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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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diesem zerfetzten, fauligen Ding war?
    Bedachtsamkeit war etwas für Erwachsene, und Kinder neigten dazu, sie außer Acht zu lassen. Trotz des Augenblicks der Erleuchtung, den er eben gehabt hatte, war Jack immer noch gerade mal zwölf Jahre alt. Mit der festen Absicht, den Stock zur Seite zu drücken, streckte er die Hand danach aus und trat mit dem linken Fuß in die Gedärme, die um den Toten verteilt lagen. Wäre er auf einer Bananenschale ausgerutscht, hätte die komische Wirkung nicht größer sein können. Der Fuß glitt unter ihm weg, und er fiel mit dem Hintern auf den nassen Boden und schlug leicht mit dem Hinterkopf auf. Er spürte den Dreck und die modrige Masse, die von seiner Jeans aufgesaugt wurde und sich am Hinterkopf inseinem Haar verteilte. Der Tote, der neben ihm auf dem Boden lag, zappelte, um an ihn heranzukommen, aber er konnte seine Glieder nicht mehr bewegen und nur mit schlängelnden Bewegungen näher rücken. Jack hatte genug Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen, doch das Adrenalin schoss durch seinen Körper bei dem Gedanken, wie nah er dem widerlichen Ding gewesen war.
    Alle Jungen lachten, bis auf Jack. An der Situation war nichts Komisches – na ja, okay, der Sturz war wohl schon ein Kichern wert –, und er war noch ebenso verwirrt und wütend wie vorher. Er stemmte sich mit den Armen hoch und setzte sich auf, ehe er versuchte aufzustehen. Ein zweites Mal stürzte er, und zwar genau auf den toten Mann, wobei seine Hand in das Gesicht der Leiche schlug, als er versuchte, seinen Sturz abzufangen.
    Jack spürte, wie sich ein stechender Schmerz in seine linke Hand bohrte, der sich bis zum kleinen Finger erstreckte.
    „Aua! Scheiße!“ Er richtete den Blick auf die Stelle, von der der Schmerz ausging, während er seine Hand zurückzog, und erstarrte. Der Zombie hatte fest zugebissen. Jack schaute auf das Blut, das aus seiner Hand quoll, und wich mit weit aufgerissenen Augen hastig zurück. Ein Zahn steckte in seinem Handballen. Er hatte ihn aus dem Kiefer der Leiche gebrochen, als er seine Hand wegriss.
    Der Zombie bäumte sich so weit auf, wie er konnte, und schnappte noch einmal nach ihm. Ohne darüber nachzudenken, holte Jack mit dem Fuß aus und trat den Kopf des Zombies zur Seite. Die Muskeln waren so verkümmert, dass es eher dem Zufall als der Natur zu verdanken war, dass der Kiefer noch am Kopf hielt.
    „Jack! Du bist gebissen worden!“ Billys Stimme klang ganz fern. Es hörte sich wie ein Flüstern an.
    „Ich muss zu Großvater. Der kann es richten“, sagte Jack. Seine Lippen fühlten sich ganz taub an. Er hatte wieder das Klingeln in den Ohren, nur dass der Grund dafür jetzt ein anderer war.
    Skunk ergriff als Nächster das Wort und schüttelte den Kopf. „Es wurde in den Nachrichten gesagt, Jack. Das kann man nicht heilen. Wenn man gebissen wird, wird man zu so einem Wesen. Es ist vorbei.“
    „Das ist Blödsinn!“ Jack zwinkerte mit den Augen und schüttelte den Kopf, während er leugnete, was er selber gehört hatte. „Das ist Blödsinn! Nein!“
    Er sah wieder das tote Wesen an. Es war kaum noch in der Lage, sich zu bewegen. Sein Bedürfnis, sich für den Zombie einzusetzen, war wie fortgewischt, aus ihm herausgerissen wie das Stück Fleisch an seiner blutenden Hand. Er holte immer wieder aus, trat nach dem lädierten Gesicht, bis die Tränen in seinen Augen alles verschwimmen ließen, sodass er innehalten und sie abwischen musste.
    Um ihn herum standen seine Freunde und starrten ihn voller Faszination, aber auch Ekel an.
    Billy schüttelte den Kopf. „Das ist kein Blödsinn, und das weißt du auch. Du hast doch die Nachrichten gesehen. Diese Wesen … sie breiten sich aus. Du kannst nicht einmal mehr nach Hause gehen, Jack. Es ist möglich, dass du versuchst, deiner eigenen Familie etwas anzutun.“
    „So schnell geht das nicht.“ Jack schüttelte wieder den Kopf. „Das dauert.“
    Tom schüttelte ebenfalls den Kopf, und seine Miene war undurchdringlich. „Nein, das dauert nicht lange. Vielleicht ein paar Stunden.“
    „Dann muss ich versuchen, es in Ordnung zu bringen.“
    „Es ist zu spät!“ Tom trat zur Seite und machte dann noch zwei weitere Schritte. Jack brauchte nur eine Sekunde, um zu erkennen, dass er ihm den Weg an dem toten Ding vorbei versperrte.
    „Geh mir verdammt noch mal aus dem Weg. Ich habe die Nase voll von dir, Tom.“
    Charlie keuchte. Seine Atemgeräusche hörten sich nicht gut an. José beugte sich vor und schüttelte den Kopf,

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