The Cocka Hola Company: Roman
Robert kommt zurück. Erst schafft er einen Stapel Teller in die Küche, hilft seiner Frau beim Kaffeemachen und stellt Cognacgläser auf ein Tablett. Robert und seine Frau hatten früher am Tage eine längere Diskussion, ob es angemessen ist, Cognac zu servieren. Zum Schluss hat er sie mit folgendem Argument überzeugt: »Wenn nicht mal wir – wir – der steifen Gesellschaft ein Gläschen anbieten, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass es so schlecht um die Welt steht. Die Eltern von Paulines Klasse sehen so zu uns auf, es schadet nichts, wenn wir uns ein bisschen volksnah geben. Schlimmstenfalls haben sie abends im Bett was zu reden.« Er stellt die Gläser und ein paar Flaschen auf den Tisch, nicht weit von Casco entfernt, der immer noch mit Sultans Mutter dasitzt, gießt sich ein Glas ein und hält einen kleinen Schwatz mit Fredriks Vater und mit Hassan, Sultans Vater, die schon länger dastehen und nicht so recht miteinander warm werden, aber was sollen sie sonst tun, also unterhalten sie sich gezwungen. Bisher hat Hassan ein scharfes Auge auf die Bewegungen seiner liebreizenden Frau gehabt, aber jetzt verstellt ihm erstens Robert die Sicht, und zweitens ist Robert charismatisch genug, dass er für eine Weile alle Aufmerksamkeit auf sich zieht und sogar arabische Ehrbegriffe in den Hintergrund drängt. Robert erzählt irgendeine faszinierende Geschichte aus der Welt der Medien, Sultans und Fredriks Vater lachen laut und ausgiebig, wie selbstbewusste Kerle das bei gesellschaftlichen Anlässen so tun. Nach zehn Minuten und ein paar Millilitern Cognac geht Robert sich was nachschenken, sieht Simpel und geht zu ihm. Simpel steht mitten im Zimmer, ebenso allein wie Lonyl, wen wundert’s. Robert kommt sofort zur Sache:
Robert: Komm schon, Simpel … Ich find’s schade, dass unser Gespräch so geendet hat … tut mir Leid, dass ich mich ungeschickt ausgedrückt habe … Aber verdammt nochmal, meine Begeisterung für deine Projekte müsste dir doch beweisen, dass ich dich nicht völlig missverstehe, das ist sicher nicht so, Simpel, wenn ein Mensch hier im Haus versteht, worum es dir bei deinen Aktionen geht, dann ganz klar ich, glaub mir …
Simpel: Ja, das hatte ich auch gehofft, aber vorhin hast du nicht gerade viel Fingerspitzengefühl bewiesen … das musst du schon einsehen. Ich meine, als Journalist kannst du alles wie Dreck behandeln, aber ich halt’s einfach nicht aus, wenn du mich und meine Kollegen als mittelmäßige Scheißer hinstellst, das solltest du verdammt nicht tun, wirklich …
Robert: Zu einem mittelmäßigen Scheißer wäre ich nicht wieder zurückgekommen wie jetzt zu dir, schon gar nicht in meinen eigenen vier Wänden. Höchstens bei der Arbeit … (unsicheres Lachen) … und jetzt bin ich nicht bei der Arbeit …
Simpel: He he ( könnte versöhnlich klingen).
Robert: … obwohl ich mir fast wünschen würde, dass ich jetzt bei der Arbeit wäre …
Simpel: Wie meinst du das?
Robert (springt ins kalte Wasser): Ich meine, ich finde eure Projekte so interessant, dass ich mir vorstellen könnte, da was drüber zu bringen …
Simpel: Was drüber bringen, wie meinst du das?
Robert: Na ja … einen Beitrag, eine Sendung oder so.
In diesem Augenblick erscheint Roberts Frau und bittet ihn, mal mitzukommen. Sie ist blass und ruckt noch hektischer mit dem Kopf als sonst schon, also muss was Ernstes sein. Robert fragt, worum es geht, aber sie will ihn unter vier Augen sprechen. Sie gehen. Simpel ist neugierig. Er kann sich kaum vorstellen, dass irgendwas Schlimmes sein soll, ohne dass er ursächlich damit zu tun hat. Lonyl sitzt immer noch allein und harmlos im Nebenraum. »Wer behauptet, dass Lonyl heute was angestellt hat, der kriegt es verflucht nochmal mit mir zu tun!«, schwört Simpel. Er sieht, wie Robert und seine Frau in den Flur und die Treppe ins Obergeschoss hochgehen. Nicht lange, und Robert kommt wieder runter. Atemlos nimmt er Simpel beim Arm:
– Komm, komm schnell.
Simpel meckert ein bisschen, was denn verflucht nochmal sein soll. »Ich hab doch nichts gemacht«, sagt er, als würde er festgenommen. Auf dem Weg in den Flur sieht er, dass Cascos Platz leer ist. »Scheiße, ist was mit Casco? Hä?« Robert antwortet nicht, wortlos führt er Simpel die Treppe hoch. Die Stufen sind mit Teppichboden belegt, ihre Schritte sind nicht zu hören. Am Ende des Flurs oben steht eine Tür etwas auf. Robert deutet auf die Tür, legt den Zeigefinger auf den Mund und schiebt
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