Texas
Longhornbulle in die Manege geführt wurde. Ein Beamter des Wichita-Schutzgebietes in Oklahoma nahm das Mikrophon: »Meine Damen und Herren! Einige von Ihnen werden sich vielleicht daran erinnern, daß sich die Vereinigten Staaten im Jahre 1927 der Tatsache bewußt wurden, daß das berühmte texanische Longhornrind auf dem besten Weg war, von dieser Erde zu verschwinden. Glücklicherweise wurden aufmerksame Männer und Frauen tätig, und meine Vorgänger im Schutzgebiet durchforsteten Mexiko und den ganzen Westen auf der Suche nach Tieren, die qualifiziert waren, eine neue Zucht aufzubauen. Und hier in Larkin, auf der Ranch von Emma Larkin-Rusk, der Großmutter unseres Gastgebers, fanden sie den Grundstock der großen Longhorns, auf dem wir aufbauten.
Kein Tier bedeutete mehr für die Gesundung der Longhorns als der Schlaue Moses VI. der perfekte Bulle, den Emma Rusk dem Schutzgebiet hinaufschickte. Mit der sensationellen Kuh Bathtub Bertha begründete er die berühmte MM/BB-Linie, und jetzt zeigen wir Ihnen die lebende Verkörperung der Zucht -den Schlauen Moses XIX.« Während wir Beifall klatschten, öffnete sich links ein Tor, und der imposante Bulle kam die Rampe herunter - groß, langgliedrig, nicht zu fett, ungeheuer kraftvoll.
»Meine Damen und Herren«, psalmodierte der Auktionator, »der Schlaue Moses XIX. das feinste Tier seiner Zucht, gehört einem Konsortium. Wir verkaufen heute einen zehnprozentigen Anteil an diesem außerordentlichen Longhorn. Nur ein Zehntel, meine Damen und Herren, und der Stier bleibt hier. Aber Sie sind an dem Verkauf seines Samens im ganzen Land beteiligt. Sind fünfzigtausend Dollar geboten?«
Ich hielt den Atem an, denn wenn Reyes ein Erstgebot von fünfzigtausend Dollar erzielen konnte, war der Schlaue Moses fünfhunderttausend Dollar wert. Das Gebot wurde sofort abgegeben, und noch bevor ich wieder zu Atem kam, waren achtzigtausend geboten. Nun wurde Hoss Shaw tätig, tanzte herum und feuerte die Bewerber an, bis bei 110000 Dollar der Hammer fiel. Der Schlaue Moses, dessen Linie nur dank Emma Larkin-Rusk erhalten geblieben war, hatte einen nachweisbaren Wert von 1100000 Dollar.
Bei Einbruch der Dunkelheit wurden sechstausend Schalen Chili con carne serviert, dazu mexikanische Süßigkeiten, und die Besucher machten es sich auf dem freien Platz vor der Tribüne bequem, die Quimper hatte errichten lassen und auf der jetzt das erste von drei Orchestern erschien, die bis zwei Uhr früh musizieren würden.
Es war eine herrliche Nacht. Die Musik war laut und country, die Leute schlenderten ungezwungen umher, begrüßten alte Freunde, trafen Verabredungen und schlossen Geschäfte ab. Einige Herren, die ein öffentliches Amt anstrebten, bemühten sich, andere Herren zu finden, deren Hände sie schütteln konnten, und einige der schönsten Frauen Amerikas waren zu sehen.
Unter den Schönheiten befand sich auch eine besonders attraktive junge Frau, der ich schon Beifall gespendet hatte, als sie noch Assistentin an der University of Texas gewesen war. Beth Morrison hatte sie geheißen und war Erste Stabhochwerferin und aller Welt Liebling gewesen. Jetzt hieß sie Beth Macnab und war die Frau des Linebackers der Dallas Cowboys. Sie und ihr Mann, so stand es in den Klatschspalten zu lesen, reisten häufig nach New York, wo sie mit mehreren Malern befreundet waren.
Ich konnte mir nicht vorstellen, was Beth, die nun als eine unserer texanischen Intellektuellen galt, dazu bewogen hatte, eine Rinderauktion in Larkin zu besuchen, aber ich zerbrach mir nicht weiter den Kopf darüber, denn nun betrat Quimper die Bühne, um etwas bekanntzugeben: »Freunde«, sagte er, »mein lieber Geschäftspartner Ransom Rusk, der diese Festlichkeit organisiert hat, entsprach genau dem Bild, das die Zeitungsschreiber von ihm zu zeichnen pflegen: ein einsamer, sich selbst zur Arbeit motivierender, sagenhaft reicher texanischer Ölmagnat. Und weil er menschenscheu ist, habe ich ihn dazu überredet, sechstausend seiner besten Freunde heute abend hierher zu bitten, um mit ihm einen Augenblick außerordentlicher Freude zu teilen. Freunde!« - Lorenzos Stimme überschlug sich - »Ransom Rusk, dieser einsame verbitterte Teufelskerl, der bis Mitternacht im Büro sitzt und seine Milliarden zählt - Ransom Rusk nimmt sich ein Weib!«
Während wir johlten und applaudierten, betrat Rusk in frisch gebügelter Rancherkleidung aus blauem Whipcord, zu der auch ein Paar von Quimper gespendete goldgemusterte Stiefel
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