The New Dead: Die Zombie-Anthologie
Bagatelle?“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Irgendjemand“, sagte ich, „wird daraus eine Story machen, das ist nur eine Frage der Zeit. Sie haben hier eine Geheimwaffe. Etwas Brandneues! Ich wünsche eine vollständige Erklärung. Klären Sie mit dem Pentagon, was immer Sie klären müssen. Aber ich will Fakten, ich will Zahlen, Namen und Daten. Und wenn diese … diese Wesen ins Feld ziehen, will ich dabei sein. Ich will sehen, was man mit ihnen macht, denn ich glaube nicht, dass man einen neuen Roboter in Menschengestalt lediglich zum Verladen von Frachtgütern entwickelt hat.“
„Sie haben wahrscheinlich recht“, gab er schließlich zu und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Irgendwer wird die Story erzählen. Irgendwann. Aber das werden nicht Sie sein.“
„Aha.“ Ich wusste, was das bedeutete.
Ebenso wusste ich jedoch, was nötig war, um seine Meinung zu ändern.
„Die Story, an der ich gearbeitet habe“, meinte ich, „und wegen der ich sechs Wochen hier verbracht habe, wird für bestimmte Leute unangenehme Konsequenzen haben, wenn sie herauskommt. Ich kann die Geschichte natürlich nicht einfach vergessen. Schließlich muss ich mich an meine moralischen Grundsätze als Journalistin halten.“
Er bedachte mich mit einem eisigen Lächeln. Ich hegte keinen Zweifel daran, was er von meinen moralischen Grundsätzen hielt.
„Aber sie muss nicht so bald herausgebracht werden. Ich könnte meinen Chefredakteuer anrufen und ihm sagen, dass noch einige Fragen offen sind und ich noch ein wenig Zeit brauche, um sie zu klären.“
Das Lächeln auf seinem Gesicht war festgefroren.
„Er könnte bereit sein, noch eine Weile zu warten. Vielleicht sogar einen ganzen Monat. Dann hätten bestimmte Leute etwas mehr Zeit, um sich abzusichern.“
Das Lächeln bekam Risse. Man wird kein so hoher Offizier in der Armee, wenn man nicht in der Lage ist, schnelle Entscheidungen zu treffen, und er verschwendete keine Zeit darauf, mit mir zu diskutieren. Er wusste, dass ich ihn in der Hand hatte. „Ich rücke morgen mit einem Sonderkommando aus, um einen Aufstand niederzuschlagen. Sie können uns begleiten, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.“
„Und die wären?“
„Keine Kameras.“
„Sie haben meine Kamera bereits zerstört.“
Er grinste höhnisch über meinen kläglichen Versuch, ihn auszutricksen. „Ich meine damit: überhaupt keine Kameras. Nicht mal Ihre Handykamera. Ich werde nicht versuchen, Einfluss darauf zu nehmen, was Sie schreiben werden, aber es wird keine Bilder geben von dem, was Sie zu sehen bekommen. Darüber hinauswerde ich Sie die ganze Zeit nicht aus den Augen lassen. Wenn ich zu der Ansicht gelange, dass Ihre … nun ja … Sicherheit in Gefahr ist, werde ich Sie bei der erstbesten Gelegenheit zum Stützpunkt zurückschicken.“
„Und Sie erwarten von mir, dass ich mich darauf einlasse? Was hält Sie davon ab, mich zurückzuschicken, sobald ich etwas Interessantes herausfinde?“
„Sie werden sich darauf einlassen, denn unabhängig davon, was Sie sehen oder nicht, wird es die beste Story Ihres Lebens sein“ erklärte er. Es war das erste Mal, dass ich das tiefe, frostige Blau seiner Augen bemerkte. „Allein die Informationen, die ich Ihnen gebe, bevor wir aufbrechen, werden Ihnen wahrscheinlich den Pulitzer-Preis einbringen.“
Ich lachte. „Ach, kommen Sie. Nur weil Sie einen Feldversuch mit einem neuartigen Roboter …“
„Das sind keine Roboter, Miss Flores. Das sind amerikanische Staatsbürger. Oder besser gesagt, sie waren es, bevor sie starben.“
Es herrschte eine Außentemperatur von acht Grad, als ich am nächsten Morgen kurz vor dem Sonnenaufgang aufwachte. Die Temperatur würde bis zum Mittag auf über vierzig Grad steigen. Ich zog mich an, packte ein paar Sachen ein und begab mich zur Fahrbereitschaft, wo der Oberst bereits auf mich wartete. Er hatte einen Militärpolizisten dabei, der mich auf Kameras durchsuchte, aber ich war sauber. Ich hatte lediglich mehrere Flaschen Wasser, ein Notebook, einen Stift und eine Tube Sonnencreme dabei. Diesen Exklusivbericht würde ich mir nicht dadurch vermasseln, dass ich seine Bedingungen zu umgehen versuchte.
Sobald der Oberst sicher war, dass von meiner Seite nichts zu befürchten war, ließ er einen Truppentransporter beladen – ein ungepanzerter Lastwagen mit offener Ladefläche, die noch nicht einmal eine Plane hatte, um die Soldaten vor der sengenden Sonne zu schützen.
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