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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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ergeben wie ein Blindenhund und machte sich so viele Gedanken über den Alltag wie ein Schwein über Mathematik.
    Ray Martin war älter als wir, wenn auch nicht viel, vielleicht drei Jahre. Er war so früh wie möglich von der Schule abgegangen, und ich hatte keine Ahnung, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente. Es kursierten jedoch Gerüchte, dass er stahl, sich als Hehler betätigte und ein paar Huren für ihn anschafften, von denen eine seine Schwester sein sollte, obwohl das alles auch nur Gerede sein konnte. Er war ein seltsam aussehender Typ, einer von denen, bei denen man das Gefühl hatte, dass sie immer in Schwierigkeiten steckten. Und genau das tat Ray Martin wohl auch. Er war schlank, aber nicht sehr groß und hatte blonde Haare, die er sorgfältig kämmte und leicht gelte. Sein Haar war das Beste an ihm. Es war voll und fiel ihm in Beach-Boy-Manier in die Stirn. Sein Gesicht dagegen ließ mich stets an einen Hammerhai denken, was wohl an seinen schwarzen Knopfaugen und seiner langen Nase lag, die von der breiten Stirn bis zu den Lippen, die schmal wie Rasierklingen waren, einen geraden Strich bildete. Sein Kinn sah aus wie ein Steinquader. Er hatte riesige weiße Zähne, die so groß waren wie ein Stück Würfelzucker. Ray hätte einen hervorragenden Bösewicht nachder Art Dick Tracys abgegeben. Er hatte eine seltsam reptilienhafte Art, sich zu bewegen, oder zumindest schien es mir so, als würde er sich ständig hin und her winden und schlängeln. Irgendwo tief in meinem Unterbewusstsein juckte es mich wohl herauszufinden, wie gefährlich er wirklich war.
    Wir spielten eine Runde an unserem Tisch, während Ray Martin an einem der anderen drei Tische spielte. Er stieß die weiße Kugel herum, sammelte alle Kugeln mit dem Rack ein, machte den Break und dann eine Aufnahme. Viel Muße hatte ihm ein gutes Auge und ein ebensolches Gefühl in den Armen verschafft.
    An jenem Tag stach mich der Hafer, und ich schaute zu ihm hinüber und sagte: „Du spielst ziemlich gut mit dir selbst.“
    Ray Martin hob den Kopf und wandte ihn mir zu. Dabei knackte sein Hals, und er warf mir einen Blick zu, wie ich ihn zuvor noch nie gesehen hatte. Rugger eilte mit einem Bier aus der Kühlung zu seinem Tisch, hielt es ihm hin und sagte: „Müsste eigentlich ziemlich bald jemand reinkommen. Vielleicht kannst du eine Partie organisieren.“
    Ray Martin nickte, nahm die nasse Bierflasche entgegen, trank einen Schluck und musterte mich mit der Präzision eines Scharfschützen, kurz bevor er einen Schuss abgibt. „Klar“, erwiderte er. „Könnte sein.“
    Er ging zu einem Stuhl an der Wand, setzte sich, trank sein Bier und ließ mich nicht mehr aus den Augen. Eine Hand hatte er in die Tasche seiner Baggy Pants geschoben. Ich wandte mich wieder dem Spiel zu, und Donald rückte ganz dicht an mich heran und sagte: „Das hat er nicht gut aufgenommen. Er hat es als einen Witz auf seine Kosten verstanden.“
    „Es sollte ein Witz auf seine Kosten sein“, erwiderte ich.
    „Ich weiß. Und das hat er auch gemerkt.“
    „Du meinst, ich sollte mir Sorgen machen?“
    Donalds Miene veränderte sich ein wenig. Er befeuchtete seine Lippen. Ich meinte zu sehen, dass sein Unterkiefer zitterte. „Nein, und ich mach mir auch keine Sorgen um dich. Ich weiß, dass du selber auf dich aufpassen kannst.“
    Ich glaubte ihm kein Wort, denn ich hatte den Funken des Zweifels in seinen Augen gesehen, und das ärgerte mich. Es gefiel mir nicht, dass er dachte, ich wäre vielleicht doch nicht so böse und hart, wie ich selber dachte. Ich merkte, wie der zurückgebliebene Junge mich mit offenem Mund finster anstarrte, und es traf mich, dass er das Gleiche dachte, obwohl … Wenn dieser Junge zu zwei Gedanken in der Lage war, hoben sie sich wahrscheinlich gegenseitig auf.
    Ich warf Ray Martin einen Blick zu – nur um ihm zu zeigen, dass meine Eier nicht geschrumpft waren – und stellte fest, dass er mich immer noch beobachtete. Um die Wahrheit zu sagen: Zwar kam ich mir tapfer vor, aber da war etwas an der Art, wie er mich anschaute, das ein sehr unangenehmes Gefühl bei mir auslöste. Ich hatte noch nie jemanden mit einem solchen Blick kennengelernt, und ich schrieb es seinem Aussehen zu, dass er, egal was er dachte und egal wie er guckte, diesen seltsamen Eindruck bei mir hinterließ. Zum Teufel! Wahrscheinlich sah seine alte Mutter genauso aus! Bestimmt musste sie sich ein Schweinekotelett um den Hals legen, damit jemand sie fickte.
    Ich linste in

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