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The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Pawn
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beweglich war. Auch außerhalb des Wirbels kam es durch Druckeinwirkung und herumgeschleuderte Trümmer zu Zerstörungen. Nur im Innenraum des Wirbels, in seinem sogenannten Auge, war es völlig windstill. Zerstörungen fanden hier nicht statt. Es war hier genauso, wie bei dem schon erwähnten Wirbel in der Badewanne. Man kann einen Finger in dessen Mitte stecken, und dieser Finger wird nicht nass werden. Durch die hohe Fliehkraft im Wirbel wird alles Material nach außen gedrängt, so dass das Zentrum ruhig und friedlich liegt.
    Ich war wie von der Welt ausgestoßen. Kein Laut drang von außerhalb zu mir. Nur das rasende Brausen des Sturms fand den Weg zu meinem Ohr. Ich sah nichts anderes als die sich mit irrsinniger Geschwindigkeit um mich drehenden Trümmer. Ich fühlte Leere. Erst in meinem Kopf, dann aber viel realistischer in meinem Magen, der seit dem Vormittag nicht viel mehr als den erwähnten Hamburger erhalten hatte. Außerdem regte sich Durst, denn getrunken hatte ich auch schon eine ganze Weile nichts mehr.
    Was sollte ich tun? Ich wusste weder, wo ich war, noch wusste ich, wie ich mir etwas zum Essen beschaffen könnte. Sollte ich versuchen, doch zur heimatlichen Wohnung vorzudringen? Und dann?
    Je länger ich über meine Lage nachdachte, umso verzweifelter erschien mir die ganze Situation. Jeder Versuch, sich einer Quelle von Nahrung und Flüssigkeit zu nähern, würde nur dazu führen, dass diese durch den Sturm zerstört würde.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten.
    Die Nacht kam, ich wurde müde, und Kälte kroch durch meine Kleider bis zu meiner Haut. Sie setzte sich wie ein böses Tier in meinem Nacken fest und schüttelte mich.
    Irgendwann kam der Schlaf und führte mich fort. Er nahm mich auf und trug mich hinaus aus dem irrsinnigen Wirbel. Dort wo ich landete, gab es einen großen, eichenen Tisch, der unter der Last erlesener Speisen beinahe zusammenbrach.
    Es war eine Art Cocktailparty. Sie war arrangiert worden für treue Kunden meiner Versicherung. Ich war der Gastgeber und hielt eine stolze Rede über meine Erfolge des vergangenen Geschäftsjahres. Ich wollte das Büfett eröffnen und erhob mein Glas zum Toast. Alle Gäste taten es mir gleich, sie strahlten allesamt wie gerade polierte Silbertaler.
    Da, gerade als ich den ersten Schluck nehmen wollte, drang ein hoher, pfeifender Ton durch die Luft. So singen die Sirenen, wundervoll und tödlich. Das Glas zersprang in meiner Hand. Sekt rann über meine Finger und benetzte mein weißes Hemd. Ich war starr vor Schreck.
    Dann erschien ein Riese. Er packte den Tisch, packte auch meine Gäste und schleuderte sie hoch in die Luft. Ich sah dem Übungsprogramm eines gigantischen Jongleurs zu. Er übte wirklich nur. Ab und an verlor er einen der Gäste aus der Kontrolle. Dieser schlug dann hart auf den Boden auf und blieb mit gebrochenem Genick liegen. Dann packte der Riese auch mich. Ich schrie ... und erwachte.
    Inzwischen graute der Morgen. Vielleicht zwitscherten irgendwo bereits die ersten Vögel, doch gewiss nicht in meiner unmittelbaren Nähe. In der Nacht hatte sich der Hurrikan keineswegs gelegt. Er war noch immer mit voller Kraft an seinem Zerstörungswerk, wenn ich ihm die Gelegenheit dazu gab. Doch ich war nicht mehr bereit, dies zu tun.
    Ich wollte sitzen bleiben und warten, bis der Sturm sich legte.
    So sitze ich noch immer hier. Ich sitze im Auge des Hurrikans und hoffe, dass dieser Alptraum endet. Aber es ist kein Traum, es ist eine Wirklichkeit, wie sie grausiger nicht sein könnte.
    Durst quält meinen Körper. Mir ist noch keine Möglichkeit eingefallen, wie ich an etwas Trinkbares gelangen könnte. Außerdem, wenn ich etwas Flüssiges erreichen will, muss ich aufstehen, muss ich weiter meine zerstörerische Bahn durch die Stadt ziehen. Zu allem Überfluss muss ich mich zur Orientierung völlig auf mein Glück und meinen Instinkt verlassen. Nein, ich bin nicht bereit, all diese Risiken einzugehen. Es ist besser, ich warte und hoffe, dass der Sturm sich legt. Er ist aus heiterem Himmel gekommen, er wird auch von allein wieder gehen.
    Aber wann?
    Ich werde warten.
    Ich werde hier sitzenbleiben und warten.
    Ich sitze im Auge des Hurrikans und warte.
    Ich bin das Auge des Hurrikans.

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