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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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liebsten abgewandt hätte, musste ich einen letzten Blick auf Maisie werfen, wie sie da nackt in der kühler werdenden Abendluft stand. Sie sah mit glasigen Augen in meine Richtung, doch unsere Blicke trafen sich nicht. Maisie starrte ins Leere. In diesem Moment fühlte ich mich gerechtfertigt. Sie war nur eine Art biologischer Maschine mit Aussetzern. Dies war kein Mord, es war etwas anderes. Gnade … Ja, es war ein Akt der Gnade.
    Charlie reichte mir die Axt. „Du zuerst“, sagte er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er stieß mir den Stiel der Axt vor die Brust. „Vergiss es, Freundchen. Du musst diese Party eröffnen.“
    Verdammt , dachte ich. Ich musste mich jetzt an die Spielregeln halten. Schließlich hatte ich sie schon einmal getötet. Es war sinnlos, Nerven zu zeigen. Also befahl ich ihr, einen Arm auszustrecken, und Maisie gehorchte augenblicklich. Sie sah mich nicht an, und ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Vielleicht will sie es sogar , dachte ich. Vielleicht will sie keine Reanimierte mehr sein . Ich holte tief Luft und versuchte an nichts zu denken, als ich die Axt schwang.
    Der Arm fiel nach dem ersten Hieb auf die Plane. Es war so leicht, wie mit einem Messer durch Butter zu schneiden. Ich hätte mich wohl noch an den anderen Arm gewagt, doch nun begann Maisie zu schreien, und das lenkte mich ab. Es war kein gewöhnliches Schreien, kein menschliches Schreien. Sie öffnete den Mund weit – unglaublich weit –, wie eine Schlange, die ihren Kiefer ausrenken konnte, um ein Beutetier zu verschlingen. Die Augen weit aufgerissen, blickte sie wild um sich. Ich bemerkte ein kurzes Zögern, das mir lang und unnatürlich erschien, und dann begann sie, einen lauten, nicht enden wollenden unnatürlichen Schrei auszustoßen … Sie schrie nicht vor Schmerzen, sondern wegen der entsetzlichen Qualen, der unvorstellbaren Qualen, die sie litt.
    Johnny Boys Schreie hatten die Gäste geliebt, doch bei Maisie war es etwas anderes, etwas Bewusstes, das aus tiefster Seele kam, und wir alle spürten es. Einen Augenblick lang verharrten alle wie betäubt, bis Charlie endlich aus seiner Erstarrung erwachte und mir die Axt entriss. Er schwang sie wie ein Irrer, als ob er erkannt hätte, dass Maisie kein Spielzeug, sondern ein Gegenstand der Abscheu war, etwas, dass zerstört werden musste, bevor er gezwungen war, darüber nachzudenken, was sie war und was sie mit ihrer Existenz bezweckte.
    Der andere Arm fiel herunter. Sie hatte ihn nicht erhoben, doch Charlie trennte ihn knapp über dem Ellbogen ab. Die Axt trat drang tief in Maisies Körper ein.
    Maisie schrie erneut auf, und diesmal hieb Charlie nach ihrem Bein. Der Schnitt war sauber, und ihr Rumpf stürzte sich drehend und windend zu Boden, wobei das schwarze, Übelkeit erregende Blut versprüht wurde. Maisie schrie noch immer und würde nicht aufhören zu schreien.
    Für das furchtbare Geschehen, das sich hier abspielte, trug ich die Verantwortung, aber ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich rannte zu meinem Wagen, raste nach Hause und stürzte wie ein Besessener zur Tür hinein. Ich suchte meine Flasche Old Charter, füllte ein Wasserglas zur Hälfte und stürzte die Flüssigkeit in einem Zug herunter. Erst als ich wegen des Brennens nicht mehr würgen musste, bemerkte ich, dass Tori auf der Couch saß. Sie hatte von meiner Erregung kaum etwas mitbekommen. Vor dem Fernseher sitzend, sprach sie zu mir.
    „Ich kann nicht glauben, wie krank einige Menschen sind“, sagte sie. „Ich habe noch nie etwas Derartiges gehört oder gesehen.“
    Es kam im Fernsehen. Der Moderator der Lokalnachrichten kommentierte die Bilder, und das Wort LIVE blinkte immer wieder am Bildschirmrand auf. Im Hintergrund sah ich Charlies Haus, davor den Reporter, der von schockierenden Szenen eines Blutbades und einer abartigen Kultgemeinschaft sprach, die Reanimierte vergewaltigte und verstümmelte. Er konnte sein Entsetzen und seinen Ekel nur schwer verbergen. Man sah Polizeiautos mit rotierendem Blaulicht und wie eine Gestalt, die zu undeutlich und zu weit entfernt war, um sie zu erkennen, auf den Rücksitz verfrachtet wurde.
    Würden sie meinen Namen gegenüber der Polizei erwähnen? Ich hatte keine Ahnung. Eigentlich kannte ich diese Kerle gar nicht. Sie waren durch und durch verdorben, und so sahen sie möglicherweise keinen Grund, jemanden zu verpfeifen. Die Polizei würde Charlie für den großen Fisch halten, da ihm das Haus gehörte. Vielleicht würden sie nicht allzu viele Fragen

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