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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Hills, von den Seen durch die Hügel hinunter ins Flachland, und als er die Route 10 erreichte, drosselte er das Tempo. Mit drei Whiskey im Blut konnte er zwar noch problemlos Auto fahren, aber falls er ins Röhrchen pusten müsste, läge er schon mit zwei Drinks über dem Grenzwert. Selbst als Cop ließ man sich hier unten besser nicht anhalten. Nicht in Short Hills. Das Städtchen war inzwischen wohlhabender als ganz New Jersey, egal, was die Leute anderswo dachten, und die örtliche Polizei arbeitete streng nach Vorschrift; Schilling hielt den Polizeichef von Short Hills für einen jähzornigen alten Sack. Außerdem wurde es langsam dunkel, und er war ein wenig nachtblind.
    Das Haus an der 245 Old Short Hills Road sah genauso aus wie bei seinem letzten Besuch vor etwa einem Jahr, nur dass der große schwarze Lincoln nicht mehr davorstand. Den hatte der Ehemann, ein Anwalt, behalten, und viel mehr war ihm dem Vernehmen nach auch nicht geblieben. Barbara Hanlon hatte die schmucke weiße Villa und das anderthalb Hektar große Grundstück bekommen und dazu vermutlich genug Geld, um Elises Krankenhauskosten zu decken und weiterhin ihren Lebensstandard zu halten. Anstelle des Lincolns stand nun ein dunkelblauer Ferrari vor dem Haus, der in der langen breiten Zufahrt seltsam klein und verloren wirkte.
    Barbara Hanlon hatte ihm einmal erzählt, sie wäre glücklich verheiratet, und er hatte ihr geglaubt. Er nahm an, dass vor vier Jahren auch die Liebe zwischen den Eheleuten eine tiefe Wunde davongetragen hatte, ohne dass sie es damals bemerkt hatten. Elise hatte die Ehe ihrer Eltern um ein knappes Jahr überlebt.
    Der Anwalt hatte wieder geheiratet. Seine Ex nicht.
    Er parkte hinter dem Ferrari, stieg aus und ging den gewundenen Weg zu den Stufen hinauf, vorbei am gepflegten Rasen und den akkurat gestutzten Sträuchern. Jetzt, wo er tatsächlich vor dem Haus stand, fragte er sich, was er eigentlich hier wollte und was zum Henker er der Frau sagen sollte. Er hatte sich nichts zurechtgelegt. Während der Fahrt hatte in seinem Kopf nichts als Leere geherrscht; er hatte sich nur auf die Straße und aufs Fahren konzentriert. Wahrscheinlich wehrte er sich gegen irgendetwas. Er wusste aber nicht so recht, gegen was. Im Moment fühlte er sich jedenfalls wie ein Frosch auf einer vierspurigen Schnellstraße. Irgendetwas würde ihn gleich überrollen. Wahrscheinlich hätte er Eds Rat befolgen und die Frau einfach anrufen sollen.
    Gegen den Whiskey-Atem schob er sich seinen letzten Pfefferminzbonbon in den Mund, dann stieg er die Stufen hinauf und läutete.
    Es dauerte eine Weile, bis sie zur Tür kam. Fast hätte er ein zweites Mal geklingelt. Denn er dachte schon, es wäre vielleicht niemand zu Hause. Doch im Wohnzimmer brannte Licht, und der Ferrari stand vor dem Haus.
    Den Pfefferminzbonbon hätte er sich sparen können. Die Frau, die die Tür öffnete, hätte er fast nicht wiedererkannt. Die Barbara Hanlon, die er kannte, war selbst während der schrecklichen ersten Tage und Nächte im Krankenhaus eine stolze, starke und beinahe schöne Frau gewesen; wäre da nicht das vorstehende Kinn gewesen, das nicht ganz zu ihren Patrizierzügen passen wollte. Als die Ermittlungen damals ins Stocken geraten und schließlich eingestellt worden waren, war sie immer wieder zu ihnen gekommen und hatte versucht, sie zum Weitermachen zu bewegen; ihre Augen hatten geblitzt vor Zorn, einem Zorn, der nur von ihrer Würde und ihrer Willenskraft im Zaum gehalten wurde. Man sah ihr an, dass sie nur in den besten Geschäften einkaufte. Ihr Äußeres war gepflegt bis in die Haarspitzen. Schilling hatte sie als mutige, willensstarke Dame kennengelernt und sie dafür bewundert.
    Von Willensstärke konnte nun keine Rede mehr sein.
    Diese Barbara Hanlon sah grauenvoll aus.
    Seit ihrer letzten Begegnung hatte sie bestimmt zehn Kilo zugelegt. Daran bestand für Schilling kein Zweifel, denn unter dem dünnen Satin-Morgenrock war alles deutlich zu sehen. Das Kleidungsstück verhüllte kaum die großen, herabhängenden Brüste und die Speckrollen am Bauch. Ihr Gesicht war aufgedunsen, das Make-up verschmiert. Die langen braunen Haare waren strähnig und mussten dringend mal gebürstet werden. Ihre Augen waren blutunterlaufen, und er war sich sicher, dass das nicht vom Weinen kam.
    Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, stützte sie sich zu beiden Seiten des Türrahmens ab. Sie war so betrunken, wie Schilling es selbst in seiner schlimmsten Zeit kaum je gewesen

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