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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zu fressen begann, zugegriffen und ihm mit einer kräftigen Drehung seiner Handgelenke das Genick gebrochen hatte.
    Jenseits des Stalls erstreckte sich Dettericks Nordweide, auf der an diesem Tag keine Kühe weiden würden. Sie war nass vom Morgentau, und darin waren ganz klar die Spuren eines Mannes zu sehen, die schräg nach Nordwesten führten.
    Selbst in seiner fast hysterischen Verfassung zögerte Klaus Detterick zuerst, der Spur zu folgen. Es war nicht die Angst vor dem Mann oder den Männern, die seine Töchter entführt hatten, sondern die Besorgnis, dass er den Spuren in der falschen Richtung folgte … dass er in genau die falsche Richtung gehen würde, während vielleicht jede Sekunde zählte.
    Howie löste das Dilemma, indem er einen Fetzen gelben Baumwollstoff von einem Busch gleich hinter dem Rand des Hofes zupfte. Man zeigte Klaus denselben Fetzen, als er auf der Zeugenbank saß, und er begann zu schluchzen, als er ihn als ein Stück von der Pyjamahose seiner Tochter Kathe identifizierte. Zwanzig Schritte jenseits davon hing auf einem Wacholderstrauch ein ausgeblichenes, grünes Stoffstück, das zu Coras Nachthemd passte, das sie getragen hatte, als sie Ma und Pa einen Gutenachtkuss gegeben hatte.
    Die Dettericks, Vater und Sohn, stürmten fast im Laufschritt mit vorgereckten Waffen los wie Soldaten, wenn sie umkämpftes Gebiet unter heftigem Beschuss durchqueren. Wenn mich irgendetwas an den Ereignissen dieses Tages erstaunt, dann die Tatsache, dass der Junge, der verzweifelt hinter seinem Vater herhetzte (und oft kaum Anschluss halten konnte), nicht stürzte und Klaus Detterick aus Versehen eine Kugel in den Rücken jagte.
    Das Farmhaus war ans Telefonnetz angeschlossen – ein weiteres Anzeichen für die Nachbarn, dass die Dettericks wohlhabend waren, wenigstens in bescheidenem Maße in miserablen Zeiten -, und Marjorie rief über die Vermittlung so viele der Nachbarn an, die ebenfalls Telefon hatten, wie sie nur konnte. Sie erzählte von der Katastrophe, die wie ein Blitz aus heiterem Himmel über sie gekommen war. Sie wusste, dass jeder Anruf größere Kreise ziehen würde, als wenn Kiesel in einen stillen Teich geworfen würden. Dann hob sie den Hörer ein letztes Mal ab und sprach die Worte, die fast ein Markenzeichen in den frühen Telefonsystemen waren, jedenfalls im ländlichen Süden: »Hallo, Vermittlung, sind Sie in der Leitung?«
    Die Vermittlung war da, aber einen Augenblick lang war die wackere Dame sprachlos vor Anspannung. Schließlich fand sie die Sprache wieder. »Ja, Ma’am, Mrs. Detterick, sicher bin ich das, o Herr im Himmel, ich bete, dass Ihre kleinen Mädchen wohlauf sind …«
    »Ja, danke«, sagte Marjorie. »Aber sagen Sie dem Herrn, dass er bitte lange genug wartet, damit Sie mich mit dem Büro des Sheriffs in Tefton verbinden können, in Ordnung?«
    Der Sheriff vom County Trapingus war ein alter Knabe mit Säufernase, einem Bauch wie eine Waschtonne und mit weißem Haar, das so dünn war, dass es wie der Flaum eines Pfeifenreinigers aussah. Ich kannte ihn gut; er war oft in Cold Mountain gewesen, um zuzusehen, wie »seine Jungs« ins Jenseits gingen. Zeugen der Hinrichtung saßen auf den gleichen Klappstühlen, auf denen Sie vielleicht auch schon gesessen haben, bei Beerdigungen oder bei Kirchenfeiern oder beim Scheunenbingo (wir mieteten sie damals bei der Mystic-Tie-No.-44-Farm), und jedes Mal, wenn Sheriff Homer Cribus sich auf einen solchen Klappstuhl setzte, wartete ich auf ein Knacken, das ein Zusammenkrachen ankündigte. Ich befürchtete und wartete zugleich darauf, dass der Klappstuhl zusammenbrach, aber es kam nie dazu. Kurze Zeit danach – es kann nicht länger als einen Sommer nach der Entführung der Detterick-Mädchen gewesen sein – erlitt der Sheriff einen Herzanfall in seinem Büro, offenbar, während er ein siebzehnjähriges schwarzes Mädchen namens Daphne Shurdeff vögelte. Es gab viel Gerede darüber, denn er zeigte sich vor der Wahl immer mit seiner Frau und seinen sechs Söhnen – damals war man »Baptist oder weg vom Fenster«, wenn man für ein öffentliches Amt kandidieren wollte. Aber die Leute lieben einen Scheinheiligen, wissen Sie – sie erkennen sich darin wieder und fühlen sich immer gut, wenn jemand mit Hose runter, Pimmel raus erwischt wird und sie es nicht selbst sind.
    Er war nicht nur scheinheilig, sondern auch unfähig und der Typ, der sich beim Streicheln der Katze irgendeiner Lady fotografieren ließ, wenn ein anderer – zum

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