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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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Rathaus. Er baumelte da mit hängenden Armen und schlackernden Beinen, der Rumpf auf der hoch aufragenden Spitze aufgespießt. Der Körper war mit einem lauten, satten Platschen gelandet, und die Menschen, die gerade auf der Straße unterwegs waren, spürten einen leichten Sprühregen, der auf sie niederging – einen Regen, der im Wetterbericht nicht angekündigt worden war. Von oben bis unten mit roten Flecken bedeckt, mussten sie eingestehen, dass es eine entsetzliche Landung war, vielleicht sogar mit der Höchstpunktzahl Zehn für grausige Landungen. Trockene Fleischfetzen trieben wie Konfetti durch die Straßen. An einer Straßenecke lag ein gen Himmel stierender Augapfel. Niemand bekam ihn zu sehen, nur ein Chihuahua, der ihn sofort – ohne lange darauf herumzukauen – herunterschlang, sodass sein Frauchen gar nicht mitbekam, was geschehen war. Die meisten Bewohner der Stadt, die außer ein wenig Gerede und kleinen Skandälchen nicht viel zu bieten hatte, waren von der ebenso plötzlichen wie unerklärlichen Pfählung wie gelähmt.
    Die Reaktion auf den Vorfall erfolgte prompt. Polizeiwagen und Feuerwehrautos stoppten unter lautem Sirenengeheul und mit quietschenden Reifen vor dem Rathaus. Aufgrund der recht großflächigen und farbenprächtigen Auswirkungen des Vorfalls wurde die Gegend weiträumig abgesperrt, um die üblichen Gafferfernzuhalten. Die Feuerwehrmänner fuhren ihre Leiter so weit aus, wie es irgend ging, und schwenkten sie dann in Richtung des Leichnams, wobei sie den Körper touchierten und einige Innereien durch die Luft flogen. Mehrere Feuerwehrmänner kletterten die Leiter hinauf und stiegen auf das Dach, um von dort aus die Lage zu sondieren. Ihre Walkie-Talkies vor die Münder haltend, berichteten sie von dem, was sie da sahen, ebenso emotionslos, wie es Journalisten zu tun pflegen. Vertrockneter Leichnam … keinerlei Fleischreste im Mundbereich … Zahnfleisch deutlich zu erkennen … Lippen nicht vorhanden … abgefeilte gelbgrüne Zähne … Innereien und Eiter quellen heraus …
    Als der Leichnam an der Stange plötzlich zuckte, fuhren sie wie vom Donner gerührt zusammen.
    Sie bekamen ihn nicht von der Spitze herunter. Oh ja, sie versuchten es: Sie zogen und drückten und schoben ihn an der Stange hoch und runter. Die Szene erinnerte an Feuerwehrleute, die mit aufgespanntem Sprungtuch hin und her rannten, um jemanden aufzufangen, der abzustürzen drohte. Nach stundenlangen Versuchen gaben sie schließlich auf und ließen den Leichnam mit einem dumpfen Laut wieder an seine ursprüngliche Position zurückrutschen. Ihre Einstellung zu der ganzen Angelegenheit war eindeutig: Scheiß drauf! Die Einstellung des Bürgermeisters war ebenso eindeutig: Scheiß drauf! Sollten doch die Leichenstarre, Maden und Bussarde sich darum kümmern!
    Und so wurde dann auch verfahren. Zwar behaupteten später viele der Städter, gesehen zu haben, wie die Leiche zuckte, als würden sich die Krähen daran gütlich tun, doch leider war das nicht der Fall. Die Krähen näherten sich nicht einmal dem Leichnam, sondern blieben weit entfernt auf den Hochspannungsleitungen sitzen.
    Weil sie Angst hatten? Das war durchaus denkbar.
    Danny McDanielson arbeitete als Koch in einem kleinen Schnellrestaurant ein Stück weiter die Straße runter, in der auch das Rathaus stand. Koch in einem Schnellrestaurant zu sein bedeutete, von niemandem ernst genommen zu werden. Er tat zwar so, als würde ihn das nicht stören, doch das stimmte keineswegs. Danny war ein junger Dichter, nicht schlecht aussehend, mit Haaren wieJohnny Depp, unter denen er immer hervorlinste Er war jemand, der sich bemühte, das immer stärker werdende Gefühl einer allgemeinen Unzulänglichkeit nicht nach außen dringen zu lassen. Als der Leichnam vom Himmel fiel, gehörte Danny zu den wenigen, die nicht nach draußen stürmen und gaffen konnten. Jennifer Bugles, seine Freundin, mit der er die letzten drei Jahre zusammen gewesen war und die seine morbide Dichtung angebetet und ihm ständig den wilden Haarschopf gestrubbelt hatte, war gerade dabei, mit ihm Schluss zu machen. Sie wusste zwar keinen Grund dafür anzuführen, doch schien es ihr im Moment das Richtige zu sein.
    „Du, Danny. Du weißt doch, was am Ende bei Pac-Man auf dem Bildschirm steht, wenn man verliert, oder?“
    „Ja.“
    „Für uns heißt es auch ‚Game Over‘.“
    „Warum?“
    „Wenn du erst noch fragen musst, kann ich es dir auch nicht erklären.“
    „Was?“
    „Willst du

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