The End (Die neue Welt)
feuern.
»Jimmy, lass uns verdammt noch mal abhauen!«, drängte er, ohne die Ziele aus den Augen zu lassen, die er beschoss.
»Meine Tür klemmt!«, rief Jimmy panisch.
Die Schüsse fielen nun von beiden Seiten der Straße und der Brücke. Gordon selbst gab nur wenige ab, bevor er einen stechenden Schmerz im Oberkörper verspürte.
»Verflucht!«, ächzte er gequält. »Bin getroffen!«
Er fuhr linksherum, da er den Schützen in einem der Häuser dort vermutete, entdeckte aber niemanden, sondern hörte nur weitere Schüsse krachen und dann das Zischen, während ihm die Kugeln um die Ohren sausten.
»Jimmy, beeil dich!«
Sein Begleiter gab es auf, an seiner Tür zu rütteln, rutschte über die Sitzbank und stieg auf der Beifahrerseite aus. Er hatte seine Pistole gezogen und eröffnete nun ebenfalls das Feuer auf die Kerle.
»Wo steckt Jerrod?«, rief er währenddessen.
»Geh hinter dem Wagen in Deckung!«, befahl ihm Gordon, ohne auf seine Frage einzugehen.
Schließlich rutschte der Schlitten von Jimmys Waffe nicht mehr nach vorne. »Scheiße, leer!«
Gordon langte in eine seiner Taschen und hielt Jimmy ein volles Magazin hin, der es rasch nahm, um nachzuladen. Trotz der Verwundung war es Gordon gelungen, mehrere Villistas zu treffen. Sie wurden mittlerweile von nahezu allen Seiten angegriffen. Er wusste nicht, auf wen er zielen sollte, weil sie es mit einer Übermacht zu tun hatten.
»Jimmy, ich halt dir den Rücken frei, lauf!«
Diesmal hörte sein Freund auf ihn und rannte los, in Richtung Norden und hinaus aus dem Kugelhagel.
Gordon sah weitere Männer auf der Brücke; sie bekamen Verstärkung.
Im Zuge der Verwirrung hatte er nicht bemerkt, wo Eric und Jerrod abgeblieben waren. Während er langsam zurückwich, feuerte er weiter. Der Strom warmen Blutes, das an seiner Seite hinablief, machte ihm Angst, zumal der Schmerz intensiver wurde. Er zog ein neues Magazin aus der Tasche seiner Armeehose, doch dann erwischte ihn eine zweite Kugel, und er ließ es fallen. Der Treffer kam einem Hieb mit einem Knüppel gleich. Gordon konnte seinen linken Arm nicht mehr bewegen.
War's das? Beiße ich auf diese Weise ins Gras? Was wird aus meiner Familie?
Verbissen hielt er durch. Er griff zu seiner Pistole, während das Gewehr nun an seiner Brust baumelte. Sorgfältig zielend, streckte er noch ein paar Villistas nieder.
Jerrod und Eric polterten ungefähr zwanzig Meter vor ihm wie das Siebte Kavallerieregiment über die mittlere Fahrbahnbegrenzung. Um mit seinem Gewehr zu feuern, ließ sich Eric aus dem Türfenster hängen, derweil Jerrod das Steuer ruckartig nach links drehte und beschleunigte, gerade, als die nächste Granate von der Brücke heulte und sein Auto traf. Der Kofferraum explodierte, Eric wurde hinausgeschleudert. Der Wagen überschlug sich und landete auf dem Dach.
Gordon sah, dass Jerrod noch drinnen feststeckte. Er lief auf das Fahrzeug zu. Trotz heftigen Beschusses kämpfte er sich vorwärts, um seinen Mitstreiter zu retten. Unterdessen verschoss er die verbliebenen Patronen, klemmte die Pistole in seine Achselhöhle und löste das Magazin. Es fiel klappernd auf den Boden. Als er ein frisches Magazin herausnehmen wollte, streckte ihn ein dritter Treffer endgültig nieder. Die Kugel drang unmittelbar unter seinem Schlüsselbein ein.
Während er auf dem harten Pflaster lag, forderte das Trauma der drei Verletzungen seinen Tribut. Gordons Sichtfeld verschwamm und fing an, sich zu drehen. Als er den Kopf nach links drehte, erblickte er Jerrod. Er war tot, zerquetscht unter dem Gewicht seines Wagens.
Eric konnte er nicht entdecken, da dichter, schwarzer Qualm aus der Karosserie quoll. Die Schüsse drangen nun wie von fern an Gordons Ohren, während seine Gedanken Samantha und ihren zwei Kindern galten. Er sah voraus, dass er sie jetzt verlieren würde, ihr helles Lachen, die liebevoll zärtlichen Umarmungen. So gerne er sich bewegt hätte: Der Blutverlust schwächte ihn zu sehr. Er bemühte sich, wach zu bleiben, mit einer Ahnung dessen, was er stets als die Dunkelheit schlechthin bezeichnet hatte. Nun schienen auch die Geräusche ringsum zu verklingen, bis er nur noch seinen eigenen flachen Atem wahrnahm.
Er hielt gedanklich an seinen Kindern fest. Seine Liebe für sie war so innig, und er sehnte sich danach, im Schoß seiner Familie zu liegen, seine Frau festzuhalten und sie zu küssen. Das Luftholen fiel ihm immer schwerer, Tränen flossen an beiden Wangen hinab. Familienbilder ohne ihn
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