The Black Game Teil 2
hatte, dass seine Schwester den Absprung schaffte, um aus dem Strudel der Extreme herauszufinden, war an diesem Punkt klar, dass diese Hoffnung vergebens war.
Mitleid überkam mich und gleichzeitig erschrak ich über dieses Gefühl.
Was sie getan hatte, würde ihr Devon nie verzeihen. Im Gegenteil, ich erinnerte mich an seine Worte. Er hatte gesagt, ich hätte ihn wieder zu einem Menschen gemacht. In ihrer Logik bedeutete es wohl, dass sie ihn wieder zurechtrückte, indem sie ihm das nahm.
Es mussten Stunden vergangen sein, als ich Schritte hörte, die sich näherten. Je länger ich in der Dunkelheit gesessen hatte, umso mehr war ein Entschluss in mir gereift. Ich war gefasst und ruhig. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder gelang es mir irgendwie zu flüchten oder ich würde sterben. Ich hatte versucht, die Todesangst, die mich immer wieder überkam, zu verdrängen und mich darauf zu konzentrieren, eine Möglichkeit zur Flucht zu suchen.
Offenbar beabsichtigte Shannon, Devon über einen längeren Zeitraum zu erpressen. Irgendwann würde sie einen Fehler machen, ein unaufmerksamer Moment würde reichen, damit ich flüchten konnte. Wir waren mitten in New York und nicht in einsamen Wäldern. Ich brauchte nur ein halboffenes Fenster oder eine angelehnte Tür und diese Gelegenheit würde ich zu nutzen wissen.
„Es ist so weit“, frohlockte Shannon, als sie die Tür erneut öffnete.
Ich sah tatsächlich echte Freude auf ihrem Gesicht. Sie wirkte in diesem Moment schön, auch wenn der Anlass ihrer Freude sicherlich ein Schlag in den Magen für mich werden würde. „Und damit du siehst, was Devons wahres Element ist, werde ich dir die Show nicht vorenthalten.“
Mühsam erhob ich mich und ließ zu, dass mich Shannon in einen kleinen abgedunkelten Raum zerrte, der mir den Blick auf die Black Lounge freigab. Ich erinnerte mich an die verspiegelten Flächen, die ich von der anderen Seite gesehen hatte. Jetzt war ich also der Zuschauer.
Sie drückte mich auf einen Stuhl und band meine Hände an der Lehne fest. Erst jetzt hob ich meinen Blick.
Was ich dort sah, zauberte mir allerdings kein Lächeln auf die Lippen, sondern ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Marc brachte soeben eine knapp bekleidete Frau in die Black Lounge . Sie trug einen schillernden Minirock und ein durchsichtiges Oberteil. Das Geheimnis der Auswahlkriterien für das Black Game hatte sich seit meinem Auftritt in der Black Lounge scheinbar herumgesprochen. Die Auserwählte quiekte begeistert, als sich ihr die Szenerie offenbarte. Ich war nicht so enthusiastisch gewesen, als ich hier gestanden hatte, stellte ich resigniert fest.
Marc winkte in Richtung der verspiegelten Oberflächen, er wusste also Bescheid und war in dieses abartige Manöver involviert.
Ein grelles Licht blendete mich und ich riss mich von dem Anblick vor mir los. Shannon hatte eine Lampe auf mich gerichtet und gleichzeitig hielt sie ihr Handy auf mich.
„Also, Devon. Du bist in der denkbar schlechtesten Position, um irgendwelche Forderungen zu stellen“, sagte sie soeben.
Wagte sie es etwa, mich hier vor laufender Kamera in einer Liveschaltung als Druckmittel zu benutzen?
„Lass Anya gehen, und zwar sofort!“ Devons Zorn war unermesslich. Ich hatte seine Stimme noch nie so unbeherrscht erlebt, selbst wenn ihr Klang durch den kleinen Lautsprecher verzerrt war.
„Nein, warum sollte ich das?“, erwiderte Shannon ruhig. Ich sah etwas Silbernes in ihrer Hand aufblitzen. „Du musst endlich begreifen, dass du das Black Game weiterspielen musst.“
„Ich muss nichts und du wirst mich nicht dazu zwingen. Bereite der Sache ein Ende!“ Ich sah Devon plötzlich im Dunkeln auf der anderen Seite des Raumes stehen. Er starrte mit eiskaltem Blick hinüber, als wenn er durch die Scheibe hindurchsehen konnte.
Da Shannon noch immer das Licht auf mich gerichtet hatte, war es sogar gut möglich, dass er unsere Umrisse wahrnahm.
„Nein, du wirst jetzt deine Pflicht erledigen, sonst werde ich deine kleine Freundin in winzige Stücke zerlegen. Mal sehen, wie lang du das mitmachst!“ Shannon hielt ein Messer mit einer erstaunlich langen Klinge vor die Kamera. Devon schrie. Ich konnte seine Stimme sogar durch die Scheibe hören.
Die Frau im schillernden Rock zuckte zusammen und rettete sich auf eine lederbezogene Liege am Rande des Raumes. Marc stand völlig perplex daneben und schien keine Ahnung zu haben, was er zu tun hatte.
„Halt ihn im Zaum, Marc“, rief Shannon
Weitere Kostenlose Bücher