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The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes

The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes

Titel: The Elder Races 05 - Das Versprechen des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Sie drehte sich um und betrachtete Pias Gesicht mit ernstem Blick.
    Obwohl sie recht sicher war, dass Eva ziemlich genau wusste, welche Folgen diese Sache für sie haben könnte, sagte sie: »Du weißt, dass du etwas gesehen hast, das du nicht hättest sehen dürfen. Dein Leben steht auf dem Spiel.«
    »Ist mir klar«, sagte Eva.
    Die Anspannung in ihrem Körper machte es Pia unmöglich, still zu stehen, und so fing sie an, auf und ab zu laufen. »Es ist nicht deine Schuld«, sagte sie, noch immer sanft. »Es ist allein meine Schuld. Ich war unvorsichtig und abgelenkt. Es hätte nie passieren dürfen, und es tut mir so leid, Eva.«
    »Es geht um deine Wyr-Gestalt, richtig?«, flüsterte Eva. »Weshalb du nicht darüber sprichst oder zu erkennen gibst, was du bist.«
    Pia trat ans Fenster und blickte hinaus, während sie mit den Fingerspitzen einen hektischen, ungleichmäßigen Rhythmus an die Scheibe trommelte. Der Fluss im Dunkeln war wunderschön, aber es war auch ein Teil des Leichenbergs zu sehen, und sie konnte nicht verhindern, dass ihr Blick immer wieder dorthin wanderte. So viele unnötige Todesopfer, so viel Leid.
    Während sie nach den richtigen Worten für ihre Antwort suchte, betrachtete sie die Silhouette der verwüsteten Bäume. Eva war schnell und gescheit. Genau in diesem Moment würde etwas in dieser Frau flüstern:
Was ist sie? Was?
Und im Geiste würde sie alle Möglichkeiten durchgehen.
    »Das Problem ist, dass die Leute reden«, murmelte sie. »Man schwört vielleicht, ein Geheimnis zu bewahren, aber seinem besten Freund erzählt man es schließlich doch. ›Ich vertraue dir, dass du es niemandem weitersagst‹, sagt man. ›Oh, das werde ich nicht, versprochen‹, sagte der beste Freund. Und an diesem Punkt sind alle wirklich aufrichtig. Dann erzählt es der beste Freund jemand anderem. Jemandem, dem er vertraut. Jemandem, der sagt: ›Ich verspreche dir, niemandem ein Wort davon zu verraten.‹« Sie lachte, ein abgehacktes, humorloses Geräusch. »Weißt du, ich wäre nicht hier, wenn ich genau das nicht selbst schon einmal gemacht hätte und es nicht nach hinten losgegangen wäre. Jetzt bin ich mit einer der prominentesten Persönlichkeiten der Welt zusammen. Die Greifen wissen, was ich bin, und auch einige Elfen. Ach Scheiße, von den Elfen will ich gar nicht erst anfangen. Ich habe keine Ahnung, wie viele von denen Bescheid wissen.«
    Eine Hand legte sich auf ihren Rücken. »Du machst dir immer noch in dein schickes Hemd, was?«, fragte Eva. Selbst nach allem, was passiert war, klang ihre Stimme freundlich.
    Pia wandte den Kopf. Der Schreck auf dem Gesicht der Frau hatte etwas nachgelassen. »Er bringt dich um, wenn du ein Sterbenswörtchen von dem verrätst, was du gesehen hast. Er bringt dich sogar um, wenn du nur daran denkst, ein Sterbenswörtchen zu verraten.« Wahrscheinlich hätte er Eva längst umgebracht, wenn Pia ihn nicht daran gehindert hätte. Und das nur, weil sie abgelenkt und unvorsichtig gewesen war. »Und ich will nicht dein Leben auf dem Gewissen haben.«
    Eva sah sie mit einem schiefen Lächeln an. »Ich werde nichts verraten, Pia. Und das nicht, weil mir der alte Mann eine Scheißangst eingejagt hat – obwohl das so war. Ich werde nichts verraten, weil es unsere Aufgabe ist, dich zu beschützen. Außerdem stehe ich in deiner Schuld, weil du Johnny das Leben gerettet hast.«
    Gereizt zuckte sie die Schultern und verzog das Gesicht. »Niemand ist mir irgendetwas schuldig.«
    Die andere Frau kicherte. Es klang nachsichtig. Dann wurde Eva wieder ernst. »Dir ist aber schon klar, dass die anderen mitbekommen haben, dass du irgendwas Wichtiges gemacht hast, auch wenn sie nicht genau wissen, was? Und auch wenn Johnny zu beschäftigt gewesen sein dürfte, um richtig mitzubekommen, was passiert ist, wird er sich früher oder später erinnern und sich Fragen stellen.«
    »Er war ohnmächtig, als ich überhaupt irgendwas gemacht habe«, sagte Pia.
    »Er wird sich daran erinnern, dass er verwundet wurde.«
    Mit einem schweren Seufzer richtete sie den Blick wieder auf die Tragödie vor dem Fenster. »Tja, an so etwas erinnern wir uns wohl alle.«
    »Schätze schon.«
    Pia dachte an die Elfen, die Dragos gerade untersuchen wollte. Sie fragte sich, wie schlimm es um sie stand und was Dragos herausfinden konnte. Ob er überhaupt etwas für sie tun konnte. Er war kein Heiler, aber er war der weltweit führende Experte, wenn es um Illusionszauber ging.
    Ihre Augenbrauen hoben sich.

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