.«
    Alexia gab ihm das Geld und verließ das Geschäft. Kaum war die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen, hörte sie ein leises Plock, und als sie an sich hinunterblickte, entdeckte sie das Lederband zwischen ihren Flip-Flops. Der Knoten hatte sich gelöst. Aber wo war der Stein? Hektisch blickte sie sich um und sah ihn gerade noch den Bordstein hinunterrollen. Alexia stürmte dem wertvollen Anhänger nach. Mitten auf der Fahrbahn drehte er eine Ehrenrunde, ehe er liegen blieb. Erleichtert griff sie nach dem Kieselstein, da hörte sie das bedrohliche Quietschen von Reifen. Ein entsetztes Gesicht blickte durch die Windschutzscheibe auf sie hinunter. Dann wurde Alexia aus ihren Flip-Flops gerissen und durch die Luft gewirbelt. Sie hörte einen fernen Schrei, ohne zu registrieren, dass es ihr eigener war. Ihre Hand öffnete sich im Flug. Der Stein wurde ihr förmlich aus der Hand gerissen. Sie schlug auf. Ein brennender Schmerz durchzuckte ihre Glieder, und eine unerträgliche Hitze breitete sich in ihrem Kopf aus. Leute kamen angerannt. Sie hörte sie wild durcheinanderreden, doch verstand kein einziges Wort. Jemand beugte sich über sie, und sie schmeckte den metallischen Geschmack von Blut auf ihren Lippen. Dann flirrte es vor ihren Augen.

    Einplötzlich auftretender Schmerz riss ihn fast von den Beinen und somit von dem Dach, auf dem er gestanden und auf die Stadt hinabgeblickt hatte. Kendrael wurde von einem Schwindel erfasst und war gezwungen sich hinzusetzen. Alles in ihm geriet in Aufruhr. Ein derart verstörendes Gefühl hatte er noch nie empfunden. Es hämmerte heftig in seinem Kopf, als würde jemand von innen gegen seinen Schädel schlagen. Unerträgliche Hitze stieg in ihm hoch. Er versuchte, die Empfindungen abzuschütteln, aber das machte sie nur noch intensiver. Was war mit ihm los?
    Es dauerte eine Weile, ehe sich sein Körper wieder normalisierte. Aber etwas blieb zurück. Eine Sorge. Und die schreckliche Gewissheit, dass etwas nicht stimmte. Mit Alexia. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sah hinab auf die lebendigen Straßen und bunten Lichter, das Treiben der Menschen, die von hier oben fast wie geschäftige Ameisen wirkten.
    Alexia war etwas zugestoßen. Irgendwo dort draußen. Er konnte es fühlen.
    Die imposanten Schwingen breiteten sich zu beiden Seiten aus, und er sprang mit einem Satz in die Tiefe, bekam Auftrieb durch einen einzigen Flügelschlag und segelte über die Dächer hinweg auf der Suche nach ihr.
    Er ließ sich treiben und folgte seinem Instinkt, der ihn durch die Schatten in ein steriles Zimmer führte. Weiße Wände, weiße Schränke, ein großes Bett. Darin lag Alexia. Unzählige Schläuche steckten in ihrem Körper, der sich nicht mehr regte. Sie war nur ein Schatten ihrer Selbst.
    Ein Mann in einem weißen Kittel überprüfte die Apparaturen, an die sie gefesselt war. Kendrael sah Menschen durch ein Glasfenster in den Raum blicken. Ein Mann, zwei Frauen.Er kannte sie alle. Ihre Gesichter sahen aus wie auf dem Familienbild in Alexias Vitrine. Nur Adelia fehlte. Kendrael sah Sorge in den Gesichtern. Augen schimmerten verdächtig. Es war ernst. Sehr ernst. Er spürte, wie schwach ihr Herz schlug und wie das Leben aus ihr wich. Übrig war jetzt fast nur noch eine Hülle. Aber das, was ihn so fasziniert hatte, das Strahlen, das pure Leben, drohte zu erlöschen.
    Der Arzt verließ das Zimmer, um mit der Familie zu sprechen. Niemand sah ihn, niemand bekam mit, dass er an ihr Bett trat. Sacht legte er eine unsichtbare Hand auf ihre Stirn. Sie trug einen

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