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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Frauen sind das ja nie, und wenn dann noch Panik dazukommt, na egal; es hat jedenfalls so ein paar Sekunden gedauert, bis die Leinwand wieder sauber war, und solange konnten wir also … he-he … dein Gesicht mitten beim Orgasmus bewundern, Casco, und dazu, he-he, konnten wir dein geisteskrankes Gestöhne hören, und dann YEAHH!! Hö-hö, kannst du dir das vorstellen, das auf der Adventsfeier von der Scheiß-B-Schule? Die Adventsfeier und deine Visage auf 2x3-Metern, wandgroß, und dann dein Schwanz in C lose-up , der Sheebas Gesicht mit Hausmachersahne vollspritzt. He-he … Mann, Scheiße, Casco, das war nicht zum Aushalten, es war nicht zum Aus-zum-Halten, Casco. Ich glaube, so laut wie da hab ich nie LONYL!!! geschrien, meine Stimme kippte über, die Lebkuchenkrümel sprühten aus meinem Maul quer durch den beschissenen Filmvorführsaal, ich bin aufgesprungen, dass der Tisch umkrachte, die Thermoskannen mit Kaffee und Tee gleich mit, die Väter starrten auf die Leinwand, den Stiefmüttern entrangen sich eigenartige Röchellaute des Entsetzens, sie hielten ihren Kindern die Augen zu, die saßen mit offenem Mund da, solange sie was sahen. Ich mit Tunnelblick auf Lonyls kleine runde Visage los. Der saß einfach da! Das sagt doch eigentlich alles darüber, wie der kleine Scheißer drauf ist. Saß in aller Ruhe da und schaute zu, wie ich mir einen Weg zu ihm bahnte, ein wütendes Nashorn, durch Sterne und Girlanden und Weihnachtsmänner. Das Lametta stob wie eine Wolke um mich herum, Casco, und Lonyl saß einfach da, die Hände im Schoß … der kennt einfach keine Schuldgefühle, Casco, der hat keine einzige Norm oder andere zwischenmenschliche Konvention begriffen. Mit sechs Jahren könnte man ja so die eine oder andere Norm begriffen haben, oder, Casco, mindestens eine winzigkleine? Was? Lonyl nicht, fuck. Und diese Schulsituationen rufen in mir den allerletzten Rest Disziplin wach, die Grundschule ist die letzte Chance, Casco. Ich fühle Schuld und Scham, wenn ich dort bin, völlig ohne jeden Grund, ich werde das verdammt nochmal nicht los. Ich werd’s nicht los. Und seit dieser Katastrophe letztes Jahr ist es auch nicht unbedingt besser geworden. Ich packte Lonyl, hob ihn hoch und über den Tisch. Und da fing er dann an zu quieken wie ein Ferkel, aber nicht etwa, weil er Angst hatte, ich reiße ihm den Arm aus, er schrie FUCK YOU!, und zwar so, als ob er wüsste, was das ist und wie das geht. Und er meinte nicht mich. Er wand sich, er baumelte an einem Arm, und auf dem Weg zur Tür schrie er das der ganzen frohen Festgesellschaft zu, stell dir das mal vor, Casco! FUCK YOU! FUCK YOU AAAAAALL! Eine schrille Kinderstimme, die so was kreischt, dass es lauter nicht geht. Ich schnell zur Tür raus und den Flur runter, zum Haupteingang, Lonyl schrie weiter, ich hab mich nur noch kurz umgedreht und gesehen, wie uns ein paar Erstklässler und eine Handvoll blasse Erziehungsberechtigte aus der Tür nachschauten, mit Stielaugen vor ihren hässlichen Fratzen. Sie sahen uns nach, wie wir in der Kälte verschwanden, und blieben in ihrer Hölle aus Kinderweihnachtsbildern und niedrigen Kleiderhaken und Linoleum zurück.
    – Und da soll ich mit hin? Du hast sie wohl nicht mehr alle, Simpel, soll ich das jetzt wieder gutmachen, oder wie? Warum nimmst du nicht Tiptop oder Speedo mit? Ich packe das nicht. Wie stellst du dir das vor, Simpel? Wie kommst du auf die Schnapsidee, ausgerechnet mich da mit hinzunehmen? Wirklich, du hast sie nicht mehr alle …
    – Cool, Casco. Versprochen ist versprochen.
    – Von wegen versprochen, ich hab doch keine Ahnung gehabt, dass die mich zur Belohnung auf die Folterbank spannen, ich fasse es nicht, dass du überhaupt denkst, ich würde mitkommen. Ich komme nicht mit, Schluss.
    – Caaaasco, dich erkennt kein Mensch wieder. Erstens ist es Jahre her, dass wir LIPSTICK gedreht haben, zweitens warst du damals frisch gebräunt, du hast ausgesehen wie ein Scheißlatino, jetzt bist du blass wie eine Wasserleiche, und drittens, Casco, habe ich mit PapaHans gesprochen, und er hat mir euer kleines Produktionsgeheimnis verraten, nämlich dass du dir für den Weihnachtsfilm einen Bart zulegen musst, du sollst einen Familienvater spielen, nicht wahr, wie heißt der Film nochmal, JINGLE BALLS?
    – Der Scheißkerl!, zischt Casco mit flackerndem Blick und korrigiert: – Der Film heißt I’M CREAMING FOR A WHITE CHRISTMAS, aber vergiss es!
    – Da siehste mal wieder, Casco, ich bin halt immer informiert,

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