The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
unbesorgten Musikers zu spielen und den anderen half, die Show für den nächsten Tag vorzubereiten. Sein Herz klopfte so heftig, daß er sicher war, die zufällig hinschauenden Wächter müßten es hören und würden ihn im nächsten Augenblick zu einem Verhör wegschleppen. Berak hatte Boten zu König Amber und Meister Aidan ausgeschickt, die die Nachricht von den Geschehnissen überbrachten. Doch der Bardling wußte, er konnte nicht darauf bauen, daß die Verstärkung rechtzeitig da sein würde, um noch eingreifen zu können.
Es … es hängt alles von uns ab. Von mir.
Bei allen Göttern, er konnte bis nach Einbruch der Dunkelheit nichts unternehmen, und dabei war jetzt erst Nachmittag! Wie sollte er den Tag nur überstehen? Und selbst wenn die Nacht endlich gekommen war, falls sie es denn endlich tat, was war, wenn er gar nicht in den Glockenturm hineinkam? Wenn Graf Volmar ihn verschlossen oder einen Wächter davor gestellt hatte, oder …
Kevin bekämpfte die aufsteigende Panik. Angst war dumm. Die ganze Sache lief ganz schlicht auf folgendes hinaus:
Morgen waren er, Naitachal und Lydia entweder Helden …
Oder tot.
25. KAPITEL
Wenigstens einer hat Erbarmen, dachte Kevin. Der Mond. Er ließ sich in dieser Nacht nicht sehen. Die drei Freunde hatten keine Schwierigkeiten, dank Naitachals Elfenfähigkeit, im Dunkeln sehen zu können, über den übervölkerten Burghof zum Glockenturm zu schleichen, ohne dabei jemanden zu wecken – und ohne daß auch nur ein einziger menschlicher Wächter sie zu Gesicht bekam.
Der Bardling blieb am Fuß des Glockenturms stehen und schaute nervös daran hoch. Er war eine pechschwarze Masse, die sich gegen den Sternenhimmel abhob.
Vom äußeren Burghof aus hatte der Turm gar nicht so hoch ausgesehen …
Sei nicht albern , schalt Kevin sich. Der Wehrturm der Burg war noch viel höher.
Genau , antwortete er sich selbst. Und? Denk nur daran, wie die Sache ausgegangen ist!
Naitachal, der lautlos die Tür des Turms überprüft hatte, wich mit einem plötzlichen Zischen zurück. »Verflucht sei der Mann und sein mißtrauischer Charakter!«
Es war ein wütendes Flüstern. »Ich weiß, daß Bronze teuer ist, aber glaubt er wirklich, daß einer versucht, eine schwere Glocke zu stehlen?«
»Was … was ist denn los?« fragte Kevin.
»Er hat die verwünschte Tür abgeschlossen.«
Lydia seufzte frustriert auf. »Hast du nicht einen kleinen Zauberspruch bereit …?«
»Ich bin ein Schwarzer Magier, ein Geisterbeschwörer«, erwiderte der Dunkle Elf würdevoll, »kein Einbrecher. Außerdem weißt du, daß uns jeder Zauber Carlotta auf den Hals hetzen würde.«
»Na prima«, meinte Lydia. »Und was nun?«
Ein Kichern drang plötzlich durch die Luft. »Hilflose Geschöpfe!«
»Tich’ki! Was …?«
»Hier, helft mir. Das Ding ist verdammt schwer!«
Die Fee hatte eine ganze Rolle Tau gestohlen.
»Tich’ki, das ist großartig!« flüsterte Lydia. Sie legte den Kopf in den Nacken, um an dem Turm emporzuschauen.
»Und jetzt? Wie sollen wir es da hinaufbekommen?«
Tich’ki seufzte in gespielter Verärgerung. »Muß ich denn wirklich alles hier selber machen?«
Sie packte ein Ende des Taus und flatterte hinauf, wobei sie mit dem Gewicht zu kämpfen hatte. Naitachal beobachtete aufmerksam, daß sie sich nicht verhedderte oder aus dem Gleichgewicht kam, und ließ das Seil Windung um Windung abrollen.
»Sie ist oben«, verkündete er schließlich. »Ah! Sie hat es geschafft!«
Tich’ki flatterte in gemächlichen Spiralen herab. »Das wäre das. Ich habe das Seil so kräftig festgezurrt, daß es euer Gewicht aushält! Jetzt seid ihr dran!«
Lydias Zähne blitzten in der Dunkelheit. »Gut, auf geht’s! Erst ich, dann Kevin und dann du, Naitachal, falls unser Kleiner hier in Schwierigkeiten gerät.«
»Ich werde nicht in …« begann der Bardling, doch Naitachal unterbrach ihn gelassen.
»Einverstanden.«
Bevor Kevin noch etwas sagen konnte, hangelte Lydia sich hinauf. Mit, wie der Bardling fand, widerlicher Leichtigkeit.
»Sie hat es geschafft«, flüsterte Naitachal nach ein paar Sekunden. »Jetzt du, Kevin.«
Das hat mir gerade noch gefehlt. Eine weitere Möglichkeit, mir die Hände zu ruinieren, diesmal, indem ich mir die Handflächen am Seil verbrenne. Naja, lieber meine Hände ruinieren als unser aller Leben!
Er packte das Seil fest, stemmte seine Füße gegen die Wand des Turms und fing an, hinaufzuklettern. Zu seiner Erleichterung waren in regelmäßigen
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