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The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Pawn
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einig, wie Linke und Rechte im Wahlkampf, denn während Georg immer wieder versuchte, der Trivialliteratur einen Platz im Reich der Kunst zu erstreiten, und wäre es auch nur ein Stehplatz, ließ Richard höchstens anspruchsvolle Belletristik gelten. Im Übrigen fand er jedoch, die einzig wirklich des Druckens werten Werke seien Fachbücher. Dies hinderte ihn aber nicht daran, ebenfalls ausgiebig Krimis und Horrorstorys zu schmökern, die er aus Georgs unerschöpflichem Fundus entlieh.
    „ King... King... auch King ist nicht das, was ich seriös nennen würde“, erwiderte Richard gerade auf einen Vorstoß von Georg, der die Heiligsprechung wenigstens dieses Autors erreichen wollte. „Er appelliert an niedere Instinkte und alten Aberglauben. Das muss er sogar, wenn er in seinem Genre als der Beste bestehen will. Nimm nur einmal Spätschicht .“
    „ Was ist damit?“ entrüstete sich Georg. „Eine Klassestory!“
    „ Auf ihre Weise schon, aber was King über die Verwandtschaft von Ratten und Fledermäusen philosophiert, ist blanker Unsinn.“
    In Georgs Augen glomm eine Spur von Wahnsinn, würde sein Lieblingsautor jetzt schreiben, aber es war nur Ärger über Richards manchmal überschlaue Art.
    Dieser jedoch fuhr ungerührt fort: „Der Mensch hat eine unerklärliche, beinahe instinktive Angst vor der Fledermaus. Dies mag an ihrer Gewohnheit liegen, in dunklen ungastlichen Höhlen zu leben, an ihrer Fähigkeit, sich in dieser Schwärze besser orientieren zu können als der Mensch am helllichten Tag, oder auch an dem lautlosen Flug, egal, diese Angst ist so unbegründet wie die Sage von Vampiren, die ja stets als Verwandte der Fledermäuse dargestellt werden.“
    „ Aber die Fledermaus ist ein Nagetier, genau wie die Ratte, und auch kein Vegetarier“, räumte Georg ein.
    „ Die Fledermaus ist kein Nagetier, sondern eine eigene Gattung, und außerdem ernährt sie sich fast ausschließlich von Insekten. Der Mensch kennt viel wildere Raubtiere und holt sie sich ins Haus: die Katze, den Hund.“
    „ Das hat auch King begriffen. Denk an Cujo .“ Georg hakte sofort nach, als er einen Angriffspunkt witterte. „ Cujo ist kein Punkt für dich“, schmetterte Richard über den Tisch. „Er war ein krankes Tier, angesteckt von einer“ - Richard machte eine Kunstpause -, „Fledermaus!“
    „ Aber die Furcht vor Ratten ist kein unbegründetes Trauma“, erwiderte Georg und lenkte damit vom Kern des Streites ab. Richard aber ging sofort darauf ein.
    „ Stimmt“, nickte er. „Ratten sind gefährlich. Sie treten überall und zuhauf auf, sie sind angriffslustig, fressen, was ihnen über den Weg läuft und übertragen gefährliche Krankheiten. Vielleicht würden sie wirklich eine Gefahr für die Menschheit, wenn sie nicht so erdgebunden wären. Sie sind zu klein und zu langsam, um am Ende wirklich mit uns fertig zu werden. Das hat auch King verstanden. Also macht er die Fledermaus zur Flugratte, zu einem zusätzlichen Feind. Womit wir wieder beim Thema wären.“
    Nach seinen letzten Worten versank Richard plötzlich in grüblerischem Schweigen. Georg betrachtete das nachdenkliche Gesicht, das ihm sein Freund darbot, und wollte gerade fragen, was los sei, da hob Richard von neuem an, und seine Stimme klang schaurig gedämpft: „Stell dir nur mal vor, die Ratten hätten einen Partner, ein Tier, das wirklich gut fliegen kann, das nicht auf dunkle Höhlen angewiesen ist und das dumm genug ist, sich mit ihnen einzulassen. Dann, mein Freund, werden Horrorvisionen wahr, wie sie sich noch keiner von den Herren Schriftstellern erträumt hat. Luft- und Bodenangriffe auf die Menschen!!“
    Richard hatte die Stimme mehr und mehr gesenkt, zum Schluss klang es, als spräche er aus der Tiefe eines leeren Brunnens. Georg lief eine Gänsehaut über den Arm, dessen Hand das Bierglas umklammert hielt, als helfe es ihm, nicht in diesen Brunnen zu stürzen. Jetzt lachte Richard schallend über Georgs entsetztes Gesicht.
    „Tolle Story, was?“ fragte Richard neckend, doch Georg schien noch immer entrückt. Es war ihm, als sähe er in weiter Ferne das Bild flüchtender Menschen, Ratten folgten ihnen, und über ihnen griffen Vögel an: Hitchcock hoch zwei! Fliegende Ratten, echote es in Georgs Hirn, wo hatte er das schon einmal gehört?
    „ Ja, fast zu toll“, entrang sich schließlich eine Antwort seiner Kehle, die ausgetrocknet war wie nach einem Sandsturm. „Du solltest Gruselstorys schreiben statt mathematische Beweise.“
    Als

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