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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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ist.“
    „Nein, kein Problem.“ Nightingale starrte in sein Glas. „Ich denke nur nach.“ Wieder zuckte draußen ein Blitz, und so wartete er den Donnerschlag ab, ehe er fortfuhr. „Du erinnerst dich natürlich noch daran, wie alles begann mit den ersten Berichten über Spontanheilungen bei moribunden Patienten. Nun, das schien mir nichts zu sein, dem ich größere hätte Aufmerksamkeit schenken müssen. Aber dann war da diese Familie, bei deren Tochter die Leukämie plötzlich abklang, nachdem sie die Sterbesakramente empfangen hatte …“
    „Ich erinnere mich. Sie war noch sehr jung, nicht wahr? Neun?“
    „Ja, es waren nur noch ein paar Wochen bis zu ihrem zehnten Geburtstag. Was meine Aufmerksamkeit erregte, war die Tatsache, dass die Eltern behaupteten, sie sei gar nicht mehr wie ihre Tochter, da sie sich so sehr verändert habe, dass es sich mit ihrer Krankheit allein nicht erklären ließe. Als ich bei ihnen eintraf, um mir das Kind anzuschauen, schlief es, und obwohl das Mädchen entgegen meiner allgemeinen Erfahrung auf dem Gebiet der Besessenheit erstaunlich gesund aussah, konnte ich keinerlei Gefühlsregung feststellen. Nach einigen Tagen versuchte ich, noch einmal mit der Familie Kontakt aufzunehmen, aber sie war nicht mehr da, und keiner wusste, wohin sie gezogen war.
    Es gab auch andere Fälle … zu viele, um als Zufälle abgetan zu werden. Die meisten sind nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Die größte Behinderung stellt in der besonderen Situation dieser Menschen natürlich die Sensationspresse dar: Jede Untersuchung, jeder Versuch, den Opfern und ihren Familien zu helfen, wird von dem Staub, der von der Presse aufgewirbelt wird, zunichtegemacht. Heutzutage ist es angesichts von Fernsehen und Internet sogar noch schlimmer. Wenn ich mein Kommen und Gehen nicht streng geheim hielte, würden die Reporter mir mit ihren Kameras überallhin folgen und mir über die Schulter schauen.“
    „Elendes Gesindel“, stieß Edward Arvedson voller Abscheu hervor.
    „Ich hatte von einem Unfallopfer in Minnesota gehört, das gerade aus dem Koma erwacht war, als ich mit dir sprach. Wie bei dem Mädchen aus Südkalifornien schien auch bei ihm eine völlige Persönlichkeitsveränderung stattgefunden zu haben. Er war ein sanfter, leise sprechender Kirchgänger gewesen, der sich in einen gewalttätigen, unmäßig trinkenden Schläger verwandelt hatte. Die Frau, mit der er vierundzwanzig Jahre lang verheiratet gewesen war, ließ sich von ihm scheiden, und seine Kinder wollten ihn nicht mehr sehen. Der Vorgarten seines Hauses in Bloomington verkam völlig, und wenn er die Haustür öffnete, schlug einem der Gestank von Fäulnis und Schimmel entgegen. Ich sah ihn nur ein paar Sekunden lang durch die wegen der Vorlegekette nur einen Spaltbreit geöffnete Tür, doch was ich da mitbekam, war eindeutig Wahnsinn, eine Art Gleichgültigkeit, die ich nur bei geisteskranken Straftätern beobachten konnte. Das beweist natürlich gar nichts. Gehirnverletzungen können solche Veränderungen ebenfalls hervorrufen, und dieser Mann war eindeutig schwer verletzt worden. Aber er erkannte mich wieder .“
    „Das erzähltest du bei unserem Telefonat“, sagte Arvedson. „Ich hatte das Gefühl, dass es dich aus der Fassung gebracht hatte.“
    „Weil es nicht so war, als hätte er ein Bild von mir im Enquirer gesehen, sondern als würde er mich wirklich kennen … kennen und hassen. Ich blieb nicht lange, aber es war nicht nur das Treffen mitdem Minnesota-Opfer, das mich so erschütterte. Noch nie hatte ich von so vielen Fällen von Besessenheit gehört oder dass sie bei Menschen auftrat, die dem Tode so nahe gewesen waren. Es ergab einfach keinen Sinn!“
    „Das ist auch eine Sache, die mich interessiert“, sagte Edward. „Aber jetzt möchte ich von dir hören, was mit deinem buddhistischen Herrn passierte.“
    Nightingale atmete tief ein und aus und trank seinen Sherry aus. „Gut. Geshe war ein sehr interessanter Mann, ein Künstler und Lehrer. Ich wünschte, ich hätte ihn zu einem früheren Zeitpunkt kennengelernt, doch selbst während unserer nur kurz dauernden Bekanntschaft hat er mich zutiefst beeindruckt, und ich muss gestehen, ich mochte ihn. Darum ist das, was geschah, so beunruhigend.
    Er hatte das Krankenhaus verlassen, um zu Hause zu sterben. Seine Frau hatte er einige Jahre zuvor verloren, und ihre Ehe war kinderlos geblieben. Es kamen zwar mehrere seiner Schüler und Kollegen vorbei, um ihm ab und zu

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