The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition)
kräftig zahlt!
Ich humple ja nur ein bisschen, aber die Schmerzen sind nach zweieinhalb Wochen
immer noch nach wie vor da. Ich musste mir ein „Gewand“ anziehen. Nach
Blutdruckmessung, Pulskontrolle, Temperaturmessung und Lungencheck ging es dann
an mein Bein: Ich wurde im Krankenbett zum Röntgen gefahren. Auf dem Weg habe
ich einen Lachkrampf bekommen, da ich das alles total übertrieben fand mit der
ganzen Prozedur. Also am Knochen war nix festzustellen. Ich weiß nun, was los ist,
darf zwei Wochen keinen Sport treiben und muss weitere Medikamente einnehmen.
Im Walmart benutzte ich dann einen der elektrischen Einkaufswagen und
„Selbstbedienungskassen“! Ich habe mir unter anderem Alleskleber gekauft. Ich
war geschockt als man mich fragte: „Bist du 18?“ Mein Gastvater hat diesen dann
für mich gekauft. Bei uns kann man Alkohol schon mit 16 bekommen. Na ja, in
Amerika ist „Inhalieren“ wohl traurige Mode. Die Gesetze sind in jedem
Bundesstaat unterschiedlich, so kann man Tipp-Ex in Nebraska erst mit 18
erwerben.
Am SONNTAG ging es zur Kirche. Nach einem leckeren Frühstück arbeitete ich
weiter am Truck. Mit einem „Slidehammer“ habe ich viele kleine Löcher in die
Karosserie des Trucks gebohrt um Beulen „herauszuschlagen“. Mann, ist das Arbeit.
Gegebenenfalls gebe ich meinen Traum „Pimp my ride“ auf. Gilbert meinte, dass
er eh damit in die Berge fahren wird, und es dann wieder Beulen reinhauen wird
(diese Woche hat er einen riesigen Riss in die Karosserie geschlitzt!). Somit
denke ich, dass sich die Arbeit und Investition nicht lohnen werden, da mein
Daddy nicht lange dran Freude haben wird. Ich darf aber seinen brandneuen Truck
fahren ... Na ja, bis dahin sind es ja noch gut fünf Monate!
Morgen gibt es wieder einen
Test, für den ich lernen muss. Hier gibt es ja keine Klassenarbeiten, sondern
wöchentliche Tests.
Schule
und Fahrtraining
Dienstag, 28. September, 22:13
Uhr
Hallo!
Meinem Bein geht es kaum
besser. Jammern hilft leider nicht. Mein Vater macht sich große Sorgen – im
Gegensatz zu Gilbert.
Letzte Woche war wieder eine „Mädchenwoche“: Man hat versucht, mich mit
insgesamt zwei Mädchen zu verkuppeln, die mehr oder weniger auch was von mir
wollten. Eine schöner als die andere (oder umgekehrt). Ich denke aber, dass
Fernbeziehungen nicht gut sind. Das darf ich auch ruhig so sagen: Mit meiner
letzten Freundin in Deutschland habe ich mich darauf geeinigt, dass die
Beziehung über das Jahr sinnlos ist, und wir haben uns in Frieden getrennt.
MONTAG gab es in der Schule Wahlen zur Vorbereitung des „Homecoming“ – eine Art
Woche, wo die ganze Schule auf dem Kopf steht: Spiel, Spaß, Tanz, Football,
Sport, Parade etc. Man feiert das Ende der Footballsaison. Soweit ich weiß, hat
unsere High School leider mehr als einmal verloren, und trotzdem laufen die
Planungen dieses Festes auf Hochtouren. Nachmittags beschäftigte ich mich mit
meinem Truck, irgendwie hab ich das Stück Schrott total lieb – es tut sich auch
was: Das Bed (Ladefläche) wird ausgewechselt, und Beulen verschwinden nach
mühsamem Bohren und Hämmern.
DIENSTAG hatten wir Picture Day: Gut angezogen und mit einem Lächeln wurden von
jedem Schüler zwei Fotos gemacht, die man dann kaufen kann. Ein Foto kommt am
Ende des Schuljahres auch in das Yearbook, das man ebenfalls erwerben kann.
Am Nachmittag ging es wieder zur Pflege meines Beines. Mein Coach hat ein
Heißwasserbad mit einer Massagedüse.
Dann ging es zur ersten Führerscheinprüfung: 25 Theoriefragen – alle ganz
einfach! Ich hatte vier Fehlerpunkte und somit bestanden. Ein amerikanischer
Kollege hatte 13 – acht war die höchste Fehlerzahl, mit der man noch bestehen
konnte. Dabei meinte er noch, wie easy der Test doch gewesen sei. Ich muss
jetzt nur noch mein Visum vorlegen und den Sehtest wiederholen, diesmal mit
Brille. Dann darf ich in Begleitung eines Erwachsenen fahren. Montag und heute
ließ mich aber mein Gastvater morgens schon zirka 15 Kilometer Highway mit 80
km/h (50 mph) fahren. Mit „Oh, shit!“ begrüßte ich jedes entgegenkommende
Fahrzeug – bin halt ein kleiner Angsthase! Spaß macht es aber auf jeden Fall!
Mein Visum-Anhang ist gerade in Boston, damit ich die Erlaubnis zum Besuch
meiner Eltern in Cancún, Mexico, bekomme. Es wird immer früher dunkel und
kälter: nur noch 23 Grad im Durchschnitt.
Heute habe ich die restlichen Beulen bei meiner großen Liebe mit einer
speziellen Füllmasse bereinigt.
Wahlkampf
und
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