The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Gefühl, den Payton der Gegenwart zu hintergehen. Es war doch eigentlich sehr einfach: Payton McLean hielt mein Herz in seinen Händen – durch alle Zeit.
Als wir in der Dunkelheit unser Lager aufschlugen, hielten wir uns eng umschlungen in dem Wissen, dass dies das letzte Mal war. Die Tränen, die ich in dieser Nacht schweigend vergoss, sollten mein Geheimnis bleiben. Ich hatte Angst, Payton zu verlassen, weil ich nicht wusste, ob mich in der Zukunft nicht die Nachricht von seinem Tod erwarten würde.
Konnte ich nicht einfach bei ihm bleiben?
Konnte ich es wagen und für immer hierbleiben?
Der Morgen nahte mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. In den schillerndsten Farben loderte der Himmel, vergoldete die Wolken und sandte die ersten warmen Sonnenstrahlen zur Erde.
„Payton, sieh nur! Ist das nicht umwerfend?“, hauchte ich in sein Ohr, sodass er blinzelnd die Augen öffnete und meinem Blick folgte.
Er sah zu Boden, schnippte einen Grashalm von seinem Kilt und reicht mir die Hand.
„Das sollte es wohl sein“, murmelte er, ehe er sich abwandte und die Pferde holte.
Ich fühlte mich schuldig. Der Fluch wurde immer stärker, nahm ihm bereits die Freude, ließ ihn die Schönheit des Sonnenaufgangs nicht mehr erkennen. Mich fröstelte in der plötzlichen Kälte, die mir in seiner Umarmung nicht aufgefallen war. Den Rest des Weges ritten wir schweigend nebeneinander her, und mir entging nicht, wie sich Payton immer mehr verschloss.
Es war Mittag, als wir den Bergkamm erreichten und sich unter uns das dunkle Wasser des Loch Duich in den Talkessel schmiegte. Die fünf Schwestern bildeten den Rahmen für das wildromantische Panorama. In den prächtigsten Farben leuchtete die herbstliche Landschaft, verlieh den Bergen Kupfer- und Bronzetöne und hieß uns willkommen. Nur Payton wurde mit jeder Minute teilnahmsloser.
„Wir sind da“, murmelte er tonlos, als er uns das letzte Stück hinab zum Ufer des Lochs brachte. Jetzt, im Tageslicht und ohne den unheimlichen Nebel, der mich bei meiner Ankunft so sehr verwirrt hatte, sah alles ganz anders aus. Meine Orientierungslosigkeit konnte ich nun kaum mehr nachvollziehen.
Die steinerne Kate war jetzt auf den ersten Blick als verlassen zu erkennen. Das windschiefe Dach würde keinen Schutz bei Regen bieten, und die Tür hing schief in den Angeln und schlug leise im Wind.
Von dort aus ließ ich meinen Blick über die Heide schweifen, suchte nach der Stelle, an der ich zu mir gekommen war. Den Friedhof gab es noch nicht, aber der einzelne Stein stand wie ein Mahnmal zwischen den sanften Hügeln.
Payton hob mich schweigend aus dem Sattel und fasste nach meiner Hand. Kurz zuckte er zusammen, aber sein stoischer Blick verriet nichts von seinen Gedanken.
„Und nun?“, fragte er.
Tja, was nun? Das war wirklich eine gute Frage, denn auch hier fehlte jede Art von Leuchtreklame, die einen direkten Weg ins einundzwanzigste Jahrhundert ankündigte.
Ich ging hinüber zu dem Stein, umrundete ihn vorsichtig. Wie sollte das gehen? Obwohl ich am eigenen Leib erfahren hatte, dass Zeitreisen möglich waren, konnte ich mir nun, wo ich vor dem einfachen Stein stand, nicht vorstellen, wie mich dieser zurück in mein richtiges Leben bringen sollte. Langsam streckte ich meinen zitternden Arm nach vorne, bereit, ihn sofort zurückzuziehen, sollte irgendetwas geschehen. Ich fuhr über die kalte, raue Oberfläche und legte meine Hand auf die glatte Oberseite.
***
Payton sah Samantha zu, wie sie sich behutsam dem Stein näherte. Wann immer er sie ansah, verstand er nicht, was sie war, vertraute aber auf sein Herz, welches sie immer noch als seine große Liebe erkannte, auch wenn seine Gefühle immer schwächer wurden. Sie gab ihm Rätsel auf, und in ihren Augen zeigte sich deutlich, dass sie Schuld empfand. Woran sie sich die Schuld gab, wollte er nicht wissen, denn er wusste nicht, ob er stark genug wäre, um ihr vergeben zu können. Darum war es besser, an ihre Liebe zueinander zu glauben und niemals zu erfahren, warum sie in sein Leben getreten war. Denn eines war klar: Sie hatte keinem etwas Böses tun wollen.
Seine eigene Seele hingegen schwamm im Blut der Camerons. Niemals, so hoffte er, würde er zugeben müssen, was er getan hatte. Doch all diese Gedanken wogen nichts im Vergleich zu der Vorstellung, Sam gehen zu lassen. So schwach dieses Gefühl inzwischen auch war, erkannte er es dennoch als Angst. Und doch schien es keine andere Wahl zu geben.
Er fühlte, wie die Kälte
Weitere Kostenlose Bücher