The Cocka Hola Company: Roman
bitte anrufen: 22 10 18 59 . Die Nummer ist noch nie benutzt worden. Speedo setzt sich rechts vom BZZZZRotz hin, an denselben Tisch wie Holger, ein alter Suffkopp ohne jede Absicht, an diesem Status je was zu ändern. Er setzt sich neben Holger, obwohl auf der anderen Seite des Tisches auch noch Platz wäre. Das Cyrano hat eine typische Alki-Einrichtung: zerkratzte Tische, senkrecht zur Wand platziert, zu beiden Seiten Bänke mit hohen Rückenlehnen, die an den Rückenlehnen der Bänke lehnen, die vor dem nächsten Tisch stehen usw. Koben wie im Schweinestall. Mit Plätzen auf der einen oder der anderen Seite des Tischs. Speedo und Holger sitzen auf der einen Seite. Auf der anderen sitzt niemand. Biijinez bringt, was Holger einen Goldbarren zu nennen pflegt, stellt ihn vor Speedo hin, der einen Kuhschluck in sich reinschüttet. Holger versucht eine Art Gespräch in Gang zu lallen, aber Speedo konzentriert sich auf sein nächstes Ziel: das Telefon. Er muss wieder auf die Beine kommen und die Bierfährte bis zum Tresen verfolgen (von jedem Koben führt eine ausgetretene Spur im Parkett dorthin).
– THEE … FOO …
– Was?
– THEEE … L … FOO … ON … N. Speedo bedient sich der Zeichensprache: Linke Hand ans Ohr, der rechte Zeigefinger kreist in der Luft. Biijinez stellt ihm das Telefon hin.
– Abärr nicht Auskuhnft, Speedo!, mahnt Biijinez streng.
– Neeeh … gcheeht klaa …
Nach einigem Gefummel schafft Speedo es, den Hörer abzunehmen und zum Ohr zu bugsieren. Jetzt steht er schwankend da. Speedo schwankt. Er denkt nach. Er hat in seinem Leben öfter Cascos Nummer gewählt, als zu vögeln, aber jetzt ist sie einfach futsch. Speedo leistet eine gedächtnismäßige Höchstanstrengung. Die Augen fallen ihm zu. Er kann sich Telefonnummern als solche nicht merken, er muss die Zahlen vor seinem inneren Auge sehen . Aber sein versoffenes und verschliertes inneres Auge sieht nichts. Die Nummer taucht nicht auf. Er denkt, solche Sachen, Telefonnummern und Adressen, dürfte der Instinkt als allerletztes loslassen. Speedo kann die Nummer in seinem Kopf drin spüren. Da liegt sie. Aber versunken. In irgendwas. In einem Mix aus Blut und Alkohol, der durch viele Kilometer Adern gepumpt wird. Speedo ist eine riesige Bloody Mary. Cascos Nummer ist versunken und schlummert tief in seinem Unterbewusstsein, wo u.a. Speedos widerlicher Vater ein geräumiges Gemach bewohnt. Er sagt Scheiße, ganz sicher das letzte Wort, das untergehen wird bei seinem Versuch, das gesamte Alphabet in Alkohol zu ertränken. Ein Deutscher (aus Berlin, erinnert sich Speedo) mit langem, schwarz gefärbtem Haar und so engen Hosen, dass einem der schiere Anblick wehtut, bestellt zwei Meter von ihm entfernt ein Bier. »Een Øøhl«, sagt er. Kein Zweifel, dieser Deutsche hat in seinem Leben die eine oder andere Zigarette geraucht. Speedo denkt wieder an die Nummer. Er versucht, sie herauszufischen. Sie versinkt wieder. Er pult sie raus, sie sinkt zurück. Es funktioniert nicht. Er muss sich was anderes einfallen lassen.
Speedo linst verstohlen zu Biijinez, der am anderen Ende des Tresens steht. Der Deutsche sitzt ein paar Hocker von Speedo entfernt, der ist keine Gefahr. Speedo blickt das Telefon an, dann wieder zu Biijinez. Auf den Deutschen, dann auf das Telefon. Und auf Biijinez, und wieder auf das Telefon. Dann wählt er die 180, die Nummer der Auskunft, es läutet fünf Mal (Speedo zählt mit) und eine Frauenstimme antwortet:
– Auskunft, ja bitte?
– Numma von Cascho Fo-osche-teh …?, flüstert Speedo halblaut, die Hand als Schutz vor den Mund gelegt. Er weiß genau, wenn rauskommt, dass hier ein Volltrunkener bewirtet wird, dann ist der Besitzer vom Cyrano seine Lizenz los.
– Könntest du bitte den Namen wiederholen?, fragt die Dame.
– Ca-scho-Foosch-rst-ee-r-ähh! Speedos Versuch zu buchstabieren endet in einem erschöpften Seufzer.
Die Dame räuspert sich. – Es tut mir Leid, aber ich verstehe nicht, was du sagst.
– Ca-a-schOO … Fors-Fosshe-e-eERR-Eeeehh-mmmja.
– Casco?, fragt die Dame. Soll ich den Vornamen als Suchwort eingeben?
– Jaamm…
Es ist still, Speedo hört Tasten klackern. Er schaut auf; Biijinez steht immer noch am anderen Ende des Tresens.
– Hier ist nur ein Casco eingetragen. Möchtest du die Nummer von Casco Foster haben?
– Jaja, ja … ja … mmm …
– Wolltest du noch eine Nummer?, fragt die Dame.
– Neee … mmmhh… Dannkche …
Eine digitalisierte Stimme sagt die
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