The New Dead: Die Zombie-Anthologie
diese Art von Schutz auch nicht. Ich wusste jetzt, dass sie die Hitze nicht spürten. Sie spürten gar nichts.
Natürlich gab es für die gelben Anzüge, die sie trugen, eine Abkürzung, wie es beim Militär in allen Bereichen üblich ist: IDS – Insektendichte Schutzhülle. Sie bestanden aus sehr stabiler PET-Folie und waren entwickelt worden, Insekten von diesen Truppenangehörigen fernzuhalten. Die Armee konnte nicht verhindern, dass ihre reanimierten Leichen verwesten, doch konnte man den Prozess ein wenig verlangsamen. Der Oberst schätzte, dass die Mitglieder seines Bataillons ungefähr sechs Monate einsatzbereit waren, bevor sich ihre Leistungsfähigkeit durch den fortschreitenden Verfall verschlechterte.
Die Schutzhüllen dienten zugleich einem anderen Zweck, und zwar sollten sie verhindern, dass ich – und die muzhikanische Bevölkerung – erkannten, wie unsere neuen Soldaten aussahen.
Sie waren tot. Es fiel mir noch immer schwer, das zu glauben, doch der Oberst nahm mich nicht auf den Arm. Es waren zumeist die Leichen von Soldaten, die bei Kampfeinsätzen ums Leben gekommen waren. Die Armee hatte sich sehr behutsam den Familien genähert und deren Erlaubnis eingeholt, die Leichen für ihre Zwecke zu verwenden. Die Familien erhielten im Gegenzug eine so hohe Entschädigung, dass die Kinder der Hinterbliebenen zum Community College gehen konnten und es für die Anzahlung eines Hauses reichte, sofern sie sich die Hypotheken und die anfallenden Zinsen leisten konnten. Man hatte ihnen nicht gesagt, wozu die Leichen verwendet wurden, und sie hatten notariell beurkundete Erklärungen unterzeichnet, in denen sie sich damit einverstanden erklärten, auf weitere Ansprüche – insbesondere darauf zu erfahren, was mit ihren toten Angehörigen geschah – zu verzichten.
Angesichts der schlechten Wirtschaftslage in der Heimat war es wohl nicht schwer gewesen, sie zur Abgabe dieser Verzichtserklärungen zu bewegen, nahm ich an.
Das Militär transportierte die Leichen in Zivilfahrzeugen in eine spezielle Anlage in Bagdad, und innerhalb einer Woche waren die Gefallenen wieder auf den Beinen und liefen in der Gegend herum: neue Soldaten für eine neue Ära der Kriegsführung.
„Die gegenwärtige Bezeichnung für sie lautet PMK – Post-Mortem-Kämpfer“, erklärte mir der Oberst.
„Dann sind sie also … untot“, meinte ich und sah auf die Ladefläche des Lasters. Fünfzig leere, gelbe Gesichter schauten mich an. „Zombies.“
Bei diesem Wort zuckte der Oberst zusammen. „Sie werden nicht Ihr Gehirn verspeisen, wenn es das ist, was Sie meinen. Die PMK nehmen keinerlei Nahrung zu sich, denken nicht und empfinden keinen Schmerz. Ihre Gehirne sind so gut wie tot. Wir steuern sie über eine aufeinanderfolgende elektrische Stimulation der Nervenbahnen.“
In der Highschool hatte ich im Biologieunterricht gesehen, wie das funktionierte. Die Lehrerin hatte die abgetrennten Beine eines Frosches mit einer Trockenbatterie verbunden. Wenn sie einen Schalter betätigte, zuckten die Beine. Es war dasselbe Prinzip, das bei den PMK jedoch weiter entwickelt war.
„Wir setzen einen Mikrochip oben in der Wirbelsäule ein“, erklärte der Oberst und streckte die Hand aus, um meinen Hals knapp unter dem Haaransatz zu berühren. Ich zuckte zusammen, als wären seine Finger eiskalt. „Der Chip ist mit einer Reihe von Algorithmen programmiert. Wenn wir wollen, dass der PMK läuft, aktiviert der Chip die Beinmuskeln in der richtigen Reihenfolge, damit ein Fuß vor den anderen gesetzt wird. Wenn wir wollen, dass sie eine Kiste hochheben, hat der Chip auch dafür eine Subroutine. Diese Chip-Generation hat an die fünfzig Basisprogramme, die über den Controller ausgewählt werden können.“
Der Controller – wie der Stabsunteroffizier, den ich auf dem vorgeschobenen Stützpunkt gesehen hatte – verfügte über die erforderliche Ausrüstung, um die richtigen Signale an diese Chips zu senden. Er konnte einen allgemeinen Befehl erteilen, und die PMK würden als Gruppe reagieren, oder er wählte einen bestimmten PMK über dessen Seriennummer aus und gab diesem einen speziellen Befehl.
„Und das ist billiger als Roboter?“, fragte ich.
Der Oberst beehrte mich mit seinem eisigen Lächeln. „Die Chips werden in China für unter zehn Dollar pro Stück hergestellt. Sie können ohne chirurgische Instrumente eingesetzt werden: Man braucht nur eine Spritze und eine Kanüle mit einem großen Durchmesser. Die PET-Folie für die
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