The New Dead: Die Zombie-Anthologie
ich sie ins Schlafzimmer und rief einen Schlüsseldienst an, um die einfachen Schlösser gegen sicherere austauschen zu lassen, die sich auch von innen nur mit einem Schlüssel öffnen ließen. Wahrscheinlich durfte ich die Schlösser an diesen Türen nicht einfach auswechseln, aber das war mir scheißegal. Wir befanden uns nun in der Schlussphase des Spiels. Das wusste ich. Ich musste Maisie loswerden, und ich wusste auch schon, wie.
Nachdem ich mich um die Schlösser gekümmert hatte, rief ich bei Ryan an, um die Nummer zu bekommen, und dann bei Charlie.
„Hey“, sagte ich zu ihm. „Wie oft gibst du eigentlich diese kleinen Partys?“
Ich hörte Stoff am Hörer rascheln, als er schulterzuckend antwortete. „So zwei- oder dreimal pro Jahr, schätze ich.“
„Es ist so“, fuhr ich fort, „ich habe da ein Modell …“ Ich vermied es, über Reanimierte am Telefon zu sprechen. Man konnte nie wissen, wer noch zuhörte. „Ich muss es loswerden.“
„Maisie, hä?“ Ich konnte sein Grinsen förmlich hören. „Ich hab mich schon gefragt, ob es wohl dazu kommen würde. Na ja, wir brauchen keine Party mit allem Pipapo, um uns zu amüsieren. Etwas Zwangloseres lässt sich schnell auf die Beine stellen. Du bringst sie Samstagabend her. Wir regeln alles Weitere.“
Die restliche Woche ging ich nicht zur Arbeit. Ich rief auch nicht im Büro an, und aus dem Büro meldete sich niemand bei mir. Das war’s dann wohl mit dem Job. Am Samstagabend ging ich aus, und Tori machte mir keine Szene. Die Dinge waren seit dem Streit nach Charlies letzter Party nicht mehr so wie früher. Sie würden es aber wieder, das wusste ich. Alles würde besser werden, sobald ich mit Maisie fertig war. Alles würde sehr, sehr bald wieder in Ordnung sein.
Ich holte Maisie ab und brachte sie zu Charlies Haus. Eigentlich hatte ich nur mit einem halben Dutzend Leute gerechnet, doch es waren fünfundzwanzig oder dreißig Personen da – fast ebenso viele wie bei der letzten Party. Ich holte Maisie aus dem Auto und führte sie ins Haus.
„Verdammt“, sagte Charlie. „Bist du sicher, dass du sie loswerden willst? Sie ist echt süß.“
„Vertrau mir“, erwiderte ich. „Sie ist völlig übergeschnappt. Die willst du bestimmt nicht haben.“
Das genügte ihm. Wir befahlen Maisie, sich in die Mitte des Wohnzimmers zu stellen, und bekamen ein Bier aus einem großen Fass in der Küche. Einige Jungs einschließlich Ryan meinten, sie würden Maisie vor ihrem Ende gerne einmal ausprobieren, und mir war klar, dass es undankbar wäre, ihr Ansinnen abzulehnen. Ich nickte schweigend, woraufhin etwa acht Männer mit ihr imSchlafzimmer verschwanden. Da die Menschen, die sich hier zusammengefunden hatten, nicht gerade zu den Leuten zählten, die mit einem vagen Verdacht zur Polizei liefen, machte ich mir keine Sorgen wegen irgendwelcher Äußerungen Maisies.
Es war kurz vor elf, als sie sie herausbrachten und auf die Plastikplane stellten. Sie war noch immer nackt, und ich sorgte dafür, dass sie in Richtung der Menge stand. Ich wusste, dass das diesmal meine Sache war, doch ich fühlte mich alles andere als gut dabei. Ich meine, es war egal. Es hätte egal sein sollen. Sie hatte schon gestrippt, lange bevor ich zum ersten Mal in den Club gestolpert war, und sie war schon weitaus entwürdigenderen Situationen ausgesetzt worden. Ich selbst hatte sie zu diesen Leuten gebracht. Was machte es da schon aus, diesem animierten Körper, der mit einer verrückten Art biologischer Batterien betrieben wurde, eine weitere Demütigung zuzufügen? Doch ich wusste, dass sie nicht so teilnahmslos war, wie wir es von den Reanimierten immer annahmen. Mir war klar, dass es erniedrigend sein würde für sie, und ich hatte vorgehabt, Maisies jämmerliches Dasein mit dem größtmöglichen Respekt zu beenden, den ich ihr gegenüber aufbringen konnte.
Unglücklicherweise konnte ich ihr jedoch gar keinen Respekt erweisen. Sie musste zerstört werden, und ich hatte nicht den Schneid, es selbst zu tun. So viel war klar. Ich brauchte diese Jungs für meine dreckige Arbeit und würde ihnen geben, was immer sie verlangten, würde sie sich auf jede beliebige Art mit Maisie vergnügen lassen, wenn sie nur dafür sorgten, dass ich sie los wurde. Sie könnte sich weigern, wenn sie wollte. Ich wünschte, sie würde es. Ich würde mich dann besser fühlen, und die anderen würden sehen, dass sie unbedingt zerstört werden musste.
Charlie trat mit der Axt vor, und obwohl ich mich am
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