Teuflischer Sog
füllten.
In dem Flammeninferno explodierte unbemerkt eine weitere kleine Sprengladung unterhalb des Bugs des Kreuzers. Es war die Ladung, die Juan über dem Schleppseil angebracht hatte, um es vom Schiff zu lösen. Als sie gezündet wurde, rutschte das Karbonfaserseil aus den Ösen, und die Oregon hatte das Kriegsschiff nicht mehr im Schlepp.
Sobald die Raffinerie explodierte, zündete Mark Murphy die Sprengladungen, die Mike Trono und sein Team im Gletscher oberhalb desjenigen Teils der Bucht deponiert hatten, wo die Silent Sea fünf Jahrhunderte zuvor von Admiral Tsai Song versenkt worden war. Sie hatten tiefe Löcher ins Eis gebohrt, die Sprengladungen eingesetzt und die Löcher wieder mit Wasser aufgefüllt, das sofort gefror, um die Sprengwirkung noch zu verstärken. Die einzelnen Explosionen waren zeitlich genau aufeinander abgestimmt. Sie erzeugten eine harmonische Schwingung, deren Intensität ausreichte, um eine massive Eisplatte so glatt wie mit einem Messer abzuschneiden. Der frisch gekalbte Eisberg hatte die Ausmaße eines Büroturms. Zweihundertfünfzigtausend Tonnen Eis krachten in die Bucht und zerbarsten, während sie auf dem Meeresgrund aufschlugen. Die Welle, die sie erzeugten, erfasste den gesamten Wasserinhalt der Bucht und schwappte von Ufer zu Ufer. Ihr Schwung riss alles, was ihr im Weg stand, mit – wie das welke Laub in einer Gosse. Das prächtige Schatzschiff, das so lange in seinem eisigen Grab geruht hatte, bildete da keine Ausnahme. Die Welle schob es über den Meeresgrund und auf den langen Steilhang, der in die Tiefseeebene hinabführte. Als sich die Fluten schließlich beruhigten, war jeder Hinweis, dass es jemals existiert hatte, ausgelöscht.
Eric Stone spürte sofort, dass sein Schiff frei war, und drosselte die Antriebsdüsen.
»Das ist es«, sagte er, während er auf den großen Monitor an der vorderen Wand des Operationszentrums blickte.
Die Kamera, die in der Nase einer unbemannten Flugdrohne installiert war, zeigte mit dreißig und mehr Meter hohen Feuersäulen über der Raffinerie und brennenden Gasblasen über der Bucht eine Hölle auf Erden. Es sah aus, als stünde das ganze Meer in Flammen. Gomez Adams bediente die Fernkontrollen des winzigen Flugzeugs und benutzte einen Joystick, um es über die ausgedehnte Einrichtung zu lenken. Er bewies seine außerordentlichen Fähigkeiten als Pilot, indem er den instabilen Flugkörper sicher durch den Sturm steuerte. Kleine Feuernester loderten über die Landschaft verteilt dort auf, wo Trümmer der Raffinerie verbrannten. Doch noch ein anderes Feuer erregte seine Aufmerksamkeit. Bei einem Gebäude, das in einiger Entfernung vom Explosionsherd stand, leckten erste Flammen durch das Dach.
»Sieht so aus, als wären Eddie und Linc an der Arbeit«, meldete er.
Eine Sekunde später drang Eddies keuchende Stimme aus den Deckenlautsprechern des Hightech-Raums. »Achtzehn Personen wohlbehalten und vollzählig.«
Max Hanley war das in diesem Augenblick gleichgültig. »Habt ihr den Chef gehört oder gesehen?«
»Negativ. Das Letzte, was ich weiß, ist, dass er in der Raffinerie war. Hat er sich nicht bei euch gemeldet?«
»Nein, verdammt noch mal! Er sagte nur, er würde schon irgendwie rauskommen.«
»Was sollen wir tun?«
Max hätte am liebsten noch gewartet, doch er wusste, dass Eddie und seine Gruppe befreiter Gefangener irgendwann auffallen mussten. »Begebt euch so schnell es geht zum Tauchboot. Vielleicht ist Juan längst dorthin unterwegs. Möglicherweise ist sein Funkgerät tot.«
»Wir machen uns auf den Weg.«
Hanley versuchte Cabrillo auf jeder voreingestellten Frequenz zu erreichen. Er erhielt jedoch keine Antwort. Instinktiv wusste er, dass Juan nicht in Sicherheit gewesen war, als die Raffinerie explodierte. Dazu hatte die Zeit nicht ausgereicht. Er hatte sich geopfert, um ihre Pläne nicht zu gefährden.
Auf dem Gelände der Basis herrschte das vollkommene Chaos. Leutnant Jimenez konnte den Major nirgendwo finden, und die Disziplin, zu der sie ihre Männer mit hartem Drill erzogen hatten, schien sich vollständig verflüchtigt zu haben. Dies war der Beginn der amerikanischen Vergeltungsmaßnahme, und trotzdem hatten viele seiner Soldaten ihre Positionen verlassen, um auf die Feuersbrunst zu starren. Er brüllte sie an, auf ihre Posten zurückzukehren und sich für den Angriff bereitzuhalten. Unteroffiziere rannten zwischen den Männern umher und bellten ihre Befehle. Nach und nach reagierten die
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