The End (Die neue Welt)
Gewehrschüssen durchs Fenster dröhnen. Er schnappte sich die Flinte, die in Griffweite lag, machte einen Satz aus dem Bett und lief an Nelson vorbei.
»Ruf alle zusammen und bleib mit ihnen im großen Schlafzimmer. Ich geh nach draußen und sehe nach, was los ist.«
»Sicher, dass du mich nicht brauchst?«, fragte Nelson, während er hinter Gordon die Treppe hinunter eilte.
»Tut mir leid, dass ich dich ständig im Haus zurücklasse, aber es gibt sonst niemanden, dem ich die Sicherheit meiner Familie anvertrauen würde.«
Auch Holloway war über Nacht mit Frau und Kind bei den Van Zandts geblieben. Nun kam er mit seinem Gewehr aus einem der Schlafzimmer im Erdgeschoss. »Was geht da vor sich?«
»Ich weiß nicht, aber folgen Sie mir«, erwiderte Gordon.
Ihm war nicht entgangen, dass die Schüsse in der Nähe der Häuser von Jimmy und Eric fielen. Nachdem er eine Handvoll Magazine für Flinte und Pistole aufgegriffen hatte, öffnete er die Haustür und schickte sich an, nach draußen zu gehen.
»Niemand betritt das Haus, außer du kannst ihn genau identifizieren, klar?«, rief er laut.
»Sonnenklar, Boss«, bestätigte Nelson.
Bevor Gordon die Tür schließen konnte, hielt ihn Samanthas Stimme zurück. »Was ist passiert? Gordon, wer schießt dort draußen?«
»Ich glaube, Mindy und Dan rücken Jimmy oder Eric auf den Pelz.«
»Hältst du es nicht für ratsam, hierzubleiben?«
»Nelson ist bei euch, und sein Dad auch. Ich muss helfen.«
Samantha drängte sich an ihn, drückte ihn fest und küsste ihn. »Pass auf dich auf, ich liebe dich.«
Die Verletzungen machten ihm immer noch zu schaffen, doch die Medikamente und ein Adrenalinstoß betäubten den Schmerz. Je weiter er sich mit Holloway näherte, desto lauter erklangen die Schüsse. Als sie um die Straßenecke bogen, erkannte er dank des Halbmondes am Himmel vage die Front von Jimmys Haus. Das Garagentor war zur Gänze geöffnet worden, Schattenrisse huschten heraus und hinein. Im Obergeschoss krachte ein Gewehr los, und Schreie folgten. Ohne zu hinterfragen, wer da von Jimmys Grundstück flüchtete, eröffnete er das Feuer. Seiner Auffassung zufolge gehörte zu den Bösen, wer davonlief. Holloway tat es ihm gleich, indem er auf die Schemen auf der Straße vor ihnen anlegte.
Bevor sie sich schließlich zum Haus pirschten, konnte Gordon sehen, dass sie vier Personen niedergestreckt hatten. Immer noch gellte jemand im Obergeschoss.
»Gib mir Deckung, ich gehe rein«, flüsterte er.
»Roger«, versicherte Holloway, kniete sich mit einem Bein hin und ließ den Blick über die Straße schweifen.
Gordon konnte keine fünf Schritte weitergehen, da wurde er beschossen, und gleich darauf spürte er ein Stechen im linken Oberarm, das ihm allzu bekannt vorkam.
»Das darf doch nicht wahr sein«, brüllte er vor Schmerz.
Holloway zielte dorthin, wo auch immer er den Schützen zu sehen meinte, und drückte ab. In den dürftigen Lichtverhältnissen dieser Nacht konnte er nicht erkennen, ob er jemanden getroffen hatte.
»Alles okay?«, fragte der Sergeant.
»Schon, aber ich werde wohl langsam zum Kugelfänger!«
Auf dem weiteren Weg zur offenen Garage betastete er die Wunde und stellte erleichtert fest, dass man ihn nur gestreift hatte. Überall auf dem Bürgersteig lag irgendwelcher Schutt verteilt neben Pappkartons. Als Gordon die Garage betrat, setzte er den Fuß auf jemanden am Boden. Die Person grunzte und richtete sich schwach auf.
»Hilf mir bitte«, wisperte sie.
Gordon zog seine Taschenlampe und leuchtete ihr ins Gesicht. Es war ein Mann – Mindys Mann, Gerald.
»Bitte hilf mir«, flehte er wieder.
Gordon zeigte keine Gnade, sondern richtete seine Flinte auf Geralds Gesicht und betätigte den Abzug.
Als er die Garage mit dem Strahl seiner Taschenlampe abtastete, sah er, dass Mindy und ihre Handlanger Jimmys Sachen durchstöbert hatten. Wie sie hereingekommen sein mochten, hatte keine Bedeutung, aber in jedem Fall waren sie fündig geworden.
Dass Jimmy sein Haus verteidigt hatte, war mit Bezug auf Gerald und einen weiteren leblosen Körper neben der Tür zur Wohnung offensichtlich. Beim raschen Überfliegen der Einrichtung stieß Gordon auch auf den kleinen Pitbull, den sein Freund aufgenommen hatte. Das Tier lag leblos in einer Blutlache.
Das Geschrei von oberhalb riss nicht ab. Es klang nach Simone. Noch länger konnte sich Gordon nicht aufhalten; er musste zu ihr hinauf, so schnell er konnte. Auf einmal knallte die Tür zu, die zum
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