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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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verblasste Poster über der Kasse, das Bogart als Sam Spade zeigte. Links und rechts von Bogie hingen Bilder von Gehrig und Mantle. Hinter Schilling über dem Zigarettenautomaten brummte wieder mal das Miller-Neonschild. Er fand, Teddy sollte das verdammte Ding entweder reparieren oder auf den Müll werfen. Das Brummen ging ihm auf die Nerven. Aber Teddy hatte eine Vorliebe für Miller, denn davon verkaufte er am meisten. Heutzutage schien es jeder zu trinken, außer ihm selbst und Ed. Die Brauerei bezeichnete es als Champagner unter den Flaschenbieren, aber für ihn schmeckte das Zeug wie Katzenpisse. Ja, wie dünne Katzenpisse.
    Er würde nie nach einer Katze treten. Ihm war eher danach, ein defektes Neonschild einzuschlagen. Doch das konnte er Teddy nicht antun. Der Mann war auf die Katzenpisse angewiesen und bekam Geld dafür, dass das Schild bei ihm hing.
    »Wir haben uns bei dem Fall den Arsch abgearbeitet, Charlie. Das weißt du.«
    »Ja, ich weiß. Und? Alles für die Katz.«
    »Wohl wahr.«
    »Und meinen Partner hat mich der Fall auch gekostet.«
    »Damit liegst du völlig falsch, Alter.«
    Charlie sah ihn an. Ed war der anständigste und ehrlichste Mensch, der ihm je begegnet war; soweit er wusste, hatte er ihm niemals etwas vorgemacht. Na ja, einmal vielleicht doch – bei der Sache mit Sally Richmond. Aber da hatte Ed sich vor allem selbst etwas vorgemacht.
    »Willst du mir etwa weismachen, das wäre nicht der Grund dafür, dass du den Dienst quittiert hast? Komm schon, Ed, das ist doch Blödsinn.«
    »Ich habe aufgehört, weil ich den Job satthatte. Nicht wegen Elise Hanlon, Lisa Steiner oder Ray Pye.«
    Das war der Kerl, den sie für den Täter hielten. Nur hatten sie es ihm nicht nachweisen können.
    »Darüber haben wir doch schon hundertmal gesprochen, Charlie. Meinetwegen erkläre ich es dir nochmal. Ich behaupte ja nicht, diese Geschichte hätte bei meinem Entschluss keine Rolle gespielt. Klar hat sie das. Aber ich habe die Uniform zehn Jahre vor dir angelegt. Außerdem bin ich sechs Jahre älter als du, Alter. Als ich in den Polizeidienst eingetreten bin, hat in dieser Stadt niemand seine Haustür abgeschlossen. Man ließ sie offen stehen, selbst wenn man nicht zu Hause war, weil die Nachbarn ja irgendwas brauchen könnten, eine Zange oder ein Glas Milch oder irgendwas anderes, und die Leute durften einfach ins Haus reinspazieren und sich nehmen, was sie brauchten. Man hatte keine Angst, dass jemand was klauen könnte. Verdammt, wir sind hier im Lake District, und die Hälfte der Häuser steht im Winter leer. Trotzdem hatte keiner Angst, dass man bei ihm einbrechen würde, höchstens, dass die Rohrleitungen vereisen. Zwischen fünfzig und neunundfünfzig hatten wir ein einziges Tötungsdelikt. Und das waren Willie Becker und seine Frau, beide voll wie die Haubitzen. Sie haben sich durch ihr Wohnzimmer geprügelt, bis er sie mit einem Aufwärtshaken niedergestreckt hat, den er sich vermutlich nicht mal selbst zugetraut hätte.
    Vor zehn, fünfzehn Jahren bestand der Job eines Cops in Sparta darin, den Menschen zu helfen, und nicht irgendwelchen Gewalttätern oder anderem Abschaum nachzujagen. Man sorgte dafür, dass die Kinder morgens sicher zur Schule kamen und dort auch blieben, und dass die Betrunkenen nachts zu ihren Ehefrauen zurückfanden. Nach Verkehrsunfällen – meist Blechschäden – hat man aufgeräumt, und während des Kiwanis-Karnevals oder bei schlechtem Wetter hat man sich auf die Straße gestellt und den Verkehr geregelt. Wir haben mit der freiwilligen Feuerwehr und dem Sanitätsdienst zusammengearbeitet. Klar, manchmal gab es eine Schlägerei, einen Ladendiebstahl oder Fälle von Vandalismus. Aber Charlie, wir haben Katzen aus Dachrinnen befreit. Verstehst du, was ich meine? Ich habe nicht aus denselben Gründen wie die jungen Männer heute bei der Polizei angefangen, nämlich um Verbrecher zu jagen. Ich habe dort angefangen, weil es eine feine Sache war und mir die Möglichkeit bot, etwas Gutes zu tun.
    Und dann hat die Welt sich weitergedreht und immer mehr verändert. Jetzt geht’s nur noch bergab – seit Kennedys Tod oder davor schon, keine Ahnung.«
    Ed bestellte noch ein Bier, und Teddy zapfte es ihm. Er hörte ihnen beiläufig zu. Er war nicht neugierig. Nein, Teddy wollte nur wissen, was seine Gäste beschäftigte. Er war nicht besonders klug, aber man konnte stets auf seine Anteilnahme und Diskretion zählen.
    »Diese Art von Polizist wollte ich nie sein, Charlie. Ich

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