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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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Gäste.
    „Was meint ihr? Sollen wir ihn in Rente schicken?“
    Charlies Gäste jubelten.
    Charlie wandte sich dem Reanimierten zu. „Johnny Boy, wärst du wohl so freundlich, deine Kleidung für uns abzulegen?“
    Mit der Ungeschicklichkeit und mechanischen Effizienz seiner Art begann Johnny Boy, sich auszuziehen. Vielleicht aus Gewohnheitoder aufgrund einer guten Erziehung faltete er seine Kleidungsstücke sorgsam und legte sie in einem Stapel auf der Plane ab. Als er fertig war, drehte er sich wieder zu uns um … vollkommen nackt. Johnny Boy sah aus, als hätte er bei einem Unfall sein Leben gelassen: Sein Rumpf war völlig verunstaltet und an einigen Stellen offen und purpurn verfärbt. Sein Bauch war aufgebläht, das Fleisch angeschwollen und der Penis und die Hoden so ausgedörrt, dass man sie kaum erkennen konnte. Charlies Gäste erhoben ihre Gläser und prosteten ihm zu.
    „Johnny Boy“, rief Charlie, „bitte sei so nett und strecke deine Arme aus.“
    Johnny Boy streckte seine Arme aus.
    Nun erschien ein anderer Reanimierter mit einer fleckigen Schlachterschürze, die er Charlie überreichte. Nachdem er sie umgelegt hatte, ergriff Charlie eine Axt, die er offensichtlich schon bereitgehalten hatte, obwohl sie mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht aufgefallen war.
    Charlie wandte sich den Umstehenden zu und schwang drohend die Axt. „Seid ihr alle bereit, Johnny Boy in Würde zu entlassen?“
    Die Gäste verkündeten, sie seien bereit. Ich machte einen Schritt zurück. Ich ahnte, was jetzt kommen würde, begriff das Unheimliche, ja Groteske der Situation. Wie sollte man das beurteilen? War es ein Verbrechen? War es grausam? Ich wusste es nicht, aber ich wollte es auch nicht wissen, und vor allem wollte ich es nicht sehen. Und dennoch war mir klar ich, dass es ein Fehler wäre, jetzt das Fest zu verlassen oder gar meine Gefühle zu zeigen, die Jungs glauben zu lassen, ich würde mich für etwas Besseres halten als sie … Was ich übrigens tat. Ich stand da und zwang mich zuzusehen.
    Nachdem sich Charlie einen Moment gegönnt hatte, um seinen Gästen ein wolfartiges Grinsen zu zeigen, hob er die Axt und ließ sie auf einen von Johnny Boys ausgestreckten Armen niedersausen. Das Körperteil fiel zu Boden, wo es sich weiter bewegte, während aus dem immer noch ausgestreckten Stumpf langsam, aber stetig eine schwarze, wässrige Flüssigkeit sickerte. Johnny Boy schrie. Er bewegte seine Beine nicht und auch kaum den Kopf, aber er stieß laute, spitze Schreie aus und wimmerte. Die Gäste jubelten. Sie johlten, klatschten und stießen auf seine Qualen an.
    „Meine Bremsen!“, schrie Johnny Boy. „O mein Gott, der Truck, der verdammte Truck!“
    Die Menge jubelte erneut.
    Charlie überreichte Ryan die Axt, der mit einem schnellen sauberen Schlag den anderen Arm abtrennte. Johnny Boy schrie weiter, unartikulierte Laute, aber auch gut verständliche Worte, die sich auf den drohenden Frontalzusammenstoß mit dem Lkw bezogen. Aus seinen Stümpfen rann weiter schwarzes Blut wie bei einem Wasserhahn in der Küche, den man ein wenig aufgedreht hat. Dann wurde die Axt an einen anderen Freund weitergereicht, der ein Bein abschlug. Der Körper des Reanimierten kippte um, doch seine Schreie verstummten nicht. Es schien, als wisse er nicht, was gerade geschah, oder als sei es ihm gleichgültig. Doch die Vergangenheit, sein Tod, war lebendig und real und fand in diesem Augenblick statt. Die Menge war begeistert.
    Ich stand da, schluckte den Ekel herunter, der in mir aufstieg, und war völlig entsetzt, als auch das zweite Bein abgetrennt wurde und sich die Menge lachend, gestikulierend und Beifall spendend um den Rumpf des Reanimierten versammelte. Ich konnte unmöglich die ganze Zeit den Atem angehalten haben, doch hätte mich jemand gefragt, ich hätte geschworen, dass ich nicht ein einziges Mal Luft geholt hatte während der Verstümmelung des Reanimierten und der Einäscherung seiner Einzelteile und bis wieder Ruhe eingekehrt war.
    Die Party löste sich allmählich auf, doch es war noch früh und ich war zu aufgewühlt, um schon nach Hause zu gehen. Ich wollte sichergehen, dass Tori schlief, wenn ich zurückkam, um mich nicht erneut mit ihr auseinandersetzen zu müssen. Ich kehrte in einer Bar ein und trank zu viel, doch ich hatte meine Lektion gelernt. Obwohl ich mittlerweile ein Auto fuhr, dessen Scheinwerfer sich automatisch einschalteten, warf ich einen prüfenden Blick auf das Armaturenbrett, bevor ich um kurz vor ein

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