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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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Lieber Harold.
    Ich liebe und vermisse dich. Du hast mir all die Jahre so schrecklich gefehlt, und ich bete jeden Morgen, dass du Frieden finden mögest. Ich vergebe dir, dass du versucht hast, mir etwas anzutun, und ich vergebe dir, was du den Kindern angetan hast. Lange Zeit habe ich dich dafür gehasst, doch jetzt verstehe ich, dass du nicht du selbst warst. Es war dieses Ereignis. Du sollst wissen, dass ich mich um unsere Kinder gekümmert habe, als sie sich verwandelten. Sie ruhen jetzt in Frieden, und ich lege jeden Sonntag Blumen auf ihre Gräber. Ich weiß, das würde dir gefallen. Ich habe Tom Imura gebeten, dich zu suchen. Er ist ein guter Mann, und ich bin überzeugt, dass er anständig mit dir umgehen wird. Ich liebe dich, Harold. Möge Gott dir deinen Frieden geben. Ich weiß, dass du mit Bethy und dem kleinen Stephen auf mich wartest. Wenn meine Zeit gekommen ist, werden wir in einer besseren Welt wieder vereint sein. Bitte verzeih mir, dass ich nicht den Mut hatte, dir früher zu helfen.
    In ewiger Liebe.
    Deine Claire.
    Benny weinte, als Tom den Brief wieder zusammenfaltete. Er wandte sich ab, schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. Tom nahm ihn in den Arm und gab ihm einen Kuss auf den Kopf.
    Dann trat er beiseite, holte tief Luft und zog sein Messer hervor. Benny glaubte nicht, dass er imstande war zuzusehen, doch er hob den Kopf und sah, wie Tom den Brief vor Harold Simmons auf dem Tisch ablegte und glatt strich. Nahezu geräuschlos trat er hinter den Zombie und drückte sanft dessen Kopf nach vorne, um die Messerspitze in der kleinen Kuhle an der Schädelbasis ansetzen zu können.
    „Du kannst ruhig wegschauen, wenn’s dir lieber ist, Benny“, sagte er.
    Benny wollte nicht hinsehen, aber er schaffte es nicht, sich abzuwenden.
    Tom nickte, atmete noch einmal tief ein und stieß das Messer tief in den Nacken des Zombies. Die Klinge verschwand nahezu mühelos in der Lücke zwischen dem Rückgrat und dem Schädel und durchtrennte den Hirnstamm vollständig.
    Harold Simmons hörte auf, sich zu wehren. Sein Körper krümmte sich nicht, es gab keinen Todeskampf. Er sackte lediglich in sich zusammen, bis er reglos in den Seidenschnüren hing. Welche Kräfte auch immer ihn angetrieben hatten, welche Krankheitserreger oder Strahlen oder was auch immer den Mann befallen und zum Zombie gemacht hatte, es besaß keine Macht mehr über ihn.
    Tom zerschnitt die Fesseln an Simmons’ Armen, hob die Hände des Toten an und legte sie so auf den Tisch, dass er den Brief in Händen hielt.
    „Ruhe in Frieden, Bruder“, sagte Tom Imura leise.
    Er wischte das Messer ab, schob es in die Lederscheide und trat einen Schritt zurück. Als er nach Benny schaute, sah er, dass sein Bruder haltlos schluchzte.
    „Das ist es, was ich mache, Benny.“
    XII.
    Sie verließen das Haus durch die Hintertür. Bennys Tränen versiegten allmählich, doch dauerte es eine ganze Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte. Schweigend gingen Tom und er Seite an Seite Richtung Südosten, Kilometer um Kilometer. Sie kamen an einer weiteren Tankstelle vorbei, bei der Tom einen weiteren Mönch begrüßte, hielten sich jedoch nicht lange dort auf. Der heiße Tag neigte sich seinem Ende entgegen.
    „In einer Stunde sind wir zurück“, teilte Tom dem Mönch mit, nachdem er ihm einige Gläser Diaminopentan und ein Päckchen Dörrfleisch überreicht hatte. „Wir werden über Nacht bleiben müssen.“
    „Du bist mir immer herzlich willkommen, Bruder“, sagte der Mönch mit einem freundlichen Lächeln.
    Sie gingen noch eine Viertelstunde durch ein Wäldchen, dessen Bäume voller Spätorangen hingen. Tom pflückte einige der Früchte, schälte und aß sie und sagte kaum ein Wort, bis sie an das schmiedeeiserne Tor einer Wohnsiedlung gelangten, die von einerhohen Mauer aus roten Backsteinen umgeben war. Auf einem Schild über dem Tor stand Sunset Hollow .
    Außerhalb der Siedlung fanden sich überall Abfall, alte Knochen und mehrere ausgebrannte Autowracks, die voller Einschusslöcher waren. Rechts neben das Tor hatte jemand mit weißer Farbe geschrieben: GESÄUBERTE ZONE. TORE GESCHLOSSEN HALTEN. KEIN ZUTRITT. Darunter standen die Initialen T.I.
    Benny zeigte darauf. „Hast du das geschrieben?“ Es war sein erster vollständiger Satz, nachdem sie Harold Simmons’ Haus verlassen hatten.
    „Vor zwei Jahren“, antwortete Tom.
    Die Tore waren geschlossen und mit einer dicken Kette und einem schweren Vorhängeschloss gesichert. Die

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