The Cocka Hola Company: Roman
mich so gegraust habe, wie ein Hund hab ich mich gegraust, dass du’s nur weißt, du hättest mir das ausreden müssen, du hättest mich davor bewahren müssen, dass ich dich mitschleife, du bist ein toller Freund, Casco …
– Jetzt reicht’s aber, Simpel … Ich hab ja ein paarmal gesagt, dass ich nicht mitwill, sagt Casco.
– JETZTHALTABERMALDIESCHNAUZE! Du hast gar nichts zu sagen, deine Zunge hat vorhin noch bis zum Anschlag im Hintern von der Sultanmutter da gesteckt, du mit deinem bescheuerten Hirn voll Kola …
– Coca Cola?, fragt Lonyl.
– Ja, Kola … also bleib mir mit deinen schwachbrüstigen Protesten vom Leib, Casco. Vergiss es. Vergiss es, sag ich … Scheiße, jetzt hatte ich fast gute Laune gekriegt, nächstes Mal denkst du erst nach, bevor du mir so bescheuerte Ausreden servierst, Casco, jetzt ist meine Laune wieder im Eimer.
– Gut, gut … Casco klingt resigniert. – Aber kann ich noch mit hoch zu euch? Ich hab noch keine Lust, nach Hause zu gehen …
– Wenn du es bei uns so toll findest, bitte …
– Nein, ich hab nur keine Lust, nach Hause zu gehen, das ist alles, und ich hab noch ein bisschen Koks dabei, vielleicht hat Motha ja Lust auf ne Nase voll?
– Weiß ich doch nicht, frag sie selber …
Die drei gehen zum Saddam-Block hoch, wie der Volksmund ihn nennt. Irgend so ein visionärer Billiggropius von Stadtplaner hatte gefunden, Vorstadtwohnblocks wären so genial konstruiert, dass früher oder später die Oberschicht ganz wild darauf sein müsste, auch in so was zu wohnen, und als Konsequenz aus diesem revolutionären Einfall steht der Block, in dem Simpel samt Familie wohnt, in einem besseren Viertel, ein Wohnblock der schlimmsten Art, der erwähnte Stadtplaner hat in blindem Glauben wie um sein Leben für seine Wohnblocks-für-die-Oberschicht-Vision und dafür kämpfen müssen, dass er hier hinkommt. Deshalb, nur deshalb geht Lonyl in die B-Schule, die eigentlich von Kindern aus der oberen Mittelschicht und der Oberschicht besucht wird. Keiner mag den Block; die Leute hier im Viertel mögen die Leute im Wohnblock nicht, die Leute im Wohnblock mögen die Leute im Viertel nicht, die Leute im Viertel mögen den Wohnblock als solchen nicht, und auch die Leute im Wohnblock mögen den Wohnblock als solchen nicht, sich selber mögen die Leute im Wohnblock übrigens auch nicht unbedingt; wer gezwungen ist, hier zu wohnen, ist entweder sozialer Ausschuss, mit dem kein Mensch zu tun haben will und der selber viel lieber in irgendeiner homogenen Stadtrandwohnblocksiedlung wohnen würde, oder es sind Mittelklasse-Einwanderer, die absolut nichts tun, um sich irgendwie zu integrieren oder zu assimilieren. Wahrscheinlich ist Simpel der Einzige, der relativ gern in dem Ding wohnt, aber auch das nur wegen Saddam und dessen Mithilfe bei Simpels Privatprojekten.
Als sie in der Wohnung ankommen, ist Motha höchst interessiert zu hören, wie es war. Sie fragt Lonyl und bekommt keine Antwort. Simpel und Casco muss sie die Würmer einzeln aus der Nase ziehen. Endlich fängt Casco an zu erzählen, er versucht, der Sache einen humoristischen Dreh zu geben, aber Motha sitzt die ganze Zeit nur da und schüttelt wortlos den Kopf. Simpel, für den das Ganze schon Vergangenheit ist, unternimmt im Hintergrund tapfere Versuche, Lonyl ins Bett zu bringen. Also wird nix aus Zähneputzen und Schlafanzuganziehen und Gutenachtgeschichte. Bevor Casco fertig ist, liegt Lonyl im Bett, also in seiner Ecke, in der Simpel ein paar weiche Sachen zusammengeschoben hat, und so ist es allen recht. Casco schließt seine Geschichte mit einer Pointe, die, findet er, bei Motha fabelhaft ankommen müsste, aber Motha findet es ganz offenbar nicht weiter komisch, dass er mal ins Bad muss, um sich »einen gewissen Nachgeschmack von Araberarsch« aus dem Gesicht zu waschen. Sie kommentiert die Sache mit keinem Wort, nimmt aber Cascos Angebot von etwas Koks dankend an. Angesichts des unerwarteten Schweigens, mit dem sein Bericht aufgenommen wird, serviert Casco ihr den Schnee um so williger. Simpel lehnt dankend ab, er findet Xanax und Koks keine gute Mischung, lieber sitzt er still da und raucht Mothas Zigaretten. Casco macht den Fernseher an, Motha geht in die Küche und brät ein paar Zambizis, so eine Art Mehlkuchen, die irgendwo in Afrika ganz sicher als Delikatesse gelten. Den restlichen Abend über sitzen sie vorm Fernseher und essen Zambizis; Motha und Casco essen sie schnell und ohne Appetit, Simpel isst sie
Weitere Kostenlose Bücher