The Captain`s Lover 01 - Sklave Seiner Sehnsucht
und dabei immer in Richtung Galion deutete. Sein Zimmermann, ein grobschlächtiger Kerl mit Glatze, schwankte mehr als gewöhnlich, was wohl vom Alkohol herrührte. Carpenter war dafür bekannt, über den Durst zu trinken, aber etwas an der geduckten Haltung des Mannes gefiel Brayden nicht. Plötzlich erinnerte er sich wieder an Carpenters Gesichtsausdruck, als er gegen Richard gefochten hatte. Ihm wurde übel ... Er hastete zurück in seine Kajüte, entzündete die Lampe wieder und holte aus einer Truhe seine Pistole, dann klopfte er bei Jonathan.
Schlaftrunken öffnete dieser die Tür. Brayden hielt ihm die Laterne vor die Nase, wobei er Sykes zurückdrängte. »Holen Sie Ihre Waffe, ich glaube, an Deck gibt es Ärger.« Sofort schien Jonathan hellwach. Er schlüpfte schnell in seine Hose, zog seine Waffe unter dem Kopfkissen hervor und eilte hinter Brayden her.
Bevor sie das Achterdeck verließen, löschte Brayden das Licht. Von Carpenter oder der Deckwache war nichts mehr zu sehen.
»Wer hat jetzt Dienst?«, fragte Brayden seinen Ersten Offizier flüsternd. »Mr Limsey.«
Brayden erzählte Jonathan, was er gesehen hatte, dann teilten sie sich auf: Sykes nahm sich das Achterdeck vor, während Brayden zum Bug schlich. Er hielt sich mehr mittig, weil er dort am schnellsten vorankam, ohne über festgezurrte Kisten und Tonnen zu stolpern. Auf halbem Weg kam die Katze an ihm vorbeigeschossen und flüchtete sich in einen Spalt zwischen zwei Fässern. »Hey, Socke, was ist los?«, flüsterte Brayden. »Hat dich eine fette Ratte erschreckt?« Brayden betete, dass sich die Ratte nicht als ein fast zwei Meter großes Muskelpaket entpuppte. Brayden hatte mit seinem Zimmermann noch nie ein Problem gehabt. Er war ein fleißiger Kerl, wenn auch manchmal etwas aufbrausend, aber er hatte sogar bei der Planung und dem Bau der Reederei geholfen. Brayden hoffte, dass sich die Situation in Wohlgefallen auflösen würde, als er plötzlich einen Schrei hörte. Er kam vom Bug!
»Richard!« Brayden eilte ganz nach vorn und lugte über das Geländer. Ein Deck tiefer, an der Spitze der Fregatte, befanden sich in zwei Reihen die Latrinen der Mannschaft mit jeweils vier Abtritten. Dazwischen ragte der Bugspriet schräg nach vorne und stieß dann durch die Außenwand des Schiffes bis über das Galion hinaus. Auf diesem baumdicken Rundholz - auf dem Abschnitt innerhalb der Fregatte - lag Richard bäuchlings, die Arme unter dem Holz festgezurrt. Über ihm baumelte die Laterne, die der Zimmermann zuvor in der Hand gehabt hatte. Der saß links von Richard auf einem Abort und strich mit den Fingerspitzen durch die Hose über Richards Gesäß, während er ihm ein Messer an den Hals hielt. »Schön ruhig, Junge.«
Brayden zog seinen Kopf schwer atmend zurück. Das durfte nicht wahr sein! Er konnte kaum glauben, was er gesehen hatte. Was geschah hier? Abermals lugte er über die Reling.
»Hey, Mann, ich weiß nicht. Der hat dir doch nichts getan!«, sagte die Deckwache Mr Limsey, der seine Laterne noch in der Hand hielt. Er stand auf der anderen Seite des Bugspriets und hatte offensichtlich geholfen, Richard an dem Masten festzubinden.
»Eben. Er hat nur Augen für unseren Captain, doch wenn ich ihn besteige, wird er nur noch mich begehren. Ist er nicht goldig, Limsey?« Carpenter lachte böse, dann wandte er sich an Richard. »Ich hab gehört, wo unser Capt'n dich her hat. Vom Sklavenmarkt.« Er lallte leicht. »Hat dich gekauft, um seinen Spaß zu haben, was? Bestimmt ist die Geschichte mit dem verlorenen Sohn nur erfunden. Du bist gar kein Adliger.«
Vehement schüttelte Richard den Kopf. Als er ihn zur Seite drehte, erkannte Brayden, dass sie ihm ein Tuch in den Mund gestopft hatten. Außerdem lief Blut aus seinem Haaransatz. Diese Mistkerle hatten ihm also eins übergezogen!
»Aye, er soll so was wie ne männliche Hure gewesen sein.« Nun grinste auch Limsey dreckig. »Und jetzt wärmt er Westbrooks Koje.«
Wie gelähmt sah Brayden zu, wie der Zimmermann an seiner Hose nestelte, doch die Wut in Braydens Bauch schwoll an, schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen. Er spannte den Hahn seiner Waffe und hoffte, dass Sykes bald bei ihm war, damit sie diese Kerle überwältigen konnten. Brayden wollte kein Blut vergießen, aber wenn Carpenter den Jungen auch nur anfasste, würde Brayden abdrücken. Richard zog an den Fesseln. Er strampelte mit den Füßen und versuchte nach dem Hünen zu treten, der mit dem Messer seine Hose
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