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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Gedanken rasten. Wenn die Enklave unschuldige Menschen wie ihre Eltern einfach hinrichten konnte, dann verdiente sie nicht länger ihren Gehorsam.
    Falls es eine Chance gab, ihre Eltern zu retten, und sei sie auch noch so klein, dann musste Gaia sie ergreifen. Sie könnte zum Tor gehen und nach Bruder Iris fragen, wie Sergeant Grey es ihr aufgetragen hatte, und ihm das Päckchen übergeben, das sie von der alten Meg hatte. Bruder Iris unterstand nur dem Protektor selbst, also musste das Päckchen etwas wert sein. Sie hatte es untersucht und wusste, es enthielt ein braunes, dicht mit Seidenfäden besticktes Band, doch das Muster ergab für sie keinen Sinn, ebenso, wie die Nachricht in ihrer Tasche ihr ein Rätsel war. Aber ganz sicher musste dieses Band die Liste sein, nach der Sergeant Grey gesucht hatte.
    Und das Band war es auch, was sie laut ihrer Mutter vernichten sollte. Sie lehnte sich gegen den Tisch und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Es muss einen Weg durch die Mauer geben«, sagte sie.
    Derek fuhr sich mit der Hand durch seinen dunklen Vollbart. »Man darf nur durch die Tore hinein. Jeder Versuch, eigenmächtig in die Enklave einzudringen, wird mit dem Tod bestraft.«
    Gaia trat auf ihn zu mit einer Entscheidung, so greifbar, also habe sie einen seiner Messbecher aus dem Regal genommen. Sie musste ihre Eltern sehen. Irgendwie musste sie zu ihnen gelangen. »Ich habe keine Angst vor Strafe. Ich will, dass du mir hilfst, ins Gefängnis der Enklave vorzudringen. Kannst du das?«
    Dereks Miene verdunkelte sich. »Weißt du, was du da sagst?«
    Zum ersten Mal in ihrem Leben machte es ihr überhaupt nichts aus, dass sie wie eine Verräterin sprach. »Bitte«, sagte sie, »ich muss meine Mutter sehen. Ich muss ihr etwas geben, das ihr Leben retten könnte.«
    »Was denn?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du hast mich vorhin aufgezogen, dass ich wohl ein Schätzchen auf der anderen Seite der Mauer hätte. Was, wenn ich dir sage, dass es sich genau so verhält, und ich ihn sehen muss? Vergiss meine Eltern. Hilf mir einfach, auf die andere Seite zu kommen. Den Rest erledige ich selbst.«
    »Das Risiko kann ich nicht eingehen.«
    »Ich werde dich bezahlen«, sagte sie.
    Er legte den Kopf schief, dann griff er nach einem der braunen Teighaufen und begann, ihn zu kneten und geschickt zu einem langen Laib auszurollen. Er legte ihn auf ein bemehltes Tuch, schlug es ein, um eine Mulde für den nächsten Laib zu formen. Wäre da nicht das aufmerksame Spiel seiner Brauen gewesen, hätte sie geglaubt, dass er sie ignorierte, aber sie wusste, dass er angestrengt nachdachte und das Kneten ihm dabei half.
    »Derek«, sagte Gaia leise, »du hast gesagt, du hättest selbst Kinder. Ich bin alles, was meine Eltern noch haben. Würden sie nicht wollen, dass du mir hilfst?«
    Er warf ihr einen Blick zu und ließ den nächsten Laib auf das Tuch fallen. »Sie würden wollen, dass ich dich nicht in Gefahr bringe«, erwiderte er trocken.
    »Aber sie sind alles, was ich habe. Du musst mir helfen, da reinzukommen.«
    Gaia stand neben dem Tisch und schaute hinüber in den leeren Verkaufsraum. Das Lachen vorbeiziehender Kinder drang von der Straße herein, und eine schwarze Fliege brummte im Sonnenschein.
    »Zu rebellieren ist nicht so leicht, wie du vielleicht glaubst«, sagte Derek. Seine Hände bearbeiteten den Teig mit fließenden Bewegungen, und er sah beim Sprechen nicht von seiner Arbeit auf. »Zum einen haben die Leute die Angewohnheit, zu verschwinden, wenn sie in der Öffentlichkeit schlecht über die Enklave reden. Zum anderen haben viele von uns Söhne oder Brüder unter den Wachleuten. Wir können doch nicht gegen unsere eigenen Familien kämpfen. Auch Kinder haben wir da drinnen, vorgebrachte Kinder, die bei einem Angriff auf die Enklave in Gefahr wären.«
    Seine Worte überzeugten sie endgültig davon, dass sie bei ihm an der richtigen Adresse war. Offensichtlich hatte er schon sehr viel länger über Rebellion nachgedacht als sie.
    »Bitte, Derek«, sagte sie. »Ich habe vierzig Tvaltarkarten aufgespart. Ich gebe dir dreißig davon, wenn du mir hilfst, durch die Mauer zu kommen.«
    Derek lachte in offener Belustigung. »Dreißig Karten! Nicht einmal sechzig würden das Risiko aufwiegen.«
    Gaia presste ihre Finger auf den Holztisch und fühlte die Mehlschicht, die darauf lag. »Ich gebe dir alle vierzig«, sagte sie, »alles, was ich habe. Und Wasser für eine Woche. Du musst mir helfen.«
    Derek beäugte sie interessiert.

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