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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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Benny leise.
    „Nicht, wenn wir uns klug und vorsichtig verhalten. Der Trick besteht darin, sich langsam zu bewegen. Sie reagieren auf schnelle Bewegungen. Und natürlich auf unseren Geruch, aber den haben wir ja mit dem Diaminopentan überlagert.“
    „Können sie uns nicht hören?“
    „Doch“, antwortete Tom. „Deshalb darfst du nicht mehr reden, sobald wir in der Stadt sind, es sei denn, ich sage etwas. Aber auch dann ist weniger mehr und leiser besser als laut. Ich habe herausgefunden, dass es hilfreich ist, langsam zu sprechen. Viele der Toten stöhnen, und von daher sind sie an langsame und leise Laute gewöhnt.“
    „Das ist wie bei den Pfadfindern“, stellte Benny fest. „Mr. Feeney hat uns erzählt, dass wir uns in der Natur so verhalten sollen, als seien wir ein Teil von ihr.“
    „Auch dies hier, Benny, ist wohl oder übel ein Teil der Natur.“
    „Jetzt fühle ich mich nicht wirklich besser, Tom.“
    „So ist Zerfall und Zerstörung nun mal, Kleiner. Hier draußen fühlt sich keiner gut. Jetzt sei still und halt die Augen offen.“
    Als sie sich den ersten Häusern näherten, verlangsamten sie ihre Schritte. Tom blieb stehen und beobachtete die Stadt aufmerksam mehrere Minuten lang. Von ihrem Standpunkt aus verlief die Hauptstraße bergab, sodass sie die gesamte Stadt gut überblicken konnten. Tom holte ganz langsam den Briefumschlag aus seiner Jackentasche und faltete das Erosionsporträt auseinander.
    „Mein Kunde hat mir gesagt, es sei das sechste Haus an der Hauptstraße“, murmelte Tom. „Rote Haustür und weißer Zaun. Siehst du’s? Da, hinter dem alten Postwagen.“
    „Ahhha“, bemerkte Benny, ohne die Lippen zu bewegen. Er hatte Angst vor den Zombies, die keine zwanzig Schritte von ihnen entfernt herumstanden.
    „Wir suchen einen Mann namens Harold Simmons. Auf dem Grundstück ist niemand, deshalb müssen wir wohl oder übel ins Haus gehen.“
    „Ins Haus?“, fragte Benny mit einem unüberhörbaren Zittern in der Stimme.
    „Los.“ Tom setzte sich langsam in Bewegung, wobei er kaum die Füße anhob. Er ahmte die langsamen, schlurfenden Schritte der Zombies nicht exakt nach, doch seine Bewegungen waren unauffällig genug. Benny gab sich die größte Mühe, es seinem Bruder gleichzutun. Bei dem ersten Haus zu ihrer Linken befanden sich drei Zombies hinter einem hüfthohen Maschendrahtzaun, zwei kleine Mädchen und eine ältere Frau. Ihre zerfetzte Kleidung wehte wie kleine Fähnchen imheißen Wind. Als Tom und Benny an ihnen vorbeigingen, wandte die alte Frau den Kopf und schaute in ihre Richtung. Tom blieb stehen und wartete mit schussbereiter Pistole, doch der Blick der Alten wanderte weiter, ohne auf ihnen zu verharren. Nach einigen weiteren Schritten kamen sie an einem Mann vorbei, der einen Bademantel trug und eine Ecke seines Hauses anstarrte, als erwartete er, dass gleich etwas geschah. Er stand inmitten kniehohen Unkrauts und wild wuchernder Weinranken, die sich um seine Waden geschlungen hatten. Es sah so aus, als stünde er schon seit Jahren dort, und mit zunehmendem Entsetzen wurde Benny klar, dass dem tatsächlich so war.
    Am liebsten hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre fortgerannt. Sein Mund war wie ausgetrocknet, und der Schweiß lief ihm in wahren Bächen den Rücken hinunter.
    Sie bewegten sich ohne Unterbrechung und ganz langsam auf der Straße voran. Die Sonne wanderte allmählich zum westlichen Teil des Himmels; in vier oder fünf Stunden würde es dunkel sein. Benny wusste, dass sie es nicht bis zum Abend nach Hause schaffen konnten, und fragte sich, ob Tom sie bis zur Tankstelle zurückbringen würde oder so verrückt wäre, für die Nacht ein leeres Haus in dieser Geisterstadt zu beziehen. Benny war sich sicher: Müsste er in einem Zombiehaus schlafen – selbst wenn sich keines dieser unheimlichen Wesen darin aufhielt –, würde er durchdrehen.
    „Da ist er“, sagte Tom leise. Hinter einem großen Erkerfenster stand ein Mann und schaute auf die Straße hinaus. Er hatte rotblondes Haar und einen spärlichen Bart, doch jetzt war von beidem kaum noch etwas zu sehen. Seine Gesichtshaut war zusammengeschrumpft und erinnerte an schrumpeliges Leder.
    Tom blieb vor dem Lattenzaun stehen, dessen weiße Farbe größtenteils abgeblättert war. Er verglich das Erosionsporträt mit dem Mann am Fenster.
    „Benny?“, hauchte er. „Meinst du, er ist es?“
    „Mm-mh“, bestätigte Benny brummend.
    Der Zombie am Fenster schien sie zu beobachten. Benny

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