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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schmerz. Er holte schnappend Atem, seine Brust hob sich, bis sich die Träger der Latzhose spannten, und dann stieß er die gewaltigen Mengen Luft in einem neuen Heulen aus. Sehr oft liest man in der Zeitung: »Der Mörder zeigte keine Reue«, aber das war hier nicht der Fall. Es zerriss John Coffey fast, was er angerichtet hatte … aber er würde leben. Die Mädchen nicht. Sie waren ganz und gar zerrissen worden.
    Keiner wusste später zu sagen, wie lange sie dort standen und auf den heulenden Mann starrten, der seinerseits über den Fluss hinweg zu einem Zug auf der anderen Seite schaute, der auf die Brücke zu stampfte, die das Wasser überspannte. Es war, als ob sie eine Stunde lang oder ewig hinschauten und sich der Zug trotzdem nicht weiterbewegte. Er schien wie ein Kind bei einem Wutanfall auf der Stelle zu stampfen, und die Sonne verschwand nicht hinter einer Wolke, und der grauenvolle Anblick wurde nicht vor ihren Augen ausgelöscht. Er war dort vor ihnen, so real wie ein Hundebiss. Der schwarze Mann wiegte sich vor und zurück, und Cora und Kathe schaukelten mit ihm vor und zurück wie Puppen in den Armen eines Riesen. Die Muskeln der blutbefleckten, gewaltigen Arme des Mannes spannten sich, entspannten sich, spannten sich, entspannten sich, spannten sich, entspannten sich.
    Es war Klaus Detterick, der die makabre Idylle zerstörte. Schreiend warf er sich auf das Monster, das seine Töchter vergewaltigt und ermordet hatte. Sam Hollis kannte seinen Job und versuchte sein Bestes, doch er schaffte es nicht. Er war gut einen halben Kopf größer als Klaus und mindestens siebzig Pfund schwerer, aber Klaus schüttelte scheinbar mühelos seine Arme ab, mit denen er ihn umklammert hatte.
    Klaus flog förmlich auf Coffey zu und versetzte ihm noch im Flug einen Tritt an den Kopf. Sein Arbeitsstiefel, bedeckt mit verschütteter Milch, die in der Wärme bereits sauer geworden war, traf Coffeys linke Schläfe, doch Coffey schien überhaupt nichts zu spüren. Er saß nur da, stieß ein klagendes Heulen aus, wiegte sich vor und zurück und schaute über den Fluss. Ich stelle mir vor, dass er fast wie ein Bild aus einem Bibeldruck wirkte, der getreue Anhänger des Kreuzes, der durch einen Kiefernwald zum Gelobten Land schaut … wenn nicht die Leichen in seinen Armen gewesen wären.
    Vier Männer mussten den hysterischen Farmer von John Coffey zurückreißen, und er versetzte Coffey ich weiß nicht wie viele harte Schläge, bis sie es schließlich geschafft hatten, ihn zu bändigen. Coffey war es anscheinend gleichgültig, ob er angegriffen wurde oder nicht; er schaute einfach weiter über den Fluss hinweg und wehklagte. Detterick verlor sämtliche Energie, als er schließlich von Coffey weggezerrt wurde, als ob eine sonderbare, elektrisierende Strömung durch den riesigen, schwarzen Mann hindurchgelaufen wäre (ich neige dazu, in Elektrizitätsmetaphern zu denken; Sie müssen das bitte entschuldigen), und als Dettericks Kontakt mit dieser Energiequelle schließlich unterbrochen wurde, erschlaffte er wie ein Mann, der einen Stromschlag abbekommen hatte. Er kniete breitbeinig am Flussufer, schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. Howie kniete sich neben ihn, und sie umarmten sich, Stirn an Stirn.
    Zwei Männer passten eine Weile auf sie auf, während der Rest einen waffenstarrenden Ring um den sich wiegenden, wehklagenden Schwarzen bildete. Er merkte anscheinend immer noch nicht, dass außer ihm jemand da war. McGee schritt näher zu ihm, trat unsicher von einem Fuß auf den anderen und ging dann in die Hocke.
    »Mister«, sagte er mit ruhiger Stimme, und Coffey verstummte sofort. McGee schaute in Augen, die vom Weinen blutunterlaufen waren. Und immer noch liefen Tränen aus ihnen, als ob jemand in ihrem Innern einen Wasserhahn aufgelassen hätte. Diese Augen weinten und blickten dennoch irgendwie teilnahmslos … distanziert und gelassen. Ich fand bei Coffeys Einlieferung, es waren die sonderbarsten Augen, die ich jemals gesehen hatte, und McGee hatte damals vor mir dasselbe empfunden. »Wie die Augen eines Tiers, das noch nie einen Menschen gesehen hat«, sagte er einem Reporter kurz vor dem Prozess.
    »Mister, hörst du mich?«, fragte McGee.
    Langsam nickte Coffey. Immer noch hielt er seine entsetzlichen Puppen auf den Armen. Bei beiden war das Kinn auf die Brust gesunken, sodass ihre Gesichter nicht zu sehen waren, eine der wenigen Barmherzigkeiten, die Gott an diesem Tag gewährte.
    »Hast du einen Namen?«,

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