Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition)

The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition)

Titel: The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Daniel Bartel
Vom Netzwerk:
kleine Partys
    Sonntag, 3. Oktober, 22:01 Uhr

    Statt Lauftraining arbeitete
ich diese Woche am Pick-up.
DONNERSTAG war TV-Abend. Das erste von drei TV-Duellen: Bush gegen Kerry. John
F. Kerry überzeugte meines Erachtens und merzte seine Schwächen aus. Er neigt
in letzter Zeit dazu, zu viele Sachen zu versprechen, was ihm viele nicht
glauben. So widerspricht er sich manchmal mit seinen eigenen Aussagen. Umfragen
von TV-Sendern zeigten, dass viele Kerry für den Sieger des Duells halten, aber
beide Kontrahenten haben plus ein Prozent an Wahlstimmen gesichert, und Bush
führt weiterhin um kleine Prozentpunkte. Spannend!
Estancia hat viele Republikaner. Dies ist typisch für diese Gebiete. Wie
graphisch ausgewertete Umfragen darstellen, so sind die stark bevölkerten
Küstengebiete im Osten und Westen mehr demokratisch. Ich bin so ziemlich der
Einzige unter den Schülern, der für Kerry ist. Ich liebe einfach diese
täglichen Diskussionen. Jedoch sollte man niemals Andersdenkende verurteilen.
Doch so lerne ich die Hintergründe zu verstehen: Der Süden ist nun mal eher
konservativ und religiös veranlagt. Bush ist unter anderem absolut gegen
Abortion (Abtreibung). Diese Debatten werden besonders in US History gerne von
meinem Lehrer thematisiert, was mir und den dagegen argumentierenden Schülern
„Pluspunkte“ einbringt.
FREITAG begann Homecoming. Der erste Wettbewerb unter den Jahrgangsstufen: So
viele Schüler wie möglich sollen in den Farben der Schule (Rot-Weiß) zur Schule
kommen. Natürlich bin ich keine Spaßbremse. Einige haben es aber vergessen oder
wollten einfach nicht. Zur ersten Stunde (also Spanisch-Klasse) gab es ein
mexikanisches Frühstück. Ich brachte die mit Abstand besten Bohnen der Welt mit,
gekocht nach dem Geheimrezept meiner Gastmutter. Am Nachmittag ging es zum
Sehtest für meinen Führerschein: bestanden. Nun muss ich weiter zum
Theorieunterricht und insgesamt 50 Stunden bei Tageslicht und zehn Stunden in
der Nacht mit meinen Gasteltern fahren. Da ich meine Gasteltern nicht unbedingt
Papa oder Mama nennen will, nenne ich sie nun Opa oder Oma, wie es die 37
Enkelkinder tun. Das kommt natürlich auch vom Alter, da die Enkelkinder alle in
meinem Alter liegen. Für Gilbert bin ich „The German Son“, also sein
dreizehnter und deutscher Sohn.
SAMSTAG ging es zum Pinions-Sammeln: Zwei Stunden auf den Boden rumkrabbeln und
diese Art Nüsse (kaum größer als Erbsen) finden. Ich war das erste Mal dabei
und derjenige, der am meisten gesammelt hatte. Die 30-minütige Fahrt zurück
nach Hause durfte ich fahren. Anders als mit dem Automatikauto fuhr ich den
neuen Dodge-Pick-up meiner „Großeltern“ mit manueller Gangschaltung. Auf einer
„T-Kreuzung“
     (einmündende Straße) hab ich
dann den Motor abgewürgt, hinter mir zwei drängelnde Fahrer. Mit manueller
Gangschaltung ist es viermal schwieriger konzentriert zu fahren. Also heißt es
üben!
Am Nachmittag ging es noch zu einem Kindergeburtstag im Stadtpark Albuquerque.
Dabei traf ich auch einige der Jugendlichen und „Neffen“ (wenn ich Gilberts
Sohn wäre), die ich beim Familientreffen kennen gelernt hatte. Ich habe mit
einem beschlossen, Michael Moore (populärer Bush-Gegner) bei einer seiner
kommenden Reden hier zu besuchen! Auf dem Rückweg (generell: das Auto ist immer
voll von Enkelkindern) haben wir „Slug Bug“ gespielt. Im Laufe des Spieles habe
ich erst erfahren, dass es darum geht, VW-Käfer und VW New Beetle zu sichten.
Zumindest die Kinder waren verblüfft, als ich sagte, dass VW und BMW deutsche
Marken seien.
SONNTAG ging es in die Kirche wie jeden Sonntag. Ich finde, unser Priester hält
interessante und gute Reden über „the human Being“ (das menschliche Sein).
Heute ging es um Abtreibung, Krieg und Waffen. Ich wünschte, jeder könnte seine
Lehren hören und zur Kenntnis nehmen. Ich stimme durchaus mit den meisten
seiner Aufforderungen überein.
Danach ging es zu einer Feier: Ein Bekannter zieht für ein Jahr in den
Irak-Krieg. Zuvor muss er ein Training absolvieren, da man zum Beispiel einem
Iraker zur Begrüßung die linke Hand gibt. Er muss in den Krieg ziehen, das ist
hier leider öfters so, wenn man sich freiwillig verpflichtet hat. Ob er mit den
anderen 1200 Soldaten begraben wird? Ich wünsche es ihm nicht. Er geht davon
aus, dass die Massenvernichtungswaffen existieren und gefunden werden – und
Bush einen Tag vor der Wahl dies feierlich bekannt geben wird. Ich habe auch
erfahren, dass es die „Area

Weitere Kostenlose Bücher