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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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erklärte Tom. „Die Form der Ohren, die Höhe der Wangenknochen, die Linie des Kiefers, die Entfernung zwischen Nase und Oberlippe. Diese Dinge verändern sich auch nach etlichen Jahren nicht.“
    „Ich weiß nicht, ob ich das kann, Tom.“
    „Das musst du entscheiden.“ Tom zog sein Messer aus der Lederscheide. „Ich übernehme einen, und du kannst dich um den anderen kümmern, wenn du dazu bereit bist“
    Tom stellte sich hinter den Mann. Er drückte den Kopf des Zombies behutsam nach vorne und setzte die Messerspitze an der richtigen Stelle an. Er ging sehr langsam vor, damit sich Benny den Ablauf gut einprägen konnte.
    „Willst du nicht irgendwas sagen?“, fragte Benny.
    „Das habe ich bereits“, antwortete Tom. „Tausend Mal. Ich habe gewartet, weil ich dachte, dass du vielleicht auch etwas sagen möchtest.“
    „Ich habe sie doch nicht gekannt“, sagte Benny.
    Eine Träne tropfte aus Toms Auge auf den Nacken des Zombies, der sich gegen Tom zu wehren versuchte.
    Tom stieß die Klinge hinein, und der Kampf war beendet. Einfach so.
    Tom ließ den Kopf einen Augenblick lang hängen, als ihm ein Schluchzen entwich. „Es tut mir leid“, entschuldigte er sich. „Ruhe in Frieden.“
    Er schniefte und hielt Benny das Messer hin.
    „Ich kann’s nicht!“, rief Benny aus und wich zurück. „Verdammt noch mal, ich kann’s nicht!“
    Tom stand da, während ihm Tränen über das Gesicht liefen, und hielt ihm das Messer entgegen. Er sagte kein Wort.
    „Gott … verlang das nicht von mir“, stöhnte Benny.
    Tom schüttelte den Kopf.
    „Bitte, Tom.“
    Tom ließ das Messer sinken.
    Die Zombiefrau stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Fesseln und stieß einen schrillen Laut aus, der wie ein Dolch durch Bennys Gedanken fuhr. Er hielt sich die Ohren zu und wandte sich ab. Kopfschüttelnd kauerte er sich mit dem Gesicht zur Wand in die Ecke zwischen der Hintertür und der Wand.
    Tom bewegte sich nicht vom Fleck.
    Benny brauchte lange. Endlich hörte er auf, den Kopf zu schütteln, und lehnte die Stirn an die Wand. Der Zombie im Stuhl stöhnte noch immer. Benny drehte sich um und sank auf die Knie. Er wischte sich mit dem Unterarm die Nase und schniefte laut.
    „Sie wird für alle Zeiten so sein, nicht wahr?“
    Tom schwieg.
    „Ja“, sagte Benny und beantwortete seine eigene Frage. „Ja.“
    Er erhob sich langsam.
    „Okay“, sagte er und streckte die Hand aus. Sie und der ganze Arm zitterten. Auch Toms Hand zitterte, als er seinem Bruder das Messer überreichte.
    Benny stand hinter der Zombiefrau und brauchte sechs oder sieben Anläufe, bis er es fertigbrachte, sie zu berühren. Schließlich gelang es ihm. Tom unterstützte ihn, indem er auf die Stelle tippte, an der die Messerklinge eindringen musste. Benny setzte die Messerspitze an.
    „Wenn du es tust“, riet Tom, „dann tu es schnell.“
    „Können sie Schmerzen empfinden?“
    „Ich weiß es nicht. Aber du spürst sie. Und ich auch. Also mach es schnell.“
    Benny holte tief Luft und sagte: „Ich liebe dich, Mom.“
    Er machte es schnell.
    Damit war es vorbei.
    Benny ließ das Messer sinken. Tom nahm ihn in die Arme, und sich aneinander festhaltend sanken sie auf die Knie. Sie weinten so laut, dass die Welt zu zerbrechen drohte. Auf den Stühlen waren die beiden toten Menschen in sich zusammengesunken, die Köpfe zur Seite gekippt, die verdorrten Münder stumm.
    Die Sonne ging bereits hinter den Bergen unter, als sie das Haus verließen. Sie hatten im Garten zwei Gräber ausgehoben. Tom verschloss das Haus und schließlich auch die Kette am Eingangstor zu der Wohnsiedlung. Das Messer steckte in Bennys Tasche. Er hatte Tom gefragt, ob er es behalten dürfe.
    „Warum?“, fragte sein Bruder.
    Bennys Augen waren noch ganz verweint, aber er hatte sich wieder völlig unter Kontrolle. „Ich glaube, ich kann’s gebrauchen“, antwortete er.
    Tom betrachtete ihn eine ganze Weile. Sein Lächeln war traurig, sein Blick jedoch voller Zuneigung und Stolz.
    „Komm“, sagte er. „Lass uns zurückgehen.“
    Benny Imura sah sich nach dem schmiedeeisernen Tor und den aufgemalten Worten um. Er nickte.
    Gemeinsam gingen die Brüder in der hereinbrechenden Dunkelheit denselben Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

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