The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
hätte Rot noch nie zuvor so vollkommen ausgesehen. Rot wie Blut.
Die Waffe fiel achtlos zu Boden, als sich die Welt um mich herum immer schneller drehte und die Dunkelheit mich verschluckte.
Vögel zwitscherten, als ich erwachte. Mein Kopf ruhte an Paytons Brust, und sein Atem kitzelte meine Wange. Mühsam öffnete ich die Augen, blinzelte gegen das helle Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne.
Erst jetzt bemerkte ich, dass wir auf einem Pferd saßen. Meine Glieder waren bleischwer, und ich fühlte mich, als habe mich ein Bus überfahren. Mehrfach!
„Wo sind wir?“, brachte ich mühsam krächzend hervor.
„Ich bringe dich zu der Hütte, von der du mir erzählt hast. Die Hütte am Loch Duich “, klärte er mich auf.
„Die Hütte?“ Ich hatte Schwierigkeiten, ihm zu folgen. Die Kate am Loch Duich lag mindestens zwei Tagesritte entfernt. Wie lange war ich ohnmächtig gewesen? Und was zur Hölle war mit Vanora geschehen?
Ehe ich Payton danach fragen konnte, fing er an zu erzählen.
„Ich hatte recht“, ließ er mich wissen.
„Was? Womit?“ Ich war wirklich nicht in der Stimmung auf halbe Sätze und Ratespielchen.
„Du bist merkwürdig. Als du neben der Hexe gekniet hast, schienst du weder mich noch sonst etwas wahrgenommen zu haben. Aber die Idee mit dem Dolch war gut. Vanoras Blut klebt an der Klinge. Ich habe ihn eingewickelt und mitgenommen.“
Er klopfte mit der flachen Hand auf die Satteltasche, ehe er weitersprach. „Und nun bringe ich dich nach Hause, denn ich spüre die Veränderung in mir immer deutlicher. Es wird Zeit, dass du mich verlässt.“
Am liebsten hätte ich ihm widersprochen, ihm versichert, dass ich ihn nicht verlassen würde. Denn ich wollte nicht gehen. Wollte ihn nicht in den finstersten Jahren seines Lebens allein lassen. Aber ich musste, denn ich würde keine zweihundertsiebzig Jahre am Leben bleiben, würde nicht für immer an seiner Seite sein können. Das Einzige, was mir blieb, war die Hoffnung, ihn in meiner Zeit wiederzusehen. Vorausgesetzt, Nathairas Fluch hatte ihn nicht längst getötet.
„Ich liebe dich, Payton“, versicherte ich ihm. „Ich werde es immer tun, und wenn ich bei dir bleiben könnte, dann …“
„Sam, mo luaidh, sei still. Du hast es selbst gesagt, du gehörst hier nicht her. Morgen um diese Zeit erreichen wir die Kate, und bis dahin möchte ich dir nahe sein. Ich will deine Haut, deine Wärme spüren und deine Küsse schmecken. Ich will mir den Glanz deines Haares einprägen und deiner Stimme lauschen. Der Himmel hat dich mir geschickt, damit ich mein Schicksal ertragen kann, und darum lass uns nicht zurückblicken, sondern die wenige Zeit nicht vergeuden.“
„Aber Payton, wenn du wüsstest, was ich getan habe, dann …“
„Nein, Sam! Sag nichts! Egal, was du getan hast, und egal, was ich getan habe. Schuld und Hass dürfen nicht das Einzige, was ich noch habe, überschatten. Seit ich dich beim Baden beobachtet habe, gehst du mir nicht mehr aus dem Sinn“, gestand er.
Ich schluckte meine Tränen hinunter, kämpfte mühsam gegen den Kloß in meinem Hals an, ehe mir der Inhalt seine Worte bewusst wurde.
„Beobachtet?“, fragte ich aufgebracht. „Du solltest doch wegschauen!“
Payton lachte, und dieser Laut ließ mein Herz schneller schlagen.
„Oh, Sam! Wie hätte ich nicht hinsehen können, wenn das schönste Mädchen der Welt vor mir im Mondschein badete? Außerdem hast du so gekeucht, dass ich Sorge hatte, du ertrinkst.“
„Na, das rechtfertigt ja dann wohl alles!“, rief ich gespielt empört.
„Ja, Liebe rechtfertigt alles“, sagte er, ehe er mich küsste.
Wir kamen auf unserer Reise nach Norden zügig voran. Diesmal gab es keine Hindernisse, die sich uns in den Weg stellten und uns aufhielten. Und dabei wäre ich über eine Verzögerung nicht böse gewesen. Die Furcht vor dem Stein wuchs mit jeder Meile, und auch die Angst vor dem, was mich in meiner Zeit erwarten würde? Gab es überhaupt einen Weg zurück? War Payton noch am Leben, oder kam ich womöglich zu spät?
Für die Schönheit der Landschaft, die wir durchquerten, hatte ich keinen Sinn, und nur Paytons Gesellschaft schaffte es, mich von meinen düsteren Gedanken abzulenken. Es tat mir weh, zu wissen, wie ihn die nächsten Jahrhunderte verändern würden. Noch war sein Blick offen und sein Lachen herzlich, aber die Zeit und der Fluch würden ihm das nehmen. Ich kostete das Gefühl aus, diesen Payton in mein Herz zu lassen, hatte nicht länger das
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