The Haunted
zurück zu sein, dann brauste sie davon. Ich zwang mich, in den Laden zu gehen, obwohl ich meine Entscheidung schon jetzt bereute. Einmal die Woche Bürosachen zu erledigen, war das eine – das war wie ein Vorübung für meinen eigenen Laden gewesen –, aber den lieben langen Tag Kindern mit klebrigen Fingern schmelzende Eiscreme in die Hand zu drücken, war etwas ganz anderes.
Die Glöckchen über der Tür verkündeten meine Ankunft und Onkel Bob kam von hinten herbeigeeilt. Sein graues Haar stand ihm vom Kopf ab. Er sah aus, als hätte er sich die Haare gerauft, und sein Kragen war verschwitzt.
»Abbey, ich bin wirklich froh, dich zu sehen!«
Ich bemerkte, dass mehrere Kunden ungeduldig vor der Theke herumstanden, während eine Brünette mit dem Rücken zu uns eifrig Eiskugeln auf Waffeltüten verteilte.
Onkel Bob winkte mich zu sich und wir gingen zu einem kleinen Vorratsschrank. »Einer meiner Tiefkühler ist kaputt, ich muss in die Stadt, um einen Ersatz zu organisieren.« Er angelte eine große Schachtel aus einem Regal. »Hier sind ein paar Shirts, die gehören zur Uniform, du kannst dir eines in deiner Größe raussuchen und dich in der Toilette umziehen.«
Er fischte ein paar Shirts heraus. »Dies hier ist XL, noch ein XL, schon wieder XL – zum Teufel noch mal, sind die denn alle so groß?« Er wühlte in der Schachtel herum und untersuchte die Etiketten. »Ich dachte, hier wären mehrere Größen.« Entschuldigend sah er mich an.
»Mach dir keine Sorgen, Onkel Bob«, meinte ich. »XL wird schon passen.«
Er lächelte mich an und reichte mir ein Shirt, die Schachtel ließ er auf dem Boden stehen, dann schob er mich aus dem Verkaufsbereich. »Wenn du dich umgezogen hast, zeige ich dir alles an der Theke.«
Das Shirt war ein hoffnungsloser Fall: Es reichte mir bis zu den Knien und die Ärmel hingen mir über die Handgelenke. Ich versuchte, es in meine Shorts zu stopfen, aber dann entstanden lauter Beulen an den unmöglichsten Stellen.
Schließlich stopfte ich es vorne in die Hose und machte hinten einen Knoten. Mehr konnte ich jetzt nicht tun.
Sobald ich aus der Toilette trat, schob mich Onkel Bob an die Theke. Er zeigte auf die Behälter mit den verschiedenen Eissorten, die in einer Kühlvitrine nebeneinander aufgereiht waren. »Da ist das Eis«, meinte er, »und die Portionierer heben wir in einem Eimer mit Wasser auf, dort drüben.« Er deutete hinter sich. »An der Theke gibt es alle möglichen Extras: Erdnüsse, Schokostreusel, M & Ms, Schokolinsen, Kokosraspeln, Gummibärchen … Heiße Soßen heben wir in Wärmebehältern auf.«
Er öffnete den Deckel eines kleinen silbernen Topfes und ich sah einen langstieligen Schöpflöffel in irgendeinem braunen klebrigen Zeug herumtanzen.
»Karamell«, erklärte Onkel Bob. Ich nickte und er beugte sich nach unten und öffnete einen kleinen Kühlschrank unter der Theke, auf der die silbernen Wärmebehälter standen. »Dort unten werden die kühlen Extras aufbewahrt: Schlagsahne, Marshmallows, Erdbeeren, Ananas und so weiter.«
In dem Augenblick wandte sich die Brünette zu uns um und mich verließ der Mut.
Es war Aubra Stanton, eine Cheerleaderin aus der Schule.
Ich erinnerte mich sofort an den ersten Schultag in der letzten Klasse, als Rektor Meeker eine Versammlung einberufen und allen Schülern mitgeteilt hatte, dass Kristen gestorben war. Danach waren Aubra und zwei weitere Cheerleaderinnen aufgestanden. Sie hatten sich aufgeführt, als wären sie Kristens beste Freundinnen gewesen, und hatten gesagt, wie sehr sie sie vermissten.
Dabei hatten sie nicht mal ihren Nachnamen auf die Reihe bekommen.
Ein gequältes Seufzen entschlüpfte mir, bevor ich es zurückhalten konnte, aber Onkel Bob hatte es wohl nicht gehört. Mit einem strahlenden Lächeln wandte er sich an Aubra. »Aubra, das hier ist meine Nichte Abbey. Sie wird uns zur Seite stehen. Abbey, Aubra wird dir die Kniffe zeigen. Sie kann sich auch um die Kasse kümmern, während du die Kunden bedienst.«
Plötzlich ertönte ein lautes Summen aus dem Raum, in dem die Tiefkühltruhen standen. Onkel Bob warf einen besorgten Blick dorthin.
»Das ist der Kühler, der gerade seinen Geist aufgibt. Ich muss nachsehen, ob ich noch irgendetwas retten kann. Könnt ihr zwei hier die Stellung halten?«
Nein, Onkel Bob, lass mich mit der da nicht allein! »Na klar«, sagte ich stattdessen.
»Absolut«, sagte Aubra.
Onkel Bob warf uns ein erleichtertes Lächeln zu, dann verschwand er nach
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