The Lost
Moschus und Leder, Tim eine leichte Sommerbrise. Die hemmungslose, knisternde Erotik, die sie bei Ray verspürte, fehlte zwar, aber von Tim bekam sie, was sie wollte: Wärme und Zärtlichkeit. Er behandelte sie sehr behutsam, strich ihr so zart über den Hintern, über den Bauch und die Brüste, als würde er ein Kätzchen streicheln und keine Frau. Sie spürte, wie sein Schwanz gegen ihren Schenkel drückte, aber er steckte ihn nicht rein, das musste sie für ihn erledigen, und als sie es tat, gab er ein leises kehliges Stöhnen von sich, und sie hätte fast gelacht, denn normalerweise stöhnte sie so auf, wenn Ray in sie eindrang; es war beinahe, als würde sie in einen Spiegel blicken.
Seine Stöße waren tief und sanft und langsam. Es dauerte nicht lange, aber als er kam, war sein Körper schweißgebadet. Er keuchte und schrie leise auf, es klang fast wie ein Wimmern. Ihr eigener Orgasmus war noch meilenweit entfernt, aber das war egal. Denn hinterher rollte er sich auf die Seite, legte seine blassen dünnen Arme um sie und hielt sie im Halbdunkel seines Zimmers liebevoll fest.
Und nun wollte er sie doch fragen, warum er und warum ausgerechnet jetzt, doch er wusste, dass er damit alles verderben würde. Falls es einen Grund dafür gab, dass sie heute hier bei ihm lag und es gestern noch nicht getan hatte – und wahrscheinlich gab es einen Grund, und wahrscheinlich hatte er mit Ray und der Party zu tun –, dann wollte er es eigentlich gar nicht wissen. Er hielt die frühere Jennifer in den Armen – nicht Rays Jennifer oder die betrunkene, bekiffte Jennifer, sondern jene Jennifer, in die er sich in der neunten Klasse verliebt hatte.
Zum ersten Mal seit Monaten, vielleicht seit Jahren war er glücklich.
Er wusste, dass er zu schnell gekommen war und dass sie wahrscheinlich keinen Höhepunkt gehabt hatte. Er fragte sich, wie sie darüber dachte, ob sie enttäuscht von ihm war. Doch allzu lange grübelte er nicht nach. Falls sie enttäuscht war, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie schien genauso zufrieden wie er, während sie hier neben ihm lag.
Er spürte den trocknenden Schweiß auf seiner Haut, spürte ihren weichen Körper in seinen Armen, die straffe Haut ihres Rückens. Er merkte, wie der Duft ihres Haars sich mit dem Geruch des Kissens und des – Gott sei Dank – sauberen Lakens vermischte. Durchs offene Fenster hörte er Vogelgezwitscher. Und er spürte ihren warmen Atem auf der Brust.
»Das war schön, Timmy«, sagte sie.
Darauf musste er nicht antworten. Er hielt sie in den Armen, und irgendwie wusste er, dass es das war, was sie wollte.
Am liebsten wäre er den Rest des Tages so liegen geblieben, nein, besser noch den Rest seines Lebens, aber nach einer Weile rutschte sie ein Stück von ihm fort, kehrte ihm den Rücken zu und griff nach seinen Zigaretten auf dem Nachttisch. Die sprichwörtliche Zigarette danach. Sie zündete sich eine an, nahm einen Zug und schmiegte sich mit dem Hintern an seinen Schwanz, kuschelte sich in der Löffelchenstellung an ihn. Nach einer Weile reichte sie ihm die Zigarette. Er nahm einen Zug und gab sie ihr zurück, und so blieben sie liegen, bis die Zigarette aufgeraucht war und Jennifer sie im Aschenbecher ausdrückte.
»Ich hab Durst«, sagte sie. »Hast du was zu trinken da? Eine Pepsi oder so?«
»Klar. Bleib liegen. Ich hol dir eine.«
Er schlüpfte in seine Jeans und ging nach unten. Die Treppe, die Küche, alles sah irgendwie verändert aus. Es war, als hätte Jennifer irgendetwas mit ins Haus gebracht, das vorher nicht da gewesen oder das ihm bisher nicht aufgefallen war. Als hätte sie das Haus von einer dicken Dreckschicht befreit. Das gleißende Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel, machte ihn ganz benommen.
Er öffnete zwei kalte Pepsis und brachte sie nach oben. Er hoffte, dass sie sich noch nicht angezogen hatte und noch im Bett lag. Und so war es auch. Sie hatte sich eine weitere Marlboro angesteckt. Die Decke lag zerwühlt unter ihren Füßen.
Sie lächelte ihn erneut an, diesmal ein wenig verlegen, wie er fand. Er wollte nicht, dass sie verlegen war. Tim erwiderte ihr Lächeln, war sich aber nicht sicher, wie das auf sie wirkte. Er setzte sich zu ihr aufs Bett und reichte ihr die Flasche. Als sie danach griff, sah er, wie ihre Brustwarzen sich aufrichteten. Er hatte keine Ahnung, ob es am kalten Glas in ihrer Hand lag oder an der Brise, die durch das Fenster hereinwehte, oder womöglich an ihm.
Schweigend trank jeder seine Pepsi. Keiner
Weitere Kostenlose Bücher