The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf
Ich trat Wasser und tastete blind nach Priest.
Etwas umfasste meine Taille.
Priests Kopf erschien wieder an der Oberfläche. Er würgte und spuckte Wasser. Sein Gesicht war blau angelaufen.
Es gelang mir, ihn zu mir zu ziehen, ohne selbst unterzugehen. » Priest, kannst du mich hören? «
Er nickte nur.
Eine kalte Hand berührte mein Bein und sprödes Haar streifte meine Wange.
» Ich kann dich hören « , flüsterte Millicent.
Ich stach mit der Stange hinter mich und sie schnitt durch das Wasser. Woher sollte ich wissen, ob ich sie erwischt hatte? Würde ich einen Widerstand spüren?
Millicent schlang sich meine Haare um den Arm und zerrte so kräftig daran, dass mir die Stange aus der Hand glitt. Ich versuchte noch, sie zu packen, da wurde mein Kopf gewaltsam herumgerissen. Priest schrie etwas, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Zu laut waren Millicents Keuchen und das Rauschen des Blutes in meinen Ohren.
Brackige Brühe drang in meinen Mund, als der Vorhang aus Wasser sich über mir schloss. Die Welt wogte mit den Wellenbewegungen des Wassers hin und her, die Umrisse verzerrten sich und lösten sich auf.
Bis ich keine Luft mehr hatte.
Mit aller Macht kämpfte ich dagegen an, meinem innersten Instinkt zu folgen und Atem zu holen. Doch vergeblich. Meine Lunge füllte sich mit Wasser und der Druck traf mich wie ein Fausthieb. Millicent presste einen Arm um meinen Hals, und ich versuchte, sie abzuschütteln.
Über mir schallten Stimmen.
Meine Gedanken stolperten übereinander und mir wurde schwarz vor Augen …
Ohne Vorwarnung lockerte sich der eiserne Griff.
Ich schoss hinauf an die Wasseroberfläche, immer dem Licht entgegen, bis ich sie durchbrach.
Dann krümmte ich mich zusammen und das Wasser bahnte sich in einem heftigen Schwall seinen Weg hinaus aus meiner Lunge. Verzweifelt rang ich nach Atem.
» Kennedy? « Priest hielt mich am Kragen meines T-Shirts fest, damit ich nicht wieder unterging. Er schob mich hinter sich, und ich klammerte mich an die Steine, wobei meine Hände immer wieder von den algenüberzogenen Wänden abglitten.
Ich hustete und schnappte gierig nach Luft.
Eine Hand tauchte aus dem Wasser auf und lange Nägel kratzten über den Stein.
Priest hob den Arm über den Kopf. In seiner Hand glänzte etwas Dünnes, Spitzes. Dann stieß er zu, geradewegs in den Hals des Geistes.
Millicent heulte gequält auf, ehe sie in tausend Stücke zerbarst und wie schmutzige Gischt auf uns herabregnete.
Priest band uns aneinander, indem er das Seil um meine Taille schlang und es festzurrte. » Alles in Ordnung mit dir? «
» Ich glaube schon. « Mein Hals brannte, jedes Wort zerrte an meinen Stimmbändern. » Wie hast du sie überwältigt? «
» Ich hatte noch einen der Bolzen einstecken, die ich für Lukas’ Armbrust gemacht habe. Ich musste zweimal zustoßen, um sie zu erledigen. « Seine Stimme schwoll vor Stolz an. » Ich glaub’s ja nicht, dass du wirklich hier runtergekommen bist, um mich zu holen. Das war echt voll legionsmäßig. «
» Du hast mir das Leben gerettet. « Ich konnte noch immer das Wasser in der Lunge spüren, den Druck und Millicents Arm um meinen Hals.
Er lächelte. » Vergiss nicht, ich bin der Hohepriester. «
» Ich ziehe euch jetzt rauf. « Lukas’ Stimme klang brüchig – oder war es die von Jared? Über den Hall des schwappenden Wassers und unser angestrengtes, stoßweises Keuchen hinweg konnte man das nicht heraushören.
» Erst mal nur Kennedy « , rief Priest. » Ich muss nach der Scheibe suchen. «
Beim Gedanken daran, auch nur eine Sekunde länger in dem Brunnen zu verharren, geriet mein Magen in Aufruhr. Aber wir hatten unser Leben riskiert, um die Scheibe zu finden, und ich würde Priest hier unten nicht alleinlassen.
» Ich bleibe. «
» Ihr kommt beide hoch « , brüllte einer von ihnen.
» Gib uns eine Minute. « Priest fuhr mit den Händen über die glitschigen Wände. » Sieh in den Ritzen nach. «
Wir tasteten rundum die Wände des Brunnens ab, bis meine Beine schon ganz taub vor Kälte waren. Priest tauchte sogar ein paarmal zum Grund hinab, kam jedoch mit leeren Händen zurück.
» Vielleicht ist die Scheibe auch irgendwo oben in der Nähe des Brunnens « , meinte ich.
» Wir sollten jetzt jedenfalls wirklich zusehen, dass wir hier rauskommen. Deine Lippen sind ganz blau. « Priest knotete das Seil erneut um uns, sodass wir etwa zwei Meter auseinander waren, und gab Lukas ein Zeichen. » Okay, es kann losgehen. «
Ich sah zu,
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