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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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wusste so recht, was er sagen sollte. Und ihm wurde klar, dass das, was sie verband, vor allem Ray war, und über den wollte er im Moment ganz bestimmt nicht reden und sie vermutlich auch nicht. Als ihre Flasche halb leer war, zog sie die Decke hoch und klemmte sie sich unter die Achseln. Ihr Blick hatte sich etwas getrübt.
    »Ist irgendwas?«
    Einen Moment lang schien sie zu überlegen, als wäre sie sich nicht sicher, was sie antworten sollte.
    »Nein. Du kennst mich doch. Ich bin ziemlich launisch.« Sie lachte. »Ich kann einem echt auf die Nerven gehen, stimmt’s?«
    »Find ich nicht.«
    »Nein?«
    »Nein.«
    Sie waren kurz davor, nun doch über Ray zu reden, selbst wenn es ihnen nicht gefiel. Ray war derjenige, der kürzlich gesagt hatte, Jennifer könne einem manchmal ganz schön auf die Eier gehen. Der Augenblick verstrich, und Tim nahm einen Schluck von seiner Pepsi.
    »Glaubst du, wir … äh … ich meine, glaubst du, wir könnten das hier irgendwann wiederholen?«
    Diese Frage musste er ihr stellen. Er konnte es sich nicht verkneifen.
    »Weiß nicht. Mal sehen. Ich musste einfach herkommen, verstehst du? Ich brauchte … irgendetwas. Ach, keine Ahnung.«
    »Schon in Ordnung. Es war jedenfalls schön, Jennifer. Sehr schön.«
    »Mhm.« Sie nickte. Ein Luftzug von draußen wehte ihr die Haare in die Stirn. Und sie strich sie zurück.
    »Du hast nicht zufällig was zu kiffen da, oder, Tim?«
    Eigentlich hatte er im Moment genauso wenig Lust, mit ihr einen Joint zu rauchen wie über Ray zu reden, aber sie anlügen wollte er auch nicht. Dann fiel ihm etwas ein, und er hätte fast laut aufgelacht. Doch die Vorstellung reizte ihn, denn die Sache war ein bisschen gefährlich, und irgendwie fand er, dass jetzt die perfekte Gelegenheit dafür war.
    »Warte, bin gleich zurück.«
    Er stellte die Pepsi auf den Boden, trat zur Kommode, zog die Schublade heraus und kramte hinter den Socken das in Folie gewickelte Haschisch und eine kleine Holzpfeife hervor, in die ein Sieb eingelassen war. Das Sieb war mal goldfarben gewesen, aber inzwischen war es fast schwarz.
    Lächelnd reichte er ihr alles.
    »Versuch mal das hier.«
    Sie öffnete das Päckchen.
    »Oh, Haschisch. Cool. Wo hast du das her?«
    »Von Ray.«
    Sie nickte. »Normalerweise kaufst du dir ja nichts.«
    »Hab ich auch nicht.«
    »Wie, Ray hat es dir geschenkt ?«
    Ray war extrem knauserig mit seinem Hasch. Das wusste jeder. Ab und zu rückte er zwar was heraus, aber nur, wenn er selbst mitrauchte. Aber verschenken würde er das Zeug nie. Niemals.
    »Ich transportiere das Zeug für ihn. Ich hole es beim Postamt ab, wiege es zu Hause nach, und danach schneide ich mir ein bisschen was ab. Seit einem Jahr mache ich das so. Ist Ray nie aufgefallen.«
    »Mensch, Timmy.« Sie sah ihn mit großen, staunenden Augen an, aber gleichzeitig lächelte sie. »Du hast mehr Mut als Verstand, weißt du das? Ray Haschisch zu klauen. Wenn er das spitzkriegt, rastet er aus.«
    Er lachte. »Ich weiß. Lass uns was rauchen.«
    Sie lachte ebenfalls, stopfte die Pfeife, und er zündete sie an. Er war in bester Laune. Es war ein gutes Gefühl, ein Geheimnis mit jemandem zu teilen, und es freute ihn ganz besonders, dass es Jennifer war.
    Der einzige Wermutstropfen dabei war der Umstand, dass sie wieder über Ray sprachen, obwohl sie es überhaupt nicht vorgehabt hatten. Irgendwie kam er einem immer in die Quere.
    Vor dem Kerl gab es kein Entrinnen.

21
Schilling
    Normalerweise rief er nur am Wochenende an, denn da war es billiger. Aber so lange wollte er nicht warten. Er musste einfach ihre Stimmen hören, wenn auch nur für ein paar Minuten. Es war sieben Uhr, kurz nach dem Abendessen, darum waren vermutlich alle zu Hause. Lila ging ran.
    Er hörte an ihrer Stimme, dass etwas nicht stimmte. Sie versuchte ein unverbindliches Gespräch zu beginnen, erzählte ihm von der Hochzeit der Tochter ihrer Freundin Suzi, aber sie konnte ihm nichts vormachen. Darin war sie nie besonders gut gewesen. Es war eine der Sachen, die er sehr viel besser konnte als sie; die andere war, im Stehen zu pinkeln, das war aber auch schon alles. Es war zwecklos, so zu tun, als würde er nichts merken, deshalb fragte er sie.
    »Es geht um Will. Er wurde aus dem Sommerkurs geworfen, Charlie. Einer der Lehrer hat ihn auf dem Klo mit einem Joint erwischt. Ein zweiter steckte in seiner Tasche. Sie haben mich dann auf der Arbeit angerufen. Ich musste mir den Mund fusselig reden, damit sie ihn nicht der Polizei

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