The End (Die neue Welt)
interessierte.
»Dad, ich weiß nicht, wie es hätte anders laufen können. Wenn ich mir vor Augen führe, was geschehen ist, komme ich nur zu dem Schluss, dass wir daheim sein müssen, um unsere Angehörigen zu schützen. Deshalb: Ja, ich gehe mit deiner Entscheidung konform. Mir ist klar, dass wir im Bewusstsein vieler anderer Verräter sind, aber ich bin bewandert genug in Geschichte, um zu wissen, dass zukünftige Generationen mit einem klaren Blick für die Begebenheiten über uns urteilen werden.«
»Danke, mein Sohn, ich weiß deine Unvoreingenommenheit zu schätzen. Der Entschluss fiel mir nicht leicht, aber ich konnte es einfach nicht ertragen, unsere Familien zu Hause ohne Schutz zu wissen. Ich wünschte bloß, wir könnten schneller zurückkehren. Wenn alles glattgeht, fahren wir schätzungsweise in drei Wochen in den Hafen von San Diego ein. Von dort aus können wir uns ein besseres Bild über die Situation im Land machen.«
»Dad, was blüht uns, wenn der Präsident Wind davon bekommt?«
»Billy, darüber musst du dir jetzt keine Gedanken machen. Ich werde die volle Verantwortung übernehmen, sobald man uns für irgendetwas an den Pranger stellt, beziehungsweise – das möchte ich ausdrücklich betonen – falls überhaupt.«
»Warum bezweifelst du das?«
»Weil ich nicht weiß, ob unser Land dies überstehen wird. Ich fürchte, es zerbricht an sich selbst und wird, so es sich wieder aufrafft, nicht mehr so aussehen wie jenes, das wir verlassen haben.«
»Also setzen wir in gewisser Weise nicht alles aufs Spiel, da es letzten Endes vielleicht gar kein Land mehr gibt, gegen das man meutern kann?« Billy nickte. Mit einem Mal offenbarte sich ihm das große Ganze.
»Momentan konzentrieren wir uns darauf, Diego Garcia zu erreichen und diejenigen abzusetzen, die uns nicht folgen wollen. Außerdem müssen wir Proviant aufstocken, ehe wir von dort nach San Diego aufbrechen.«
Barone nippte an seinem Whiskey.
»Dad, was immer du von mir erwartest, lass es mich wissen. Ich stehe hundertprozentig hinter dir.«
Barone griff über den Tisch nach Billys Hand und tätschelte sie. »Danke, mein Sohn.« Danach sprachen sie noch ein wenig über ihre Heimat.
Als Billy gegangen war, genehmigte sich Barone noch einen Drink. Nachdenklich saß er da – umringt von grauen Stahlwänden und Rohren, die im Zickzack entlang der Decke verliefen. Ihm gefiel das Leben im Marinekorps, und ein Raum wie dieser galt ihm mit wenigen Unterbrechungen lange Zeit als Zuhause. Er wusste nicht, wann er je wieder einen Fuß auf ein Schiff setzen würde, wenn sie erst einmal in San Diego angekommen waren. Auf der Heimreise mochten sie alle erdenklichen Überraschungen und Komplikationen erwarten. Das Paradoxe an dieser Situation? Ihm persönlich konnte nichts Schlimmeres passieren, als dass wieder normale Zustände im Land herrschten. In diesem Fall würde man ihn sicherlich festnehmen, vor Gericht ziehen und für lange Zeit hinter Gitter bringen. Er hoffte zwar nicht, die Nation werde am Boden bleiben, hätte aber auch keine Wetten darauf abgeschlossen, dass sie sich erholte. Barone sehnte sich danach, bei seiner Frau in Oceanside zu sein. Ihm graute bei dem Gedanken daran, was ihr und ihrer Tochter Megan zustoßen konnte. Sie waren seit achtundzwanzig Jahren verheiratet, und er wollte sie weder unbeaufsichtigt lassen, noch durfte sie Not leiden. Auch wenn alles sehr kompliziert geworden war, so hatte er dennoch das Gefühl, sein Verhalten sei rechtschaffen. Er nahm sich vor, nicht über die ferne Zukunft zu brüten, denn was auch immer geschehen würde: Es ließ sich nicht verhindern.
Er schenkte sich einen letzten Drink ein, betrachtete das Glas und stürzte den Inhalt mit einem Mal hinunter. Allmählich zeigte der Alkohol Wirkung und er begrüßte die Benommenheit. Viele Verschnaufpausen würde er nicht mehr bekommen, also gereichte ihm der angeheiterte Zustand zur Flucht vor der Realität der Lage, in die er sich selbst gelotst hatte.
San Diego, Kalifornien
Gordons Plan, den Baumarkt aufzusuchen, stellte sich als gute Idee heraus, denn es handelte sich um »ergiebiges Terrain«, wie er es selbst ausdrückte. Er steckte jedes Päckchen Samen ein, Batterien, Taschenlampen, Gartengeräte, Junkfood und Getränke, sowie verschiedene andere Dinge, die sich auf Vorrat anlegen ließen. Nachdem er vorhin gesehen hatte, wie eifrig man in der Einkaufspassage wilderte, war er überrascht, dass noch niemand hier eingebrochen war.
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