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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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Fracht um gefährliche oder zerbrechliche Güter handelte.
    Das war etwas, das ich mir für später aufhob, etwas, das man weiterverfolgen konnte, da es Stoff für eine Story zu sein schien. Mein Aufenthalt auf diesem Stützpunkt neigte sich dem Ende zu. Die Story, wegen der ich hierher gekommen war, hatte ich bereits geschrieben: Die Verbandskästen, die in Muzhikistan an unsere Soldaten ausgegeben wurden, waren voller Medikamente, deren Haltbarkeitsdatum bereits überschritten war. Das war eine Sache, die 2019 mit deprimierender Regelmäßigkeit vorkam, als der Green Party Congress das Verteidigungsbudget zusammenstrich, wo immer es möglich war. Ich saß draußen vor der Offiziersmesse und wartete auf ein Interview mit dem Obersten, der die Versendung der minderwertigen Verbandskästen genehmigt hatte. Ich war so weit, die Story abzuschließen, aber ich wollte ihm eine letzte Möglichkeit geben, noch einmal zu der Angelegenheit Stellung zu beziehen, bevor ich mein Manuskript nach New York schickte. Schließlich würde es sein Kopf sein, der rollte, sobald diese Sache herauskam.
    Er verspätete sich um zwanzig Minuten. Ich überlegte bereits, ob ich aufstehen und das Interview vergessen sollte. Meine Flasche mit abgekochtem Wasser hatte ich längst geleert, und mir wurde allmählich sogar im Schatten des Sonnenschirms, unter dem ich saß, zu heiß. Ich hätte meine Story noch einmal überarbeiten können, doch stattdessen schweifte mein Blick immer wieder zu den gelb gekleideten Männern bei den Hubschrauberlandeplätzenhinüber. Sie bewegten sich so seltsam, dass ich zuerst angenommen hatte, sie würden nur besonders vorsichtig mit der Fracht umgehen, doch das allein war es nicht. Ihre Bewegungen zeichneten sich durch eine gewisse Gleichförmigkeit aus: Die Männer gingen auf exakt die gleiche Weise in die Hocke, ehe sie eine Kiste anhoben, und sie hoben sie alle im gleichen Moment an, als würden sie einer Choreografie folgen und als wären sie keine Menschen, sondern Maschinen …
    „Miss Flores! Es tut mir leid, aber ich wurde in einer Besprechung aufgehalten.“ Der Oberst ragte vor mir auf und hielt ein wenig von der zentralasiatischen Sonne ab. Ich blinzelte ein paarmal und lächelte dann zu ihm auf. „Ich fürchte, ich muss das Treffen mit Ihnen schnell hinter mich bringen.“
    „Kein Problem“, sagte ich. „Ich wollte nur wissen, ob Sie noch etwas zu dem Thema zu sagen haben.“
    „Sie meinen wohl etwas, das mich in ein noch schlechteres Licht rückt“, knurrte er. Der Oberst wusste natürlich über meine Story Bescheid. An einem Ort, an dem eine solch bleierne Langeweile herrscht wie auf einem Militärstützpunkt und der Klatsch die seltsamsten Blüten treibt, kann man nichts lange geheim halten. Er wusste, dass ich die Sache mit den Verbandskästen enthüllt hatte. Ihn erwartete das Kriegsgericht und möglicherweise auch eine Anhörung vor dem Kongress. Sobald meine Story veröffentlicht war, würde seine Karriere ein für alle Mal beendet sein, und er konnte sich glücklich schätzen, wenn er einer Haftstrafe entging. „Ich weiß gar nicht, warum Sie beschlossen haben, mich zu vernichten“, presste er hervor, „wo ich mich doch nur an meine Anweisungen gehalten habe, die von …“
    Auf dem Hubschrauberlandeplatz krachte etwas zu Boden. Ich fuhr herum, um zu sehen, was geschehen war. Die gelb gekleideten Männer waren allesamt um eine der Kisten herum stehen geblieben, die auf den Asphalt gefallen und auseinandergebrochen war. Sie schienen nicht zu wissen, was sie tun sollten, standen nur da und schauten noch nicht einmal in Richtung der Bescherung, die sie angerichtet hatten.
    Nun erhaschte ich einen Blick auf das, was sich in der Kiste befand.
    „Miss Flores, bitte. Ich muss darauf bestehen, dass Sie zurückbleiben“, brüllte der Oberst mir hinterher.
    Zu spät. Ich hatte bereits die Hälfte des Exerzierplatzes zurückgelegt und versuchte, meine Videokamera an meinem linken Schulterstück zu befestigen, während ich gleichzeitig mein Knochenschall-Mikrofon unter mein Kinn drückte. Der Offizier kam hinter mir hergerannt und packte meinen Arm, aber ich riss mich sofort wieder los.
    „Das ist Sperrgebiet, Miss Flores.“
    Das war mir herzlich egal.
    Ein menschlicher Arm war aus der beschädigten Kiste gefallen. Ein Arm, der in hellgelbes Plastik gehüllt war, das genau denselben Farbton hatte wie die Schutzanzüge, dieser seltsamen Arbeiter. Als ich noch einen Schritt näher tat, sackte

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