The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes
York anzurufen und seinen Arsch wieder hierher zu bewegen. Er ist von der gegenüberliegenden Seite in den Wald gekommen und müsste bald hier sein.« Endlich gab er nach und tat das, was er schon eine ganze zeitlang hatte tun wollen: Er zog Pia eng an sich und hielt sie fest im Arm. Sie lehnte das Gesicht an seine Brust, schlang die Arme um seine Taille und seufzte tief.
Sie sagte: »Wenn du auf mich gehört hättest, wärst du erst gar nicht weiter nach Süden geflogen und nicht in der Nähe gewesen, um auf das Feuer zu reagieren. Da sieht man ja, wie viel Ahnung ich habe.«
Er drückte die Lippen auf ihre Stirn. »Wenn ich nicht auf dich gehört hätte«, sagte er, »wärst du gar nicht erst in den Süden gefahren.«
»Davon wollte ich jetzt nicht anfangen«, murmelte sie.
»Das ist nicht so gemeint, wie du denkst.« Er legte den Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. »Es war gut, dass du hergekommen bist. Nicht nur, weil deine ursprünglichen Pläne berechtigt waren, sondern auch – und das musst du mir glauben, wenn ich es sage –, weil es viel besser ist, jetzt von Gaeleval zu erfahren als später. So können wir nämlich handeln, bevor er noch mehr Macht gewinnt. Je mehr Zeit verstreicht, desto schwerer wird er aufzuhalten sein.«
»Ich verstehe einfach nicht, warum jemand das tun sollte«, flüsterte sie. »So viele Elfen zu töten, so viel Schaden anzurichten und so viele andere zu entführen.«
»Er hat zu viele entführt«, sagte er nachdenklich. »Hätte er Geiseln gewollt, hätte er besser wenige, möglichst einflussreiche Elfen ausgewählt. Sie wären mobiler gewesen und leichter zu kontrollieren. Wenn es seine Stimme war, die ich in der Prophezeiung des Orakels gehört habe, hat er eine ambitionierte Agenda.«
Pia zitterte. »Ich weiß noch, dass du gesagt hast, die Stimme habe allen möglichen hochtrabenden Kram geredet, von Geburt und Tod, von Göttern und Zeit.«
»Sie hat auch behauptet, der Bote vom Ende aller Tage zu sein«, sagte er trocken. »Aber wenn Gaelevals Ziel die bloße Zerstörung gewesen wäre, hätte er hierbleiben können und so lange mit den Elfen weiterkämpfen, die er in seiner Gewalt hatte, bis alle tot gewesen wären. Hat er nicht auch davon gesprochen, den Weg in ein neues Zeitalter zu ebnen?«
Sie nickte. »Ja.«
»Dann wird er wohl eine Armee aufstellen«, sagte er. »Er hat nicht nur seine Truppen beträchtlich vergrößert, sondern auch jede wirksame Gegenwehr seitens Calondir zunichtegemacht. So würde ich vielleicht vorgehen, wenn ich ein Imperium aufbauen wollte.«
Sie sah ihn noch besorgter an. »Beeinflussung und Illusionszauber sind ja schön und gut, aber wie kann er so viele Leute gleichzeitig kontrollieren?«
»Ich bin sicher, dass er dafür die Maschine benutzt. Beim Anflug konnte ich spüren, dass die Maschine in Betrieb war, bis ihre Magie dann aussetzte. Das muss der Moment gewesen sein, in dem Gaeleval die Passage durchquert hat. Die Maschine verstärkt die magische Energie und die Fähigkeiten, die er ohnehin besitzt. Ich habe das schon einmal gesehen. Und je mehr er sie benutzt, desto stärker wird sie ihn und sein Denken beeinflussen.« Er schüttelte den Kopf. »Wir werden ihm früh genug gegenüberstehen. Im Augenblick ist unsere Zeit begrenzt, und wir müssen zum nächsten Tagesordnungspunkt kommen.«
Sie neigte den Kopf zur Seite. »Ich wusste nicht, dass es noch einen Punkt gibt.«
»Ich schon«, sagte er.
Er beugte den Kopf und küsste sie, und da war es, das echte Gefühl, kein ausgedachter, ferner Traum. Ihre herrlichen Lippen wurden weich und schmiegten sich an seinen Mund, wie sie sich mit ihrem ganzen schlanken Körper an ihn schmiegte.
Er hatte
Angst
gehabt. Was für ein entsetzliches Gefühl. Er hatte um sie gebangt, und dieses Zimmer roch nach Asche, und die ganze Umgebung war verwüstet. In ihm rangen Aggression und Zärtlichkeit um die Übermacht, und die Zärtlichkeit gewann.
Seine Hände glitten über ihren Körper, er war steinhart und sehnte sich nach ihr. Er wusste, dass sein Verlangen nach ihr niemals nachlassen und niemals versiegen würde. »Du wirst nie wieder in einen magischen Waldbrand geraten«, knurrte er an ihren Lippen. »Hörst du, Pia? Dieser Flug hat mich Jahrtausende meines Lebens gekostet.«
»Tut mir leid«, flüsterte sie. »Das wird nicht wieder vorkommen.«
»Verdammt richtig, das wird es nicht«, brachte er zwischen den Zähnen hervor.
Gaeleval war so gut wie tot, er wusste es nur noch
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