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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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wollte mir vor vier Jahren auch nicht Lisa Steiners zu Klump geschossenen Leichnam ansehen, und danach wollte ich mir so etwas nie wieder antun. Nie wieder. Ich weiß, dass du seitdem einige Leichen gesehen hast. Aber für mich ist das nichts. Und ich glaube, für dich auch nicht, wenn du meine ehrliche Meinung hören willst. Doch es ist deine Sache, Kumpel, ganz allein deine. Teddy hat heute ein leckeres Corned-Beef-Sandwich mit Kartoffelsalat für zweifünfundzwanzig im Angebot. Ist richtig gut. Kann ich nur wärmstens empfehlen.«
    Neben dem Gehrig-Bild hing eine Wanduhr mit einer Plakette darunter, auf der IRISH TIME stand; die richtige Uhrzeit wurde einem nirgendwo in der Bar verraten. Schilling starrte auf die Uhr, ohne sie richtig wahrzunehmen. Teddy stammte aus Polen, hatte den Laden einem Iren abgekauft und sich nie die Mühe gemacht, die Uhr auszutauschen oder überhaupt die Einrichtung zu verändern. Er fragte sich, ob Teddy wusste, wie spät es gerade in seinem Heimatland war.
    »Ich werde mit ihrer Mutter reden müssen.«
    »Nein, musst du nicht. Warum solltest du?«
    »Du weißt, warum.«
    »Die Sache ist vier Jahre her, Charlie. Die Mutter hat vor … was, vor zweieinhalb Jahren aufgehört anzurufen. Lass es bleiben.«
    »Es ist das mindeste, was ich tun kann.«
    »Du hast schon alles Menschenmögliche getan, Herrgott nochmal.«
    »Du kapierst es nicht.«
    »Okay, ich bin anscheinend ein bisschen schwer von Begriff. Erklär’s mir.«
    »Ich bin völlig abgestumpft, Ed. Die meisten Fälle gehen mir inzwischen am Arsch vorbei. Anfangs wollte ich diesen Pye noch unbedingt hinter Gitter bringen. Doch nach einer Weile sagte ich mir, dem Kerl würde früher oder später schon ein Fehler unterlaufen, ich müsste nur abwarten. Und schließlich glaubte ich, dass wir ihm nie irgendein Verbrechen nachweisen würden, dass wir ihm nicht mal einen Strafzettel unterjubeln könnten. Tja, und so kam es dann ja auch. Vor zwei Nächten bin ich zu einer Frau drüben in der Cedar Street, sie wohnt in diesem kleinen weißen Haus gleich an der Ecke. Morgens um zwei gab es eine Beschwerde wegen Ruhestörung. Die Frau ist neu hier, und ich glaube, zwischen ihr und den Nachbarn gibt es Probleme, böses Blut oder so.
    Wie auch immer, der Streifenwagen fährt also hin, und sie finden die Frau bewusstlos am Boden, splitternackt, das Höschen über den Kopf gestülpt. Sie wurde so brutal vergewaltigt, dass sie kaum aufstehen konnte. Vor ein, zwei Jahren hätte mich so was in Rage versetzt. Heute ist es nur noch das beschissene Ende eines weiteren beschissenen Tags, verstehst du?«
    »Siehst du, dir geht es genau wie mir damals. Hat nur ein bisschen länger gedauert.«
    »Nein. Du irrst dich. Du sagst, du hättest hingeschmissen, weil sich das Jobprofil verändert hat, weil du keine Verbrecher jagen wolltest. Ich aber mache weiter, gerade weil ich sie jagen will. So war es schon immer, aber, Mensch, ich bräuchte mal wieder was, das mich so richtig wachrüttelt.«
    »Habt ihr den Kerl geschnappt?«
    »Es waren mehrere. Drei üble Säufer aus Dover. Einer von ihnen war der Ex-Freund der Frau, die beiden anderen waren Kumpels aus der Army. Sie hat sie sofort identifiziert. Und ich habe nur bei mir gedacht, wie unfassbar blöd diese Burschen doch waren. Sie hätten sie umbringen sollen. Na, wie findest du das? Ich dachte, wenn sie sie ermordet hätten, wären sie vermutlich ungeschoren davongekommen.«
    »Mann, Charlie. Das ist starker Tobak.«
    »Da kann ich nicht widersprechen. Genau das meine ich.«
    Altman, Heinz und Earle diskutierten inzwischen lautstark darüber, wer der bessere Boxer sei, Joe Louis oder Mohammed Ali, den Altman nach wie vor Cassius Clay nannte. Aus der Jukebox plärrte ein Lied von Frankie Valle.
    An Panik’s Bar waren die sechziger Jahre scheinbar spurlos vorübergegangen.
    An Schilling nicht – im Gegenteil.
    »Pye, die Mutter und Elise Hanlon waren die Letzten, die mir richtig an die Nieren gegangen sind. Deshalb muss ich mit ihr sprechen.«
    »Ruf sie an.«
    »Das reicht nicht.«
    »Willst du etwa den ganzen Weg bis nach Short Hills rausfahren?«
    »Ja. Sobald ich hier fertig bin.«
    Mit einem Kopfnicken deutete Ed auf das Scotchglas.
    »Dann halt dich ein bisschen zurück.«
    »Nach drei Drinks kann ich immer noch prima fahren.«
    »Nach fünf auch. Ich war dein Partner, schon vergessen?
    Aber wir haben die Plätze getauscht, wenn du nicht mehr konntest.«

    Es dauerte zwei Stunden von Sparta nach Short

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