The Black Game Teil 2
Auszeit zu nehmen, um sich der Landwirtschaft zu widmen.“
„Wirklich?“, fragte Olivia misstrauisch. Den Buchhalter eines Designer-Labels konnte sie sich wohl eher schlecht in Gummistiefeln vorstellen.
„Ja, ein Sabbatical, sein Arbeitgeber ist da flexibel“, bestätigte Sarah.
„Sehr schön, am Anfang können wir jede fleißige Hand gebrauchen. Kommt Emilio auch mit oder überlässt du ihm deinen Bioladen in New York?“ Ich sah Olivia fragend an.
„Also, Emilio ist nicht mehr an Bord.“ Sie stocherte in ihrem Essen herum. „Ich kann erst nachkommen, wenn ich eine zuverlässige Vertretung gefunden habe. Aber es sind ja noch ein paar Monate Zeit, bis es ernst wird, oder?“
„Na ja“, sagte ich nachdenklich. „Sobald die Maisernte im Herbst eingebracht ist, können wir mit der Umstrukturierung beginnen. Unsere Planung sollte dann also fertig sein. Devon hat schon einige Ideen und er kennt auch einen Biolandwirt, bei dem wir uns ansehen können, wie so etwas funktioniert.“ Ich sah Olivia durchdringend an. „Was ist los mit Emilio? Vor ein paar Tagen war noch alles in Ordnung?“
„Es gibt da ein Problem“, sagte Olivia langsam. Jetzt blickte sie schon länger zu Boden.
„Sag bloß, er sitzt im Gefängnis, weil er irgendwo wieder gegen die Fleischesser randaliert hat“, spekulierte Sarah.
Erstaunt nahm ich wahr, dass Olivia nicht lachte und auch nicht widersprach.
„So ist es“, sagte sie leise. „Ich war blind auf diesem Auge. Emilio wollte auf einer großen Gala im New York Palace eine Aktion starten. Die Presse war dabei gewesen, als er sich mit einem Flammenwerfer auf das Büfett gestürzt hat. Er hat zwei Menschen verletzt.“ Olivia war die Farbe aus dem Gesicht gewichen.
„Wann ist das passiert?“, fragte ich schockiert.
„Gestern Abend, und um ein Haar wäre ich dabei gewesen. Tom ist gestern Abend vorbeigekommen und hat mir ins Gewissen geredet. Im letzten Moment habe ich entschieden, dass das einen Schritt zu weit geht und nicht mein Weg ist. Man kann mit Worten viel mehr erreichen als mit Gewalt. Mir sind eure Ermahnungen wieder eingefallen, dass ihr mich gar nicht mehr wiedererkennt, und da habe ich es selbst gesehen. Das war nicht mehr ich.“
„Und jetzt?“, fragte Sarah. Selbst sie hatten diese Enthüllungen sichtlich überrascht.
„Emilio und ich werden in Zukunft getrennte Wege gehen.“
„Ich habe dir doch gesagt, dass das nicht gut geht. Stell dir vor, du würdest jetzt auch im Gefängnis sitzen. Dann wäre es aus und vorbei mit der Bio-Farm.“
„Ich weiß“, murmelte Olivia bedrückt.
„Und was ist mit Tom?“, fragte ich.
Olivia räusperte sich, dankbar, dass ich das Thema gewechselt hatte. „Ich habe keine Ahnung, wie es mit Tom weitergeht. Er fehlt mir.“
„Du glaubst gar nicht, wie erleichtert ich bin, dass sich dieser Radikal-Öko selbst ins Abseits befördert hat. Ich hatte schon richtig Angst, dass du genauso wirst und wir dir in Zukunft den Möhren-Zucchini-Kuchen im Gefängnis vorbeibringen müssen.“ Sarah hatte ihre Fassung wiedergewonnen.
Olivia schoss die Röte in die Wangen. Dann holte sie tief Luft. „Ich habe vergangene Nacht jedenfalls viel über das, was richtig und falsch ist, nachgedacht und deswegen möchte dich auch von deiner Wette erlösen.“
„Du meinst, du erlässt mir die letzte Woche mit Tofuwürstchen und Vollkornkeksen?“, fragte Sarah ungläubig und gleichzeitig begeistert.
Olivia nickte. „Wenn du Fleisch essen möchtest, tu es. Ich respektiere deine Weltanschauung.“
„Dass ich das noch erlebe“, schmunzelte Sarah verzückt. „Im Gegenzug verspreche ich dir, dir nie wieder Vorwürfe wegen deines langweiligen Liebeslebens zu machen. Wenn du fair gehandelten Feinripp erotisch findest, ist das in Ordnung für mich.“ Sie schluckte tapfer, damit Olivia klar wurde, wie viel sie dieses Zugeständnis gekostet hatte.
„Wenn Devon nur immer so entspannt wäre wie ihr“, seufzte ich beeindruckt von der übergroßen Toleranz, die Olivia und Sarah plötzlich an den Tag legten. Vermutlich hielt diese Laune nicht länger als eine Woche, aber immerhin war es schön, die beiden einmal so harmonisch miteinander zu erleben.
Schmerzhaft fiel mir ein, dass es vorerst wohl das letzte Mal sein würde, dass wir hier so beieinander saßen und dass ich nächste Woche nicht mehr miterleben würde, wie Sarah und Olivia eine langwierige Diskussion über den Nährwert von Dinkelstangen oder den Erfolgsfaktor von
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