The New Dead: Die Zombie-Anthologie
Leidenschaft gewesen.
„Wo sind Sie gewesen? Ich habe hier Gäste, die etwas essen wollen, aber keinen Koch, der es ihnen zubereitet!“
„’tschuldigung … Ich bin ein bisschen herumgelaufen.“
„War das ein Spaziergang und Flucht vor Ihrer Arbeit? Wenn Sie das nächste Mal beschließen herumzustromern, tun Sie das in Ihrer Freizeit. Ich führe hier einen Laden und keinen Wohlfahrtsverein für Minderbemittelte, die ein wenig kochen können.“
Charlene drehte sich zu den Gästen um, zwei Personen, die bereits an einem der Tische Platz genommen hatten, entschuldigte sich für die Verzögerung und erklärte, das Essen ginge aufs Haus. Das bedeutete nichts anderes, als dass es Danny vom Lohn abgezogen würde.
Danny kehrte in die Küche zurück und griff nach den Bestellzetteln. Obwohl er sich auf das Kochen hätte konzentrieren sollen, musste er ständig an den Leichnam denken, der oben am Rathaus hing. Etwas nagte an ihm, und das war definitiv nicht Charlene …
Als er abends nach Hause kam, wollte er sich nur noch entspannen, sich aufs Sofa setzen, abhängen und darüber nachdenken, was für ein Scherbenhaufen aus seinem Leben geworden war. Während er auf seinem Sofa hockte, Sardinen aus der Dose aß und in seinen Fernseherstarrte, der schon beim Empfang lokaler Sender Probleme hatte, konnte er nur daran denken, wie wütend Jennifer ihn gemacht hatte. Er überlegte, wie er mit ihr abrechnen konnte, um sich wieder besser zu fühlen, doch im Grunde wollte er sie nur wieder zurückhaben.
Die Lokalnachrichten kündigten die Themen der Sendung an. Die rothaarige Nachrichtensprecherin Terra Gerstner verlas die Meldungen: „Bär greift Teenager beim Sex an“, „Bauarbeiter vom eigenen Toupet skalpiert“, „Hundefleischbrater setzt auf Jahrmarkt seine eigene Hose in Brand“ und „Flugzeug verschwindet im neuen Bermuda-Dreieck“
Dannys Block lag auf dem Couchtisch. Während er Fernsehen schaute, was nun einmal das Alltäglichste auf der Welt war, brodelte er wütend vor sich hin. Zufälligerweise verging seine Wut abrupt, als es an der Tür klingelte. Er bekam nie Besuch, hatte keine Freunde und die Möglichkeit, dass Jennifer vorbeischaute, bestand nicht – oder vielleicht doch? Rasch ging er zur Tür und schaute durch den Spion. Niemand stand vor der Tür. Spielte ihm da etwa jemand einen Streich? Wieder klingelte es. Wieder schaute er durch den Spion. Wieder war niemand zu sehen.
„Wer ist da?“
Er hörte irgendetwas, wusste aber nicht recht, was es war. Es klang wie ein Stöhnen oder Ächzen. Verärgert und genervt griff er nach der Klinke und riss die Tür auf. Überrascht und leicht schockiert sah er Jennifer vor sich stehen.
„Jennifer?“, sagte er voller Abscheu, möglicherweise klang es jedoch auch ein wenig gekränkt. „Was willst du denn hier?“
Sie sagte nichts. Er drehte ihr den Rücken zu, ging in seine Wohnung zurück und ließ die Tür offen. War das Ganze nicht schon schlimm genug? Musste er sich jetzt auch noch damit abgeben? Mit ihr. Mit ihrem Gerede. Gerede über was?
Als ihm klar wurde, dass sie kein Wort gesagt hatte, wandte er sich wieder um. Sie stand noch immer auf der Schwelle.
„Na gut. Willst du nicht reinkommen?“
Da erst bemerkte er trotz der schwachen Beleuchtung des Treppenhauses, dass etwas nicht stimmte.
„Alles in Ordnung …?“
„Die Seuche … Sie ist da.“ Sie sprach es beinahe so aus, als wäre sie eine Eidechse; so sehr zischte sie.
„Was zum …?“
Jennifer stand leicht gekrümmt da und wirkte abgezehrt. In diesem Zustand hatte er sie noch nie gesehen. Klar, manchmal dachte er, dass sie ohne Make-up nicht ganz so hübsch war, aber gütiger Himmel, fletschte sie etwa die Zähne? Und was war das? Ihre Haare waren aufgerichtet, als hätte sie einen Stromschlag bekommen. Ihr Gesicht hatte einen grauen Schimmer, der immer dunkler wurde, je näher sie kam. Er schaute auf ihre Brüste. Was zum Teufel war mit ihren Brüsten passiert? Sie waren geschrumpft! Es waren keine fleischigen Rundungen mehr, sondern sie stachen wie Äste durch ihr T-Shirt.
„ Sie hat …“
Sie führte den Gedanken nicht zu Ende, und Danny konnte auch sehen, warum, als ihr Gehirnmasse aus der Nase lief.
Stöhnend kam sie auf ihn zu. Er versuchte begütigend auf sie einzureden, doch sie stieß ihn gegen die Sofalehne. Danny bemerkte ihren Blick – gelb, boshaft, verstört – und die Zähne, die zu spitzen Hauern geschliffen worden waren. Sie fuhr ihm mit den
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